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Bad Wörishofen: Corona: Tourismus-Einbruch in Bad Wörishofen stärker als befürchtet

Bad Wörishofen

Corona: Tourismus-Einbruch in Bad Wörishofen stärker als befürchtet

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    Leere Hotelbetten in der Corona-Krise: In der Pandemie ging es auch in der Kurstadt Bad Wörishofen mit den Tourismuszahlen bergab.
    Leere Hotelbetten in der Corona-Krise: In der Pandemie ging es auch in der Kurstadt Bad Wörishofen mit den Tourismuszahlen bergab. Foto: Ralf Lienert

    Die Corona-Krise hat dem Tourismus im Allgäu einen herben Dämpfer versetzt. Auch die Kurstadt Bad Wörishofen ist davon betroffen, sogar in wesentlich stärkerem Maße und sogar stärker, als es Kurdirektorin Petra Nocker befürchtet hatte. „Das Gastgewerbe erlebt eine historisch einmalige Krise, die auch die Beschäftigten mit voller Wucht trifft“, warnt Tim Lubecki von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Kurdirektorin Nocker nennt jedoch zwei Gründe, warum sie trotz der neuen Zahlen hoffnungsvoll bleibt.

    Die Zahl der Gästeankünfte sank im Allgäu im Vergleich zum Vorjahr um 38,3 Prozent auf 2,5 Millionen. Die Zahl der Übernachtungen ging um 27,1 Prozent auf 9,9 Millionen zurück. Damit steht die Region aber noch besser da, als andere Urlaubsgebiete im Freistaat. In Bayern insgesamt brach der Tourismus um die Hälfte (minus 50,4 Prozent) ein. Auch für den Landkreis Unterallgäu insgesamt nennt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) deutlich höhere Zahlen. „Den Kreis Unterallgäu haben 2020 nur noch rund 153.000 Gäste besucht – das sind 52 Prozent weniger als im Vorjahr“, schildert Tim Lubecki. Die Zahl der Übernachtungen sank um 44 Prozent auf 612.000. NGG beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Landesamtes. „Jetzt müssen Bund und Länder endlich einen Plan vorlegen, wie es im März weitergehen soll“, fordert Lubecki.

    Für Bad Wörishofen nennt Kurdirektorin Petra Nocker ebenfalls Rückgänge, die noch stärker ausfallen als im Allgäu insgesamt. 74.711 Gästeankünfte im Jahr 2020 bedeuten einen Rückgang um 51,2 Prozent. Die Zahl der Übernachtungen ging auf 343.782 zurück, das ist ein Minus von 47,4 Prozent. „Bad Wörishofen liegt im Trend von Bayerisch Schwaben“, teilt Nocker dazu mit. „Das ist regional stimmig, da wir in Bad Wörishofen bekanntermaßen nicht den Allgäu-typischen Bergtourismus haben, wie zum Beispiel in Oberstdorf, Füssen oder Bad Hindelang.“ Bayerisch-Schwaben weist Rückgänge von 51,8 Prozent bei den Ankünften und 47,2 Prozent bei den Übernachtungen aus.

    „Trotz der tragischen Corona-Ausfälle stimmen uns zwei Dinge positiv“, so Nocker. „Zum einen waren unsere Gäste im Durchschnitt deutlich länger im Ort“, berichtet die Kurdirektorin. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von Übernachtungsgästen in Bad Wörishofen betrug 4,6 Tage. Davon verspricht sich Nocker, dass die Gäste „unseren Kurort gut kennen- und schätzen gelernt haben und gerne wieder kommen.“ Zum anderen seien 2020 auch viele jüngere Gäste in Bad Wörishofen gewesen. Diese wolle man „gezielt an uns binden“, berichtet Nocker.

