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Bad Wörishofen: Ein Bad Wörishofer feiert Primiz im alten Ritus

Bad Wörishofen

Ein Bad Wörishofer feiert Primiz im alten Ritus

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    Josef Unglert aus Bad Wörishofen wurde zum Priester geweiht.
    Josef Unglert aus Bad Wörishofen wurde zum Priester geweiht. Foto: Unglert

    Erst vor wenigen Tagen beging die benachbarte Marktgemeinde Türkheim ein kirchliches Großereignis: die Primiz des Neupriesters Roland Weber. Doch nicht nur im Wertachmarkt haben die Katholiken einen Grund zur Freude und zum Feiern. Auch aus der Bad Wörishofer Stadtpfarrei St. Justina kommt in diesem Jahr ein Neupriester. Sein Lebenslauf und sein kirchlicher Hintergrund unterscheiden sich jedoch deutlich vom Lebenslauf des

    Der neu geweihte junge Mann aus Bad Wörishofen heißt Josef Unglert. Er wuchs in der religiöse Gemeinschaft der Bad Wörishofer „Marienkinder“ auf, die im Bad Wörishofer Gewerbegebiet zwei Firmen betreibt, darunter die Spedition „Ave M“. Unglert wurde nicht im Augsburger Dom zum Priester geweiht, sondern in der Ottobeurer Basilika, von Erzbischof Wolfgang Haas aus Lichtenstein. Unglert gehört der konservativen Priesterbruderschaft St. Petrus an. Diese ist – im Gegensatz zur Pius-Bruderschaft – Teil der katholischen Kirche.

    Früher galten die "Marienkinder", die erst in Mindelheim und dann in Bad Wörishofen aktiv waren, als Sekte

    Josef Unglert besuchte in den vergangenen Jahren das Priesterseminar der Petrusbruderschaft in Wigratzbad. Nun wurde er zum Priester geweiht. Die Petrusbrüder waren dabei Gäste der Ottobeurer Benediktinerabtei. „Der Regens unseres Seminars hat beim Abt angefragt und der Abt hat uns zugesagt, die Weihe in der Basilika durchführen zu dürfen“, berichtet Unglert. Aus seiner Begeisterung für die „Alte Messe“ macht der junge Priester dabei keinen Hehl. Er wurde im sogenannten „Tridentinischen Ritus“ zum Priester geweiht. Das heißt, die Messe wurde weitgehend in lateinischer Sprache und mit anderen liturgischen Gewändern gefeiert. „Wir Petrus-Brüder feiern die Messe ausschließlich in der außerordentlichen Form“, sagt Unglert. „Mir gefällt die Ehrfurcht vor der Eucharistie, die dieser

    Die Messe in der außerordentlichen Form wird auch in Bad Wörishofen seit einigen Jahren als zusätzliches Angebot regelmäßig zelebriert. Hintergrund: Nach dem Herantreten der Marienkinder an die Diözese Augsburg startete das Bistum 2008 einen Prozess der Eingliederung der einstigen Sekte in die kirchlichen Strukturen. Im Zuge dessen feiern sie auch die Messe im alten Ritus. Zuvor hatten die „Marienkinder“ in den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts in der Mindelheimer Innenstadt mit opulenten Häuserdekorationen für Aufsehen gesorgt, später zogen sie nach Bad Wörishofen ins dortige Gewerbegebiet um. Die Gemeinschaft war von Josef Zanker und dem Priester Johannes Maria Bauer begründet worden. Beide Gründerfiguren wurden von dem früheren

    "Die Marienkinder sollen sich als Teil des Volkes Gottes im Bistum Augsburg sehen"

    Unter Bischof Walter Mixa kam es nach dem Tod von Josef Zanker und Josef Maria Bauer zu Annäherungsbemühungen. Seit 2008 ist es den „Marienkindern“ erlaubt, in der Pfarrkirche St. Justina und in der Kirche des Dominikanerinnenklosters die Messen in der außerordentlichen Form zu feiern. Seitdem ist es um die „Marienkinder“ ruhiger geworden. Die Diözese Augsburg beobachtet den Integrationsprozess von Beginn an. Zuständig ist derzeit Professorin Dr. Gerda Riedl, die Leiterin der Hauptabteilung Grundsatzfragen - Glaube und Lehre, Hochschulen und Gottesdienst und Liturgie. Riedl erkennt bei den „Marienkindern“ drei Gruppen: ein kleinerer Teil der Gemeinschaft sei wenig bereit, sich zu bewegen. Ein weiterer Teil befinde sich „auf dem Weg“ und eine dritte Gruppe sei „gut vorangekommen“, urteilt die Bistumsverantwortliche, die eine „gute pastorale Begleitung“ nach wie vor für notwendig hält. Diese Betreuung übernimmt im Auftrag der Diözese Augsburg ein Priester der Petrusbruderschaft, also jener Priestervereinigung, der mittlerweile auch Josef Unglert angehört.

    Josef Unglert spendet im Anschluss an die Messe heute um 17 Uhr in St. Justina den Primizsegen. Die Messe wird von Pfarrer Andreas Hartmann in der ordentlichen Form zelebriert.

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