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Bad Wörishofen: Den Kurort in einem „Affentempo“ vorangebracht

Bad Wörishofen

Den Kurort in einem „Affentempo“ vorangebracht

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    Zahlreiche Gäste waren zum Festakt ins Bad Wörishofer Kurtheater gekommen.
    Zahlreiche Gäste waren zum Festakt ins Bad Wörishofer Kurtheater gekommen. Foto: Franz Issing

    „In Bad Wörishofen zu wohnen und zu leben ist für mich jeden Tag wie ein Lottogewinn mit Pfarrer Kneipp als Zusatzzahl“, lautete die Liebeserklärung von Petra Brunnenmeier an die größte Stadt im Landkreis, der vor 100 Jahren, am 6. März 1920, vom Bayerischen Innenministerium das Prädikat „Bad“ verliehen wurde. Für den Kur-und Tourismusbetrieb war dies Grund genug, um nach 70 Jahren Stadterhebung auch dieses stolze Jubiläum gebührend zu feiern.

    Alles, was in Wörishofen und Umgebung im öffentlichen, kirchlichen, politischen und gesellschaftlichen Leben Rang und Namen hat, drängte ins Kurtheater. Die Vertreter von Schulen, Polizei und Feuerwehr ebenso wie die Bürgermeister der benachbarten Gemeinden und Abordnungen der Hilfsdienste. Sie alle waren gekommen, um ihre Verbundenheit mit einer Kurstadt auszudrücken, welcher der Wasserdoktor einst zu Weltruhm verhalf. Der Kurstadt Referenz zu erweisen war auch vielen Bürgern sowie einer Delegation der mit

    Bad Wörishofens Bürgermeister Gruschka erinnert an die Zeit, als die Kur noch von der Krankenkasse bezahlt wurde

    Bürgermeister Paul Gruschka folgte in seiner Grußrede den Spuren vom Werden des weltbekannten Heilbades und vom Wirken seines heilkundigen Seelsorgers Sebastian Kneipp. Sein Vortrag geriet zu einer spannenden Geschichte und war alles andere als langweilig. „Heute ist ein schöner Tag, wir sind 100 Jahre Bad“, freute sich der Rathauschef und erinnerte unter anderem an die Zeit, als die Kneippkur noch von den Krankenkassen bezahlt wurde, was sich pro Jahr in etwa 1,4 Millionen Übernachtungen und 90.000 Gästen niederschlug. Angesichts rückläufiger Übernachtungszahlen und des derzeitigen Trends zu Kurzurlauben bedauerte Gruschka, dass viele Menschen sich nicht mehr die Zeit für eine dreiwöchige Kneipp-Kur nehmen und sich so der wissenschaftlich nachgewiesenen Stärkung von Körper und Geist mit natürlichen Heilmitteln berauben. Der Bürgermeister nannte die Lehre des Wasserdoktors als Wörishofens größten Schatz. Der Naturheilkunde wies er neben der Schulmedizin wachsende Bedeutung zu.

    Die Stadt, so Gruschka weiter, habe ihre Hausaufgaben gemacht und auch der Kur-und Tourismusbetrieb habe sich an den 2016 angepeilten Masterplan gehalten und ihn konsequent und professionell umgesetzt. Die darin beschriebenen Ziele zur Steigerung der Ankünfte auf 150.000 Gäste sowie die Auslastung der Kurbetriebe mit 45 Prozent bis 2021 habe man längst erreicht.

    Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger empfiehlt den Gästen das Lebenselixier Wasser

    Auch Kurdirektorin Petra Nocker lobte den Aufbruchswillen der Wörishofer Bürger, Kurbetriebe und Geschäftsleute. „Ohne euren Mut und Fleiß würde es heute kein Jubiläum geben“, bemerkte sie und machte eine stolze Rechnung auf. Danach hat sich die Gastronomie mit einem Bruttoumsatz von rund 111 Millionen Euro jährlich und 2000 Arbeitsplätzen zu einem signifikanten Wirtschaftszweig entwickelt.

    Für die Feier des 200. Geburtstages von Pfarrer Kneipp im nächsten Jahr kündigte die Kurdirektorin 50 Veranstaltungen an. Ein Symposium, ein Kongress, Führungen und Vorträge sind ebenso geplant wie Tanz, Theater und musikalische Highlights. Das in den vergangenen 100 Jahren erreichte nannte Nocker eine „einzige Erfolgsgeschichte und eine tolle Gemeinschaftsleistung“. Dies erkannte auch Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger an, der prominenteste Gast bei der Jubiläumsfeier. „In einem Affentempo habt ihr den Kurort mit seinem Herz aus Wasser nach vorne gebracht“, bescheinigte er den Wörishofern. Der Minister orientierte sich in seiner Festrede an den fünf Säulen der Kneipp’schen Lehre und empfahl, man sollte weniger gesunden Getränken das Lebenselixier Wasser vorziehen. Mit Nachdruck forderte Aiwanger für die Tourismusbetriebe in Bayern eine Senkung der Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent. Der Corona Virus habe der Branche, in der etwa 600.000 Menschen arbeiten und rund 34 Milliarden Euro erwirtschaften, bereits Umsatzeinbußen bis zu 40 Prozent beschert. Finanzielle Entlastung für Bayerns Leitbranche sei dringend nötig. Um den Kur- und Heilbädern eine Optimierung ihrer Angebote zu erleichtern, so der Minister, will der Freistaat viel Geld in die Hand nehmen. „Wir stehen Gewehr bei Fuß, um die Tourismusbranche wirtschaftlich besser aufzustellen“ versprach er. Noch nicht in Gefahr sieht der Minister den Wintertourismus. „Trotz Schneemangel ist hier noch nicht aller Tage Abend“, bemerkte er und versicherte: „Wir machen den Laden noch lange nicht dicht.“

    Musikalische Glanzlichter während des Festakts setzten eine Quintett-Besetzung des Kurorchesters „Musica Hungarica“ und ein Klarinetten-Trio der Irmgard-Seefried-Musikschule. Für Furore sorgte einmal mehr die 14-jährige Wörishofer Violonistin Emilia Hofmann. Die junge Künstlerin spielte den ersten Satz aus dem Violinkonzert in E-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy und ließ keinen Zweifel daran, dass sie für ihre Musik brennt. Nach dem Festakt ließen Bürger und Ehrengäste das 100-jährige Bad mit einem Glas Sekt hochleben.

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