    Es hätte eigentlich ein gutes Jahr werden können, denn schon im Januar waren viele Hotels in Bad Wörishofen für das ganze Jahr ausgebucht

    Es hätte eigentlich ein gutes Jahr werden können. Das hatte Nocker im Dezember im Kurausschuss verdeutlicht. Der Januar lag 15 Prozent über dem Vorjahreswert. Dazu seien „nicht wenige“ Häuser in Bad Wörishofen bereits im Januar für das ganze Jahr ausgebucht gewesen. Stattdessen kamen die Lockdowns in der Corona-Krise, die Prognosen wurden immer düsterer. Im Frühjahr befürchtete Nocker noch einen Rückgang von 100.000 Übernachtungen, im Herbst rechnete sie bereits mit einem Minus von 200.000 bis 250.000 Übernachtungen, schlussendlich ist es ein Minus von 310.317 Übernachtungen geworden. Im Jahr 2019 zählte Bad Wörishofen noch 654.099 Gästeübernachtungen. 2010 waren es noch 755.645 Übernachtungen. Seither stieg allerdings die Zahl der Gästeankünfte immer weiter an, im Jahr 2019 übernachteten 153.108 Gäste in Bad Wörishofen.

    Bad Wörishofens Hoteliers, Gastronomen und Händlern entgehen durch Corona 40 Millionen Euro, die nicht in Bad Wörishofen ausgegeben wurden

    Mit den Übernachtungen brechen aber nicht nur den 115 Bad Wörishofer Hotelbetrieben die Einnahmen weg. Allgäuweit geben Übernachtungsgäste pro Tag im Schnitt 130 Euro aus. Das steht in einer Studie aus dem Jahr 2016. Bei einem Rückgang von mehr als 300.000 Übernachtungen durch die Corona-Beschränkungen kommt man da schnell auf über 40 Millionen Euro, die im vergangenen Jahr nicht in Bad Wörishofen ausgegeben wurden. Dass es den Allgäuer Tourismus insgesamt nicht so schlimm erwischt hat, führt Klaus Fischer, Geschäftsführer der Allgäu GmbH, auf das Netzwerk unter dem Dach der Marke Allgäu zurück. Damit verbunden seien eine Steigerung der Angebots-Qualität und erste Konzepte der Besucherlenkung. Ferner hätten Hoteliers und Zimmervermieter immer versichert, die Hygieneregeln strikt zu befolgen.

    Warum das Allgäu insgesamt von der Corona-Krise weniger stark getroffen wurde als andere Regionen

    So galt das Allgäu nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 als sicheres Reiseziel. „Es war auch ein Vorteil, dass viele Stammgäste bei uns in der Region in diesen Zeiten Vertrautes suchten und fanden“, sagt Fischer. Und weil Urlaubsreisen ins Ausland ein Risiko darstellten, entdeckten das Allgäu auch neue Gäste. Kamen Allgäu-Urlauber früher schon zu 87 Prozent aus Deutschland, so steigerte sich dieser Wert im Corona-Jahr auf 93 Prozent. Laut Fischer haben viele Hotels und Pensionen den Umsatz-Einbruch im Frühjahr und Frühsommer 2020 durch den anschließenden Boom bis Oktober einigermaßen überstanden. Der zweite Lockdown im Herbst traf die Branche viel härter. Denn viele Hoteliers und Vermieter können die komplette Wintersaison wohl abschreiben. Immerhin, sagt Fischer, gebe es hierzulande wenigstens finanzielle Hilfen. So etwas fehle in anderen Tourismusregionen wie in Südtirol, Griechenland oder Spanien.

    Für den kommenden Sommer ist der Chef der Allgäu GmbH zuversichtlich: Wenn durch die Impfungen die Zahl der an Corona Erkrankten runtergeht, könnte der Tourismus im Allgemeinen und natürlich auch im Allgäu wieder Fahrt aufnehmen. Denn in manchen Bereichen seien die Buchungsanfragen jetzt schon sehr hoch. Das bestätigt Angelika Soyer aus Kranzegg (Oberallgäu), Vorsitzende des Vereins „Mir Allgäuer – Urlaub auf dem Bauernhof“. Im Hotelbereich spüre man dagegen noch eine gewisse Zurückhaltung, berichtet Sybille Wiedenmann, Geschäftsführerin der Allgäu Top Hotels, die auch in Bad Wörishofen vertreten sind.

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