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Bad Wörishofen: Der Schuahbarthle in Bad Wörishofen überdauert die Jahrhunderte

Bad Wörishofen

Der Schuahbarthle in Bad Wörishofen überdauert die Jahrhunderte

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    Der ehemalige Linder-Bauernhof „Beim Schuabarthle“ an der Hauptstraße von Wörishofen, damals noch mit den Stallungen, die im Hintergrund zu sehen sind.
    Der ehemalige Linder-Bauernhof „Beim Schuabarthle“ an der Hauptstraße von Wörishofen, damals noch mit den Stallungen, die im Hintergrund zu sehen sind. Foto: Archiv Linder/Repro: Helmut Bader

    Wenn über die Geschichte von Wörishofen berichtet wird, dann steht meist die Zeit um und nach Pfarrer Sebastian Kneipp im Mittelpunkt. Im Dorf Wörishofen davor waren es jedoch alteingesessene Bauerngeschlechter, die in dieser Zeit das Leben hier maßgeblich gestalteten und deren Nachfahren noch heute hier zu finden sind. Namen wie Scharpf, Vögele, Trommer, Filser oder Linder, sind deshalb in der heutigen Bevölkerung noch besonders häufig vertreten. Festgehalten sind diese Geschlechter nicht zuletzt auch in den noch heute zuweilen verwendeten Hausnamen ihrer früheren Höfe. Geberlebauer, der Pfleger, Meierbauer, Adamerbauer, Gallenbauer, Doldenhauser oder Mangamicheler sind älteren Kneippstädtern schon noch Begriffe, die sie kennen. Einige dieser „Stammgeschlechter“ wollen wir in einer kleinen Serie hier vorstellen. Heute geht es zu den Linders.

    Auch diese Familiengeschichte führt an die Hauptstraße der Stadt Bad Wörishofen. Dies ist durchaus verständlich, denn bis vor der Zeit von Pfarrer Kneipp waren überwiegend nur diese Straße und die damalige Bachstraße, heute Kneippstraße, in Wörishofen besiedelt. Gerade an der Hauptstraße reihte sich fast ausschließlich Bauernhof an Bauernhof. Dort befindet sich auch das Anwesen der Familie Linder mit dem Hausnamen „Schuabarthle“. Interessant, dass dieser Name erhalten geblieben ist, obwohl die Linders ihre Wörishofer Ursprünge eigentlich in der heutigen südlichen Bachstraße haben.

    Zu erzählen weiß dies Andreas Linder, der mit seiner Familie das Anwesen, jetzt Hauptstraße 48, bewohnt, wohin die Linders im Jahre 1872 durch einen Haustausch umgesiedelt sind. Nachgewiesen sind die Linders in Wörishofen ununterbrochen bereits seit 1604, also noch vor dem Dreißigjährigen Krieg. Im Ordinariatsarchiv in Augsburg ist dort für das Kloster St. Katharina, damals maßgeblich in Wörishofen, vermerkt, dass ein Hans Linder hier einen Hof mit „4 Roß, 1 Fillen, 5 Kue und 2 Jungvieh“ besitzt. Mit der angeschlagenen Bestandsgebühr von 600 Gulden errechneten sich daraus die Abgaben, die an die Herrschaft zu entrichten waren.

    Diesem Linder folgten die Linders durch all die Jahrhunderte, fast alle sind in Wörishofen geboren, und erlebten und bestimmten die Historie damit durchgehend mit.

    Von dem späteren, 1746 geborenen Joseph Linder ist im Stammbaum der Familie ebenfalls die Rede, den Andreas Linder sorgfältig bewahrt. Joseph Linders Heimat, so heißt es dort, sei das spätere Anwesen der Familie Häusler gewesen, einer ebenfalls einheimischen Familie an der Bachstraße.

    Verheiratet war er mit einer Barbara Singer aus Schöneschach, womit eine verwandtschaftliche Verbindung in diesen Ortsteil hergestellt wurde. Sein Vater Michael Linder hatte übrigens eine Anna Maria Scharpf geehelicht, was bedeutet, dass auch zu dieser Wörishofer Stammfamilie seitdem eine Verbindung besteht. Bedeutend für die Linders war dann Josephs Sohn Bartholomäus, 1780 in Wörishofen geboren. Er war offensichtlich nun auf den Nachbarhof, den der späteren Familien Schwayer, umgesiedelt. In dieser Zeit ist bereits von einem Schuhmacher in der Familie die Rede, sodass sich zusammen mit dem Bartholomäus der Hausname „Beim Schuabarthle“ ergeben hat, der nun immerhin rund 250 Jahre Bestand hat. Wer sich für die Hausnamen Wörishofens interessiert, findet diese im Kneippstädter Historienbuch von August Filser.

