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Bad Wörishofen: Diskussionsbedarf über Bad Wörishofens „Mini-Gartenstadt“

Bad Wörishofen

Diskussionsbedarf über Bad Wörishofens „Mini-Gartenstadt“

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    Wo einst Schwermer Süßwaren produzierte, sollen neue Wohnungen in Bad Wörishofen entstehen. Das Quartier im Norden der Gartenstadt wird von einer Investorengruppe aus ehemaligen Tricor-Aktionären geplant.
    Wo einst Schwermer Süßwaren produzierte, sollen neue Wohnungen in Bad Wörishofen entstehen. Das Quartier im Norden der Gartenstadt wird von einer Investorengruppe aus ehemaligen Tricor-Aktionären geplant. Foto: Peter Baur

    Wird Carsharing in Bad Wörishofen mit einem „Nachlass“ bei der Zahl der vorgeschriebenen Parkplätze belohnt? Vor dieser Frage stand der Stadtrat, als es erneut um das geplante Wohnquartier auf dem ehemaligen Schwermer-Areal ging. Dass dort zwischenzeitlich auch ein Boarding-Haus vorgesehen war, überraschte einige Ratsmitglieder. Am Ende kam es dann doch anders.

    Ein ganzes Wohnquartier soll in Bad Wörishofen neu entstehen, eine „Mini-Gartenstadt“, wie es Paola Rauscher von den Grünen unlängst nannte. Das Quartier soll nicht nur ausschließlich Mietwohnungen bieten, sondern auch ein zukunftsweisendes Energieversorgungskonzept bis hin zu Autos für die Mieter, welche die Investoren stellen. Eine Investorengruppe aus ehemaligen Aktionären der Tricor AG hat das 14.703 Quadratmeter große Gelände im Oktober gekauft und will dort 20 bis 25 Millionen Euro investieren.

    So soll das neue Wohnquartier in Bad Wörishofens Gartenstadt erschlossen werden. Die Zufahrt bauen die Investoren.
    So soll das neue Wohnquartier in Bad Wörishofens Gartenstadt erschlossen werden. Die Zufahrt bauen die Investoren. Foto: Lars Consult/Stadt Bad Wörishofen

    Im Stadtrat ging es nun um den nötigen Bebauungsplan für das Projekt. Außerdem muss dazu der geltende Flächennutzungsplan geändert werden. Für Diskussionen sorgte der Plan, jeden Carsharing-Platz wie drei herkömmliche Parkplätze zu werten. Die Investoren stellen Autos, auf welche die Mieter Zugriff haben. Die Investoren müssten damit weniger Parkplätze bauen, als nach der städtischen Stellplatzverordnung vorgeschrieben wären. „Das Carsharing ist vermutlich eine Totgeburt“, stellte Wirtschaftsreferentin Christine Waibl (CSU) fest. Sie sprach sich gegen die vorgeschlagene Regelung aus. „Am Ende hat man dann zu wenig Parkplätze“, befürchtet Waibl. Auch Ottilia Trommer (CSU) glaubt, dass Carsharing „zwar eine gute Idee ist, bei uns aber nicht funktionieren wird“. Dass bei dem Projekt die Stellplatzsatzung angewendet wird, forderte auch FW-Fraktionssprecher Thomas Vögele.

    Funktioniert Carsharing in Bad Wörishofen oder nicht?

    Zweiter Bürgermeister Daniel Pflügl (Grüne) sprach sich ebenfalls für die Satzung aus. Er ist allerdings der Meinung, dass ein Carsharing-Modell in Bad Wörishofen gut funktionieren könne. „Wir können aber trotzdem nicht auf die Tiefgaragenplätze verzichten“, machte Pflügl deutlich. Paola Rauscher (Grüne) wiederum führte ins Feld, dass „wir in der Gartenstadt bereits jetzt in Autos ersticken“. Wenn man sich Autos ersparen könnte, wäre das eine gute Sache.

