Es war ein echter Glücksfall in diesen schwierigen Corona-Zeiten für die Schülerinnen und Schüler der Grundschulen aus Türkheim, Tussenhausen und Mindelheim: Sie durften am Donnerstag im großen Kursaal den 40 jungen Musikerinnen und Musikern vom vbw-Festivalorchester zusehen und zuhören. Möglich machte das die gemeinsame Veranstaltung „Kinder spielen für Kinder“ von Mindelheimer Zeitung und dem Festival der Nationen. Unter den Top-Talenten auf der Bühne ist auch eine junge Geigerin aus Bad Wörishofen, die kurz vor einem Auftritt mit einem Weltstar steht.
Ab dem heutigen Freitag stehen die Talente dann beim Festival der Nationen im Mittelpunkt und treten dabei in der Riege der Weltstars der Klassik auf, unter der seit Jahren bewährten künstlerischen Leitung von Professor Christoph Adt.
Es sind die Besten aus ganz Bayern, die hier spielen und dabei große Stars begleiten dürfen. Intendant Winfried Roch vom Festival der Nationen, Verleger Johannes Högel und Redaktionsleiter Johann Stoll von der Mindelheimer Zeitung machten es gemeinsam möglich, dass die Veranstaltung „Kinder spielen für Kinder“ stattfinden konnte, natürlich nach den vorgegebenen Hygienemaßnahmen mit Abstand und Mund-Nase-Schutz. Unterstützt haben diese Veranstaltung auch in diesem Jahr Hans Kania und Marieluise Vorwerk aus Bad Wörishofen.
Johann Stoll begrüßte die jungen Musiker und die Schüler und sprach seinen Dank auch an die Schulen und deren Lehrkräfte aus, dass sie das möglich gemacht hatten. Und natürlich gab es immer wieder kräftigen Applaus für das jugendliche Orchester, denn es gab ja viel zu hören. Gleich zu Beginn erklang die Streicherserenade von Tschaikowsky, gespielt vom gesamten Orchester. Wie stellt man da am besten die einzelnen Musikinstrumente vor? Na klar, indem man besondere Stücke, speziell für sie komponiert, hören lässt. Dmitri Schostakowitsch schrieb das achte Streichquartett mit der Widmung „Im Gedenken an die Opfer des Faschismus und des Krieges.“ Es zeigt seine Eindrücke von der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Stadt Dresden. Für dieses Werk waren Geigen und Violoncelli zuständig. Worin besteht der Unterschied einer Geige und einer Bratsche? Eine der vielen Fragen des unterhaltsamen Vormittags. Die Schüler streckten fleißig ihre Hände in die Luft. Die Antwort kannten die meisten sehr genau. Die Kinder hatten sich auf diese außergewöhnliche Unterrichtsstunde gut vorbereitet. Zwei Musiker hielten die beiden Instrumente eng nebeneinander in die Höhe, so dass der Größenunterschied deutlich sichtbar wurde.
Die „Bratschen“ hatten sich ein neueres Werk für ihren Vortrag ausgesucht. Sie spielten aus dem Musical „West Side Story“ von Leonard Bernstein das zauberhafte „To Night“. Ein Komponist durfte auf keinen Fall fehlen: Niccoló Paganini, der Teufelsgeiger. Konzertmeisterin Catalina Pires hatte es für die Violinen ausgesucht. Christoph Adt sagte: „Gute Musik geht ins Herz. Aber auch schnelle Musik kann ins Herz gehen.“ Vor allem dann, wenn sie so gut gespielt wird wie von Catalina Pires und ihren Mitstreitern. Sie alle hatten einen Solopart in der 24. Caprice zu spielen, den 24 Launen für Solovioline. Paganini hatte sie 1807 in a-Moll komponiert. Die jungen Geiger bewiesen ihr beachtliches Können.
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Johann Stoll sprach mit einigen von ihnen, darunter war auch Emilia-Rosa Hofmann. Als einzige Bad Wörishoferin hatte sie es über den fordernden Auswahlmodus in das Eliteorchester geschafft. Sie lachte und meinte, das tägliche Proben sei ihr besonders wichtig. Sie ist ebenfalls mit großer Liebe und Leidenschaft dabei. Das sind alle jungen Musiker und bewiesen es immer wieder. Die jungen Streicher an den Bassgeigen oder Kontrabässen hatten eine ganz eigene, selbst arrangierte Melodie mitgebracht. Christoph Adt sagte: „Dieses Stück kannte ich bis gestern Abend selbst noch nicht.“ Es war tatsächlich eine Überraschung für alle – und trug den ungewöhnlichen Namen „Saufen“.
Begann das Konzert für die Kinder mit Pjotr Tschaikowsky, so war auch das letzte Werk von ihm, eine Streicherserenade, gespielt wieder vom ganzen Orchester.
Beim Konzert am Samstagabend begleiten sie gemeinsam mit Professor Christoph Adt die Pianistin Alice Sara Ott. Sie spielt das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 13 in C-Dur, KV 415, von Wolfgang Amadeus Mozart.
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