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Bad Wörishofen: Gesünder älter werden – so klappt’s

Bad Wörishofen

Gesünder älter werden – so klappt’s

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    Sein Vater war Kneipp-Arzt, der Sohn ist Kneipp-Fan und als solcher auch Chefarzt an der berühmten Charité in Berlin. In Bad Wörishofen wird der Bestseller-Autor Andreas Michalsen in Kürze die Gesundheitstage eröffnen.
    Sein Vater war Kneipp-Arzt, der Sohn ist Kneipp-Fan und als solcher auch Chefarzt an der berühmten Charité in Berlin. In Bad Wörishofen wird der Bestseller-Autor Andreas Michalsen in Kürze die Gesundheitstage eröffnen. Foto: Anja Lehman/Immanuel Krankenhaus Berlin

    Herr Professor Michalsen, Sie sind in Bad Waldsee, einem Kneipp-Kurort geboren, in Kürze sind Sie Eröffnungsredner der Gesundheitstage in der Kneippstadt Bad Wörishofen. Wie steht es um Ihre Beziehung zum Wasserdoktor Kneipp?

    Michalsen: Schon mein Großvater praktizierte in Bad Wörishofen als Kneipp-Arzt und mein Vater leitete Kurkliniken der Stadt und etablierte Bad Waldsee offiziell als Kneipp-Kurort.

    Welche Bedeutung messen Sie den fünf Säulen des heilkundigen Pfarrers zu?

    Michalsen: Seine fünf Säulen sind das, was heute in der modernen Medizin als „multimodale Medizin“ bei der Behandlung chronischer Krankheiten Standard ist. Die Kombination aus fünf Bereichen führt zu einer besseren, synergistischen Heilwirkung.

    Halten Sie eine Säule für besonders wichtig?

    Michalsen: Alle fünf Säulen sind sehr wichtig. Leider wird die Wasser- und Bäderheilkunde inzwischen stark unterschätzt. Mit ihr lassen sich sehr gute medizinische Effekte erzielen und viele Therapien auch im Hausgebrauch selber durchführen. Die Wasserheilkunde ist völlig zu Unrecht in Vergessenheit geraten.

    Gesund alt werden mit Kneipp ist Thema ihres Impuls-Referates zum Auftakt der Wörishofer Gesundheitstage. Geht das überhaupt – und wenn ja, wie?

    Michalsen: Natürlich gibt es dafür keine Garantie, weil auch der liebe Gott ein Wort mitzureden hat. Aber vieles liegt auch in unserer Hand. Mit guter Ernährung, Fasten, reichlich Bewegung, wie auch Stressreduktion ist die Wahrscheinlichkeit viel höher, dass man gesund alt werden kann.

    Vornehmlich bei Geburtstagen wünscht man ja vor allem Gesundheit als „höchstes Gut“. Ist das der richtige und nicht nur ein frommer Wunsch?

    Michalsen: Das ist genau der Richtige. Gerade wenn man krank ist, spürt man, wie wichtig Gesundheit ist, andere Dinge verlieren dann schnell ihre Bedeutung.

    Das rät der Professor zum Umgang mit Kneipp

    Welchen Stellenwert genießt Pfarrer Kneipp nach Ihrer Meinung in der heutigen Gesundheitsdiskussion?

    Michalsen: Kneipp hat noch immer ein gutes Image und einen hohen Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung. Doch ist es an der Zeit und gerade künftigen Generationen sein Wirken und sein geniales Konzept wieder mehr unter die Leute zu bringen.

    Wie lässt sich die Lehre des Wasserdoktors wissenschaftlich noch mehr untermauern und verbreiten?

    Michalsen: Was wir brauchen, sind mehr gute wissenschaftliche Studien. Leider aber wird die Erforschung der Kneipp‘schen Therapien finanziell kaum unterstützt. Es wäre sehr wichtig, dass staatliche Institutionen, aber auch Stiftungen und private Sponsoren hier einspringen, um die Forschung voran zu bringen.

    Vorsorge ist ein aktuelles Schlagwort. Doch Vorbeugen mittels Kur werde von den Krankenkassen kaum unterstützt, heißt es immer wieder. Was ist dafür ihrer Ansicht nach die Ursache?

    Michalsen: Die Krankenkassen sind nicht an langfristigen Ergebnissen interessiert, sondern vor allem an kurzfristigen Erlössteigerungen oder Kostenersparnissen. Für Prävention ist da leider wenig Raum. Eine Strategie, die uns natürlich irgendwann auf die Füße fällt. Ich wünschte es wäre anders.

    In Ihrem neuesten Buch und dem Titel „Mit Ernährung heilen“ machen Sie dem Leser Geschmack auf besseres Essen und plädieren für ein gesundes Leben. Ist das der Schlüssel, um gesund alt zu werden?

    Michalsen: Die richtige Ernährung und auch Fasten sind für unsere Gesundheit von ganz großer Bedeutung. Wir behandeln in unserer Klinik tausende von Patienten mit speziellen Ernährungs,-und Fastenformen und haben damit hervorragende Heilerfolge erzielt.

    Gesunde Nahrung könne sich mitunter nicht jeder leisten, wird häufig kritisiert. Wird da Gesundheit nicht mehr und mehr zu einem Luxusgut, das sich nur Betuchte leisten können?

    Michalsen: Gesunde Ernährung ist nicht teuer. Viele gesunde Lebensmittel, wie Haferflocken, Leinsamen, Kohl, Linsen, Bohnen, Wurzelgemüse wie auch Vollkornbrot sind sehr preiswert. Keiner muss Chia-Samen oder Goji-Beeren kaufen, um sich gesund zu ernähren. Dabei ist nicht zu verkennen, dass es für Ernährung einen Riesenmarkt gibt und natürlich auch viel Hochpreisiges beworben wird.

    Gehen Sie bei Ihrem Vortrag bei den Wörishofer Gesundheitstagen auch auf die Themen „Fasten und Ernährung“ ein?

    Michalsen: Ja, ich werde Kneipp mit seinem gesamten Konzept darstellen, dazu gehört selbstverständlich auch Ernährung und Fasten.

    Zur Person

    Prof. Dr. med. Andreas Michalsen ist Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin und Inhaber der Stiftungsprofessur für Naturheilkunde der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Wie schon Pfarrer Kneipp, legt der 58-jährige Michalsen viel Wert auf die ganzheitliche Betrachtung des Körpers mit Geist und Seele. Michalsen stammt aus Bad Waldsee.

    Die Gesundheitstage in Bad Wörishofen

    Die Bad Wörishofer Gesundheitstage gehen in die sechste Runde. Von Donnerstag, 4. April, bis Sonntag, 7. April, befassen sich Erfolgsautoren, Trainer und Gesundheits-Experten in der Kneippstadt mit dem Thema „Leben in Balance“. 20 Workshops und Vorträge stehen auf dem Programm. Das Impuls-Referat zum Auftakt des Gesundheitswochenendes, für das auch die Bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml ihr Kommen zugesagt hat, hält Andreas Michalsen zum Thema „Healthy Ageing mit Kneipp“. Mit dabei ist auch Werner Tiki Küstenmacher.Das komplette Programm ist unter www.bad-woerishofen.de zu finden. (iss)

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