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Bad Wörishofen: Ganz großes Kino: Zwölf Cellisten in Bad Wörishofen

Bad Wörishofen

Ganz großes Kino: Zwölf Cellisten in Bad Wörishofen

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    Zwölf Cellisten, 48 Saiten und eine scheinbar unendliche musikalische Vielfalt: die Musiker der Berliner Philharmoniker.
    Zwölf Cellisten, 48 Saiten und eine scheinbar unendliche musikalische Vielfalt: die Musiker der Berliner Philharmoniker. Foto: Oliver Wolff

    Großer Spaß neben und auf der Bühne: Zum ersten Mal seit dem Lockdown Ende März traten am Sonntag die „12 Cellisten“ der Berliner Philharmoniker vor Publikum auf. Es war gleichzeitig der krönende Abschluss des ersten und hoffentlich letzten Festivals der Nationen unter Corona-Bedingungen in Bad Wörishofen. Allen Widrigkeiten zum Trotz performte die Cello-Sektion des vielleicht besten Orchesters der Welt eine Show, von der man noch lange schwärmen kann.

    Dass ein Cello schon alleine wegen seines großen Tonumfangs, also der Spannweite zwischen dem tiefsten und höchsten spielbaren Ton, zu den vielfältigsten Instrumenten zählt, ist nichts Neues. Aber was die zwölf Spitzenmusiker aus der Hauptstadt mit ihren besaiteten Holz-Juwelen machen, ist schon ein Phänomen: Individualität trifft Teamwork. Klar, von einem Ensemble mit derartigem Weltruf ist zu erwarten, dass jeder Einzelne sein Handwerk bis zur virtuosen Perfektion beherrscht. Aber dennoch sind die „Berliner“ kein normales Star-Ensemble.

    Das Markenzeichen ist der Sound der außergewöhnlichen Truppe

    Das Markenzeichen ist ihr Sound: direkt, detailverliebt und stets homogen. Es spielen zwölf herausragende Solisten, die sich voll in der Gruppe assimilieren können. Fernab des orchestralen Klang-Apparates mit Pauken und Trompeten wird das in der Zwölferbesetzung besonders deutlich. Die Musiker spielen sich mit gewieften Transkriptionen bekannter Werke abwechselnd die Bälle zu: Jeder Cellist übernimmt einmal die Führung und kann so nicht nur sein Können, sondern auch sein individuelles musikalisches Gespür zeigen.

    Das Programm war bei ihrem Konzert in Bad Wörishofen wie erwartet abwechslungsreich. Es begann mit böhmischer Musik: Auf eine barocke Suite mit vier Tänzen von David Funck folgte Antonín Dvoráks Lied „Lasst mich allein“. Die Bearbeitung für ein Cello-Ensemble kommt nicht von ungefähr: Der tschechische Komponist zitierte das Leitmotiv im zweiten Satz seines Cellokonzerts in h-Moll.

    Die Musiker zeigen auf ihren Instrumenten in Bad Wörishofen eine beeindruckende Klangfarbe

    Danach war die Stunde der Ohrwürmer und Evergreens: In Dmitri Schostakowitschs zweitem Walzer aus der Jazz Suite No. 2 zeigten die Berliner Cellisten ihre beeindruckende Palette an Klangfarben. Gabriel Faurés Pavane wurde zur stimmungsgeladenen Romanze. Dabei besonders beeindruckend: Die treffsicheren hohen Lagen weit oben am Griffbrett. Mit viel Intensität entstand die Illusion eines Streichorchesters inklusive Violinen – Gänsehaut.

    Ehe es in die Welt der Hollywood-Blockbuster gehen konnte standen Jazz und Tango auf dem Programm. „Lullaby of Birdland“ von George Shearing entführte mit eingebautem „Walking Cello“ in die Welt des berühmten New Yorker Clubs der Nachkriegszeit.

    Nicht gesunken, sondern versunken in eine Traumwelt war man während der Bearbeitung von James Horners Soundtrack zum Film Titanic. Normalerweise hat man sofort den schnell abgenutzt wirkenden Song „My Heart will go on“ im Ohr, doch dass Horner auch vielschichtige Leitmotive komponieren kann, zeigten die „Berliner“. Eine der Zugaben war eher wild. Ennio Morricones „Spiel mir das Lied vom Tod“ mit instrumentalen Soundeffekten rundete die unvergessliche Konzertreihe ab. Ganz großes Kino!

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