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Bad Wörishofen/Ettringen: Zwölf Einbrüche in einer Nacht

Bad Wörishofen/Ettringen

Zwölf Einbrüche in einer Nacht

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    Symbolbild
    Symbolbild Foto: Werner Mutzel (Symbol)

    Innerhalb weniger Stunden klaute ein 42-jähriger ungarischer Staatsbürger im März diesen Jahres im Raum Ettringen/Bad Wörishofen so ziemlich alles, was ihm in die Finger kam. Kommissar Zufall klärte die Diebstahlserie auf: Bei seiner Fahrt zurück in die Heimat stoppte ihn eine Polizeistreife in München.

    Und die Beamten staunten nicht schlecht, was sie bei der Kontrolle alles vorfanden: Von einer Buddha-Statue über teure E-Bikes bis hin zu hochwertigem Werkzeug. Das alles entwendete der Täter in der Nacht vom 14. auf den 15. März dieses Jahres.

    Weil ihn hohe Schulden drückten , kam der 42-Jährige auf die Idee, in Deutschland auf Einbruchstour zu gehen

    Der geständige Angeklagte wurde für diese Serie vom Schöffengericht des Amtsgerichtes Memmingen unter Vorsitz von Richter Nicolai Braun zu einer Haftstrafe von zwei Jahren verurteilt, die zur Bewährung ausgesetzt wurde, da er geständig und in Deutschland noch nicht vorbestraft war.

    „Ich akzeptiere jedes Urteil“, sagte der kooperative Angeklagte zu Beginn der Verhandlung zu Richter Braun. Und dieser wollte wissen, wie er auf die Idee gekommen sei, für den Raubzug ausgerechnet das Wertachtal auszusuchen. Nun, Janos drückten 80.000 Euro Schulden, die es abzuzahlen galt.

    Ein Großteil der Schulden resultierte aus dem Kauf und Sanierung eines Hauses. Und so sei er auf die Idee gekommen, nach Deutschland auf Diebestour zu gehen. Auf Bad Wörishofen sei er durch Zufall gekommen, weil er für einen früheren Arbeitgeber hier etwas zu tun hatte. Also mietete er einen Kombi, gab auf dem Navi Bad Wörishofen ein und landete schließlich am 14. März in der Kneippstadt. Er durchforstete gezielt weniger bewohnte Stadtteile und ging meist in Objekte wie geöffnete Garagen, bei denen er leichtes Spiel hatte, So gab es üblicherweise kaum Sachschaden, lediglich bei vier Objekten musste er Gewalt anwenden.

    Als er in Bad Wörishofen nicht mehr fündig wurde, dehnte er sein Gebiet auf Türkheim und Ettringen aus. Dabei kam einiges zusammen: Räder, Mopeds, Autoreifen, Bohrmaschinen, Bohrhämmer, Säbelsägen, LED-Strahler und sogar eine Buddha-Figur. Am Abend der Diebesserie tankte er noch bei einer Tankstelle in der Kneippstadt. Der Abrechnungsbeleg der Kreditkarte sollte noch eine Rolle spielen.

    Irgendwann war der Kombi randvoll und der Ungar entschloss sich, die Heimreise anzutreten. In München fiel das Fahrzeug mit ausländischem Kennzeichen am Morgen des 15. März einer Polizeistreife auf, die das Fahrzeug kontrollieren wollte. Der Dieb gab aber Gas und versuchte zu türmen, was aber misslang – wegen mangelnder Ortskenntnis und weil der Kombi zu langsam war.

    Die Polizisten wurden wegen der großen Buddha-Figur auf dem Beifahrersitz stutzig. So verlangten sie den Kofferraum zu öffnen und die Erklärung des Täters, er habe die Gegenstände gekauft, nahmen sie ihm nicht ab, sondern nahmen ihn mit auf die Wache. Bei der Durchsuchung fanden die Münchner Polizisten die Tankquittung aus Bad Wörishofen und nahmen somit Kontakt mit der Polizeiinspektion in der Kurstadt auf. Dort waren bis zu diesem Zeitpunkt kaum Anzeigen aufgelaufen und so gab es das Kuriosum, so der ermittelnde Kripobeamte, dass die Polizei vor den Geschädigten von den Diebstählen wusste.

    Der Kripobeamte schilderte den Angeklagten von Beginn an kooperativ, sodass die Zuordnung des Diebesgutes schnell abgewickelt werden konnte. Und auch vor Gericht entpuppte sich der Angeklagte als „Musterschüler“. Es sei eine Schnapsidee gewesen, in einer Nachtaktion etwas für den Schuldenabbau zu tun. Weit wäre er nicht gekommen, denn Richter Braun rechnete gerade mal einen Wert von 15.000 Euro zusammen und auf dem Schwarzmarkt in Ungarn wäre sicher noch weniger heraus gekommen.

    In Deutschland hatte sich der Ungar noch nichts zuschulden kommen lassen. In seiner Heimat hat er schon einiges auf dem Kerbholz

    Ein Blick in das Vorstrafenregister zeigte, dass sich der Angeklagte in Deutschland noch nichts zu Schulden kommen lassen – allerdings war er nach seinen Worten erst einmal für zwei Monate in Deutschland gewesen. Dafür hatte er in Ungarn einiges auf dem Kerbholz. Vom Fahren ohne Fahrerlaubnis über Trunkenheit am Steuer bis zum Diebstahl. Dafür hatte er wohl auch Gefängnisstrafen abgesessen, allerdings wurde Richter Braun aus dem ungarischen Dokument nicht ganz schlüssig.

    Die Staatsanwältin sah die in der Anklage erhobenen Vorwürfe voll durch die Einlassungen des Angeklagten bestätigt. Für ihn spreche die Kooperationsbereitschaft, weiter dass er in Deutschland nicht straffällig geworden sei und er keine großen Schäden bei den Brüchen anrichtet habe. Sie sprach sich für eine Gesamtstrafe von zwei Jahren aus, die zur Bewährung ausgesetzt werden könne. Rechtsanwalt Maximilian Grashey sah das auch so und verwies darauf, dass die Freundin des Angeklagten zugesagt habe, ihn aufzunehmen. Dadurch sei die Sozialprognose nicht schlecht.

    Das Schöffengericht verurteilte dann den Angeklagten zu einer Gesamtfreiheitsstrafe in Höhe von zwei Jahren auf Bewährung. Der Angeklagte hat die Kosten des Verfahrens zu tragen. Der Haftbefehl wurde aufgehoben.

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