Startseite
Icon Pfeil nach unten
Mindelheim
Icon Pfeil nach unten

Bad Wörishofen: Der Arzt, dem Pfarrer Kneipp vertraute

Bad Wörishofen

Der Arzt, dem Pfarrer Kneipp vertraute

    • |
    Die Baumgarten-Villa am Kurpark von Bad Wörishofen hat eine wechselvolle Geschichte. Die neuen Eigentümer sanierten das Gebäude und ließen es unter Denkmalschutz stellen.
    Die Baumgarten-Villa am Kurpark von Bad Wörishofen hat eine wechselvolle Geschichte. Die neuen Eigentümer sanierten das Gebäude und ließen es unter Denkmalschutz stellen. Foto: Franz Issing

    Ganzheitliche Medizin, Körper und Geist in Einklang zu bringen: Was heute in aller Munde ist, hat Pfarrer Sebastian Kneipp schon vor mehr als 150 Jahren propagiert. Einer, der die von Schulmedizinern damals oft belächelte Lehre des Wasserdoktors ernst nahm und ihn gegen die Vorwürfe der Kurpfuscherei in Schutz nahm, war sein medizinischer Berater Dr. Alfred Baumgarten. Eine prächtige Villa erinnert heute noch an ihn – neben einigen weiteren steinernen Zeugen.

    Seinem Schüler Baumgarten vertraute Pfarrer Sebastian Kneipp auch sein Erbe an. Der am 29. Juli 1862 in Wuppertal-Barmen geborene Sanitätsrat Baumgarten siedelte anno 1892 von Koblenz nach Bad Wörishofen über. 32 Jahre lebte und wirkte er in der Kneippstadt, entwickelte die Heilmethoden seines Weggefährten Kneipp weiter und machte sie salonfähig. Im Jahre 1922, an seinem 60. Geburtstag, verlieh die Stadt Baumgarten die Ehrenbürgerrechte.

    Die Baumgarten-Villa in Bad Wörishofen ist im Jubiläumsjahr Anlaufstelle vieler Kneipp-Fans

    Zahlreiche steinerne Zeugen erinnern noch heute an Baumgarten. Ein Ehrengrab auf dem Friedhof, ein Denkmal sowie auch seine Villa nahe des Kurparks, die er 1907 erbauen ließ und in der er bis zu seinem Tod lebte und arbeitete. Im Jubiläumsjahr zum 200. Kneipp-Geburtstag ist sie Ziel von Menschen auf den Spuren Kneipps.

    Die Baumgarten-Villa ist für ihre wechselvolle Geschichte bekannt. Sie war Wohnsitz der Verlegerfamilie Holzmann und auch Domizil des Kneipp-Verlages.

    Eine Plakette erinnert an den bekannten Erbauer der Villa.
    Eine Plakette erinnert an den bekannten Erbauer der Villa. Foto: Franz Issing

    Im Jahre 2005 erwarb das Zahnarzt-Ehepaar Susanne und Frank Goldmann von der Stadt Bad Wörishofen das seit Jahrzehnten unbewohnte und völlig marode Gebäude. Die Goldmanns sanierten das Haus in Etappen, richtete darin Praxis- und Privaträume ein und ließen es unter Denkmalschutz stellen. Für den Verkauf der Villa an die Familie Goldmann machte sich besonders der frühere Bürgermeister und heutige Gesundheitsminister Klaus Holetschek stark. Der Stadt war es wichtig, dass dort wieder Mediziner einziehen und die Tradition des Hauses fortsetzen.

    Ein Zufall führte die Goldmanns mit einem Enkel Baumgartens zusammen

    Susanne und Frank Goldmann sind sich durchaus der Historie ihrer „vier Wände“ bewusst und beschäftigen sich seit ihrem Einzug intensiv mit Vita und Wirken des einstigen Hausherrn in Wörishofen.

    Im Garten haben sie einen Kräutergarten nach Ideen von Dr. Baumgarten angelegt und Frank Goldmann betreibt – wie schon der Sanitätsrat und auch Pfarrer Kneipp – als Hobby eine Imkerei. Unverhofft kommt oft: So kam Susanne Goldmann am Gartenzaun mit einem Mann ins Gespräch, der sich ihr als Professor Thierfelder von der Berliner Charité vorstellte. Er sei in Bad Wörishofen auf den Spuren seines Großvaters Dr. Alfred Baumgarten unterwegs, verriet ihr der Herzspezialist.

    Susanne und Frank Goldmann haben das Porträt des wohl wichtigsten Begleiters Kneipps an ihrem Haus verewigt.
    Susanne und Frank Goldmann haben das Porträt des wohl wichtigsten Begleiters Kneipps an ihrem Haus verewigt. Foto: Franz Issing

    Viele Jahre, bis zu seinem Tod hielt das Ehepaar Goldmann auch Kontakt zu Dr. Baumgartens Enkel Hermann, der in der Nähe von Überlingen am Bodensee wohnte, als Jurist aus der Art schlug und in der Villa seines Großvaters immer ein gern gesehener Gast war.

    Bei einem Festakt im Jahre 2012, am 150. Geburtstag von Dr. Alfred Baumgarten, erklärte Enkel Hermann: „Es macht mich glücklich, dass mit den Goldmanns wieder der Geist meines Großvaters in seinem einstigen Zuhause Einzug gehalten hat.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden