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Foto: Bernd Feil/M.i.S.
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Hier geht‘s zur Impfung: Ein Schild im Impfzentrum Bad Wörishofen.

Bad Wörishofen
09.05.2021

Ein Satz mit Folgen für die Impftermine im Unterallgäu

Von Markus Heinrich

Warum lassen die Unterallgäuer zwei Drittel der Einladungen ins Impfzentrum Bad Wörishofen sausen? Womöglich spielt ein überraschender Satz in der behördlichen Einladung eine Rolle bei der Suche nach der Antwort.

Impftermine sind derzeit begehrt, zumal für Geimpfte Lockerungen in Aussicht stehen. Trotzdem lassen Unterallgäuer ein Drittel der Impfangebote des Impfzentrums Bad Wörishofen sausen, was für Rätselraten und eine Menge Mehrarbeit sorgt. Nun zeichnet sich ab, dass das Problem womöglich auch einer überraschenden Aufforderung im behördlichen Einladungsschreiben geschuldet ist.

Wer sich über die Internetadresse impfzentren.bayern für eine Corona-Impfung im Impfzentrum Bad Wörishofen registriert, erhält irgendwann die Einladung, den Termin auszuwählen. Die Einladung kommt schriftlich. 18.960 Unterallgäuer warteten zuletzt – Stand 5. Mai – auf ihre Erstimpfung gegen das Coronavirus. Die Verantwortlichen wundern sich deshalb, warum ein Drittel der Einladungen unbeantwortet bleibt. Telefonisch wird dann von Beschäftigten am Impfzentrum ergründet, ob die Einladung übersehen wurde oder ob andere Gründe eine Rolle spielen. Auf einen sehr gewichtigen Grund machte nun ein Leser der Mindelheimer Zeitung aufmerksam, nachdem unsere Redaktion über den Missstand berichtet hatte.

Was in dem Einladungsschreiben zur Impfung für registrierte Bürger steht

Auf den behördlichen Einladungsschreiben findet sich demnach der Passus: „Sollten Sie bereits auf einem anderen Wege z. B. an Ihrem Arbeitsplatz einen Impftermin zugeteilt bekommen haben oder gar wahrgenommen haben, können Sie diese Einladung ignorieren.“ Ihn selbst habe diese Aufforderung „ebenfalls verdutzt“, teilt der Leser mit. Im Landratsamt reagierte man ebenfalls überrascht. Die Einladungsschreiben würden automatisch von Bayimco verschickt. Das steht für „Bayerisches Impfmanagement gegen Corona“. Es ist das zentrale Instrument der bayerischen Regierung zur Registrierung für Corona-Impfungen. Die Software verschickt die Einladungen automatisch, ein Algorithmus entscheidet die Reihenfolge aufgrund der geltenden Priorisierungen.

Impfzentrum Bad Wörishofen schaltet die Corona-Taskforce ein

Nach einer Prüfung des Schreibens habe man „höhere Stellen eingeschaltet“, teilte Landratsamtssprecherin Eva Büchele mit. Der Passus sei nicht bekannt gewesen, das Landratsamt selbst habe weder Zugriff auf die Registrierungen noch auf die verschickten Nachrichten von Bayimco, noch werde man zu Formulierungen gefragt.

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So sieht das Unterallgäuer Corona-Impfzentrum in Bad Wörishofen von innen aus
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Das Unterallgäuer Corona-Impfzentrum in Bad Wörishofen, im ehemaligen Möbelhaus im Gewerbegebiet. Eingangsbereich.

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Hier geht es rein.

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So läuft der Weg durch das Impfzentrum ab.

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Dr. Heinz Leuchtgens ist der Ärztliche Leiter des Wörishofer Impfzentrums.

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Der Eingangsbereich mit Desinfektionsspendern.

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Hier, im Eingangsbereich, empfängt die Security die Besucher.

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Hier muss man sich vor der Impfung anmelden. Unser Bild zeigt das Empfangsteam der Malteser (von links): Peter und Gerda Schmid mit Ricky Golomb.

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Vor der Impfung werden die Menschen aufgeklärt.

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Dr. Heinz Leuchtgens, Ärztlicher Leiter des Wörishofer Impfzentrums erklärt die Abläufe im neuen Impfzentrum.

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Der Wartebereich kurz vor der Impfung.

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In diesen Kabinen werden die Menschen bald geimpft.

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Nach der Impfung müssen die Geimpften noch circa 30 Minuten in Beobachtung bleiben, ehe sie nach Hause gehen können.

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Blick in die Halle des ehemaligen Möbelhauses: Die Handwerker sind noch mitten in der Arbeit. Wunschtermin zur Eröffnung ist der 1. Januar.

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Die Verantwortlichen präsentierten beim Pressetermin den Ablauf im Impfzentrum: (von links) Dr. Max Kaplan, Koordinierungsarzt für die medizinische Organisation im Unterallgäu, Dr. Heinz Leuchtgens, Ärztlicher Leiter des Wörishofener Impfzentrums und Dr. Jan Henrik Sperling, Koordinierungsarzt Memmingen.

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Dr. Heinz Leuchtgens, der Leiter des Impfzentrums, und Dr. Max Kaplan, Koordinierungsarzt für die medizinische Organisation, erklärten auf dem Hallenplan den Ablauf.

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Dr. Jan Henrik Sperling ist der Koordinierungsarzt für die Region Memmingen.

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Dr. Max Kaplan ist Koordinierungsarzt für die medizinische Organisation im Unterallgäu. Hier beantwortet er die Fragen der Journalisten.

Dr. Max Kaplan, der ärztliche Koordinator, erfuhr ebenfalls erst durch unsere Redaktion von dem Passus in dem Einladungsschreiben. Auch ihm lag dieses nicht vor, wie Kaplan sagt. Er ist verantwortlich für das Impfzentrum Bad Wörishofen. „Wir haben gleich reagiert“, sagt Kaplan. „Der Satz ist schlecht, das ist absolut kontraproduktiv“, betont der Mediziner. Er habe umgehend die Corona–Taskforce des bayerischen Gesundheitsministeriums informiert und schriftlich eine Änderung gefordert.

Kaplan hat gleich einen Vorschlag unterbreitet, was stattdessen in den Briefen stehen sollte. Es müsse klar werden, dass jeder, der schon geimpft ist, an Corona erkrankt war, einen anderweitigen Impftermin hat oder keine Impfung mehr will, seine Registrierung auf Bayimco löscht oder den Termin storniert. Wie Bayerns Gesundheitsministerium das Problem bewertet, ist nicht bekannt. Eine Anfrage blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

„Für uns wäre es wirklich wichtig, dass die Bürger auf diese Weise handeln“, sagt Landratsamtssprecherin Büchele.

Kaplan glaubt nicht, dass der Zusatz zum Einladungsschreiben nur im Impfzentrum Bad Wörishofen für Mehrarbeit gesorgt hat. „Das ist in ganz Bayern das gleiche Problem“, sagt Kaplan. Er hofft, dass dies mit einem geänderten Wortlaut zumindest teilweise behoben werden kann. Am Sonntag sagte Kaplan unserer Redaktion, er habe mittlerweile eine Nachricht von der Corona-Taskforce. Diese habe bereits die nötigen Schritte zur Änderung des Schreibens in die Wege geleitet, berichtet Kaplan.

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