    Manfred Pistel vom Bauamt regte an, man könne die Investoren zum Bau weiterer Parkplätze verpflichten, sollte das Carsharing-Modell nicht funktionieren. Diese müssten dann aber wohl oberirdisch entstehen. Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) nannte es aber wünschenswert, dass die Autos in den Tiefgaragen stehen.

    Architekt Peter Baur berichtete in der Hybridsitzung, zu der sich die meisten Stadträte per Videokonferenz zuschalteten, man plane derzeit 115 Plätze in zwei Tiefgaragen. Zudem seien drei Carsharing-Parkplätze und 27 oberirdische Stellplätze geplant. Das Areal wird durch eine Straße mit Wendehammer erschlossen, welche die Investoren der MWWHG um Tricor-Chef Martin Müller bauen und dann an die Stadt Bad Wörishofen übergeben wollen. Die Tricor AG selbst hat mit dem Projekt nichts zu tun. Auch andere öffentliche Wege durch das Wohnquartier sind geplant, zudem ein zentral gelegener Spielplatz, der ebenfalls öffentlich sein wird. Bebaut wird das Gelände mit Doppelhäusern, Reihenhäusern und Mehrfamilienhäusern.

    Die Bebauung des „Schwermer-Areals“ an der Königsberger Straße ist eines der großen Projekte in Bad Wörishofen. Auf dem Gelände wurden bereits zahlreiche Bäume gefällt.
    Die Bebauung des „Schwermer-Areals“ an der Königsberger Straße ist eines der großen Projekte in Bad Wörishofen. Auf dem Gelände wurden bereits zahlreiche Bäume gefällt. Foto: Markus Heinrich

    Geplant sind acht Doppelhaus-Teile, 24 Reihenhaus-Teile, dazu drei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 58 Wohnungen. Direkten Zugang zu den Tiefgaragen hat aber nur ein Teil der Gebäude. Das rief Christoph Hienle (FW) auf den Plan. „Heute kam raus, dass aus einem Mehrfamilienhaus ein Boarding-Haus werden soll“, sagte er. Das ist ein Beherbergungsbetrieb. Das Gebäude habe keinen direkten Tiefgaragenzugang. „Natürlich werden die Leute ihre Autos dann vor dem Haus parken“, befürchtet Hienle. Er stellte das Boarding-Haus generell in Frage.

    Was wird aus dem Boarding-Haus, das zwischenzeitlich in den Plänen stand?

    Architekt Baur sagte dazu, diese Planung sei bereits nicht mehr aktuell. „Wir haben dort jetzt zwölf kleinere Wohnungen eingeplant“, berichtete er. Diese Wohnungen hätten zugewiesene Stellplätze in der Tiefgarage. Im Bebauungsplan wurde das Boarding-Haus nun ausgeschlossen. Auch über ein Café in dem Quartier denke man nach, sagte Baur auf Nachfrage von Baureferent Sebastian Dietrich (Generation Fortschritt). Paul Gruschka (FW) gab zu bedenken, dass alle Gebäude ohne Keller geplant seien. „Wer Familie hat, weiß, dass es ohne Keller nicht geht“, sagte Gruschka. „Ich habe da Bedenken und möchte nur, dass wir nichts übersehen.“

    Architekt Baur sagte dazu, man biete in den Tiefgaragen Kellerabteile an. Zudem werde es auf dem Gelände Verschläge geben, in denen zum Beispiel Fahrräder aufbewahrt werden können. Der Stadtrat beschloss den Entwurf des Bebauungsplanes einstimmig, ebenso die nötige Änderung des Flächennutzungsplans. Über die Frage, ob Carsharing auf die Stellplätze angerechnet wird, werde „final in der nächsten Abstimmungsrunde im Stadtrat beschlossen“, sagte Bürgermeister Stefan Welzel unserer Redaktion.

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