    Andreas Linder blättert in den umfangreichen Aufzeichnungen zur Familiengeschichte des Wörishofer Stammgeschlechts der Linders.
    Andreas Linder blättert in den umfangreichen Aufzeichnungen zur Familiengeschichte des Wörishofer Stammgeschlechts der Linders. Foto: Helmut Bder

    Doch noch einmal zu Bartholomäus Linder, denn bis zu diesem zurück geht auch die Geschichte einer anderen Linderfamilie in der Stadt, jener von Gabi Linder-Linke und ihrem Bruder Bernhard. Diese hat seitdem ihren Sitz ebenfalls an der Bachstraße, nämlich direkt gegenüber. Sie betreibt dort seit Kriegsende ihr Kurheim, während ihr Mann und jetzt der Sohn das bekannte Malergeschäft führen.

    Andreas Linder und Gabi Linder-Linke haben somit den gleichen Urururgroßvater und auch in den folgenden Generationen sind sie miteinander verbunden. Sie verfügt ebenfalls über einen Stammbaum und kennt die Familiengeschichte bestens. Gabi Linders Großvater starb im Ersten Weltkrieg. Ihr Vater Michael begründete das Malergeschäft.

    13 Kinder, aber mindestens sechs von ihnen wurden nicht einmal zwei Jahre alt

    Zurück zu Andreas Linder und der Hauptstraße. Dorthin zog die Familie im März 1872 und ist seitdem dort ansässig. Vollzogen haben müsste demnach diesen Standortwechsel der 1848 in Wörishofen geborene Paulus Linder. Blickt man auf dessen Vater, wird die damals übliche große Kinderzahl sichtbar – aber auch die hohe Kindersterblichkeit. 13 Kinder waren ihm insgesamt beschieden, doch mindestens sechs davon erlebten das zweite Lebensjahr schon nicht mehr, wie aus der Chronik abzulesen ist.

    Im Laufe der Jahrzehnte hat sich das Linder-Gehöft verändert. So sieht das Anwesen in Bad Wörishofen heute aus.
    Im Laufe der Jahrzehnte hat sich das Linder-Gehöft verändert. So sieht das Anwesen in Bad Wörishofen heute aus. Foto: Archiv Linder/Repro: Helmut Bader

    Paulus Linders zweiter Sohn Joseph war es schließlich, der in die Familie Linder-Linke Anfang des 20. Jahrhunderts einheiratete. Der erste Sohn Andreas bewirtschaftete dagegen nun den Hof an der Hauptstraße, ebenso wie dessen Sohn Markus Linder. 1912 vernichtete ein großer Brand, vermutlich durch Brandstiftung, das komplette Anwesen. Doch schon im nächsten Jahr wurde es wieder errichtet.

    Auf dem Foto des Trachtenvereines ist Markus Linder, der Vater von Andreas Linder, ganz unten rechts zu sehen.
    Auf dem Foto des Trachtenvereines ist Markus Linder, der Vater von Andreas Linder, ganz unten rechts zu sehen. Foto: Archiv Linder/Repro: Helmut Bader

    Die Vornamen Josef, Paul und Andreas kommen in den beiden Familiengeschichten regelmäßig vor. Gleiche Vornamen findet man auch in den anderen Wörishofer Geschlechtergeschichten immer wieder.

    So ist es eigentlich nur logisch, dass der jetzige Hoferbe Andreas den Vornamen seines Großvaters erhielt. Er betrieb ebenfalls noch eine zeitlang die Landwirtschaft an der Hauptstraße südlich des Parkhauses. Als ihm dies nicht mehr möglich war, folgte auch er dem Beispiel der anderen Höfe an der Hauptstraße.

    Gabi Linder-Linke kennt die lange Familiengeschichte ganz genau.
    Gabi Linder-Linke kennt die lange Familiengeschichte ganz genau. Foto: Helmut Bader

    Dort stehen inzwischen überall noch die stattlichen, meist umgebauten Gebäude, doch von den Landwirtschaften ist so gut wie nichts mehr übriggeblieben. Die Geschichten der Wörishofer Stammfamilien zeichnen somit auch die historische Entwicklung der Stadt sichtbar nach. Die Familiengeschichte der Linders schreiben inzwischen zwei weitere Generationen, nämlich bis zur 13. Generation in Wörishofen, fort.

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