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Bad Wörishofen: Gebühr für Wörishofer Eishalle erwischt die Vereine eiskalt

Bad Wörishofen

Gebühr für Wörishofer Eishalle erwischt die Vereine eiskalt

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    „Eine Frechheit“Auf finanziell dünnem Eis bewegen sich die Eissportvereine in der Kurstadt. Das jetzt im Rathaus überlegt wird, eine Nutzungsgebühr einzuführen, sorgt bei den vereinsvertretern für Existenzängste. Unser Archivfoto zeigt das Team der „Wörishofer Wölfe“ des EV Bad Wörishofen.
    „Eine Frechheit“Auf finanziell dünnem Eis bewegen sich die Eissportvereine in der Kurstadt. Das jetzt im Rathaus überlegt wird, eine Nutzungsgebühr einzuführen, sorgt bei den vereinsvertretern für Existenzängste. Unser Archivfoto zeigt das Team der „Wörishofer Wölfe“ des EV Bad Wörishofen. Foto: Andreas Lenuweit

    In der Corona-Krise gibt es noch eine Schonfrist, doch dann sollen Bad Wörishofens Vereine Nutzungsgebühren für die Eishalle bezahlen. Das kommt nicht gut an. Beim Eiskunstlaufverein dachte man nach ersten Gesprächen bereits über heftige Konsequenzen nach. Dass die Vereine, die die Eishalle nutzen, künftig dafür bezahlen sollen, hat steuerliche Gründe. Nichts zu verlangen, wäre für die Stadt steuerschädlich, sagte Kämmerer Tim Hentrich unserer Redaktion. Die Stadt hätte dadurch also einen finanziellen Nachteil. Über die genaue Höhe ist derzeit öffentlich nichts bekannt.

    Andernorts werden für Eishallen bis 120 Euro pro Stunde verlangt

    Ordnungsamtsleiter Marcus Kleebaur berichtete im Stadtrat von 100 bis 120 Euro pro Stunde für Eishallen. Das werde andernorts verlangt. Auch die Nutzer der Dreifachturnhalle von Bad Wörishofen müssen Benutzungsgebühren zahlen, allerdings in weit geringerem Maße. „Daran könnte man sich orientieren“, findet Kleebaur. Über mögliche Beträge wurde in der Sitzung aber nicht gesprochen.

    „Keine Gemeinde verlangt von ihren eigenen Vereinen 100 Euro pro Stunde“, sagt dazu Egbert Gai, der Vorsitzende des Eiskunstlaufvereins Bad Wörishofen. Er ist Schwabens größter Eiskunstlaufverein mit rund 300 Mitgliedern, davon 120 Aktiven. Das seien Preise, die bei externen Vermietungen aufgerufen würden, berichtet Gai, der sich in Schwabens Eislaufszene bestens auskennt.

    In der Wörishofer Eishalle werden auch immer wieder Talente entdeckt

    Bad Wörishofen bringt immer wieder Talente hervor, welche dann in Leistungszentren wie Oberstdorf ans Spitzenniveau gebracht werden. „Die haben dort ganz andere Möglichkeiten; in Bad Wörishofen setzen wir auf den Breitensport“, berichtet Gai. Benutzungsgebühren seien deshalb „grundsätzlich schlecht“, sagt Gai. „Wir müssen das an die Familien weitergeben und das verteuert das ohnehin nicht günstige Hobby weiter.“ Allerdings sei es auch so, dass „wir einer der wenigen Eiskunstlaufvereine sind, die keine Nutzungsgebühren zahlen müssen“, berichtet Gai. „Wir sind deshalb bereit, einen geringen Beitrag zu leisten.“ Für ihn seien das „10 bis 15 Euro“ pro Stunde, wie Gai betont. Dass anfangs ganz andere Summen im Gespräch gewesen seien, sagt Gai auch, ohne ins Detail zu gehen. Er sagt nur: „Nach dem ersten Vorschlag gab es einen Aufschrei im Verein.“

    Die Optionen wären dann gewesen, dass alle Mitglieder in einen anderen Verein eintreten und Eisflächen der Nachbarorte nutzen. Auch die Auflösung des Wörishofer Vereins sei gefordert worden, berichtet Gai. Er gibt zu Bedenken, dass etwa der Fußballverein auch nichts für die Nutzung des städtischen Stadions samt Vereinsheim bezahlen müsse. In der Eishalle hätten auch die Vereine selbst renoviert und investiert, etwa die Musikkanzel bezahlt. Gai würdigt aber auch das Engagement der Stadt, welche zuletzt eine neue Bande und eine Ersatz-Eismaschine angeschafft habe. Auch beim Hallenlicht seien Verbesserungen geplant.

    „Wenn sie so weitermachen, sind wir auf einem guten Weg“, sagt Gai. „Uns wäre es am liebsten, wenn die Stadt die Kosten für unsere Kinder und Jugendlichen weiterhin schultern würde“, sagt Gai. „Uns ist aber auch klar, dass wir um Benutzungsgebühren nicht herumkommen.“

    Die betroffenen Vereine aus Bad Wörishofen wollen sich demnächst zu Beratungen treffen

    Die Vereine, welche die Eishalle nutzen, würden sich demnächst beraten, kündigt Gai an. Der Stadtrat hat beschlossen, mit Rücksicht auf wegfallende Einnahmen der Vereine in der Corona-Krise heuer noch keine Nutzungsgebühren einzuführen. Zur Saison 2022/2023 soll das aber geschehen.

    Nach drei Jahren als Vorsitzender wird Marco Schmidt beim EV Bad Wörishofen in wenigen Wochen sein Amt abgeben – angesichts der nun diskutierten Nutzungsgebühren fällt ihm das noch leichter, wie er auf Anfrage sagte. Aus seiner Sicht sei es schlicht eine „Frechheit“, was da im Rathaus geplant werde.

    Für einen Verein wie den EVW mit rund 200 Mitgliedern, davon gut die Hälfte Aktive, sei es „nicht zu stemmen“, wenn pro Saison Nutzungsgebühren von 12.000 bis 13.000 Euro von der Stadt einkassiert würden.

    Er wünscht seinen Nachfolgern daher ein glückliches Händchen und hofft, dass nicht der schlimmste Fall eintreten wird und der Verein seinen Betrieb einstellen müsse. Betont cool und gelassen reagiert dagegen sein designierter Nachfolger als EVW-Vorsitzender, Peter Wild. Erstmal müsse jetzt noch mit der Stadt verhandelt und viele Details geklärt werden.

    Wild legt dabei auch Wert auf die Feststellung, dass der EVW schon immer viel Aufwand betreibe und ehrenamtlich tätig sei, um auch eine „gewisse Unterversorgung“ im Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche in der Kneippstadt auszugleichen.

    Daher sei er natürlich „nicht erfreut“, darüber dass nun ab der kommenden Saison über eine Nutzungsgebühr nachgedacht werde – viel lieber wäre ihm da schon, wenn sich die Verantwortlichen im Rathaus eine clevere steuerliche Lösung ausdenken würden, um die Vereine nicht zu benachteiligen.

    Wild ist aber optimistisch: „Wir werden bestimmt eine gemeinsame Lösung finden“.

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