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Bad Wörishofen: Corona-Testzentrum Bad Wörishofen schließt: Frust bei Stadt und Anbieter

Bad Wörishofen

Corona-Testzentrum Bad Wörishofen schließt: Frust bei Stadt und Anbieter

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    Vorfahren, testen, weiterfahren: Das Corona-Testzentrum an der Eishalle von Bad Wörishofen bietet schnelle Spucktests an insgesamt fünf Teststationen gleichzeitig an. Doch damit ist es nun vorbei.
    Vorfahren, testen, weiterfahren: Das Corona-Testzentrum an der Eishalle von Bad Wörishofen bietet schnelle Spucktests an insgesamt fünf Teststationen gleichzeitig an. Doch damit ist es nun vorbei. Foto: Bader

    Das Corona-Testzentrum an der Bad Wörishofer Eishalle schließt. Betreiber und auch die Stadt Bad Wörishofen sind nicht gut auf die politisch Verantwortlichen zu sprechen. Der Frust über jüngste Entscheidungen, die zur Schließung geführt haben, sitzt tief.

    Bad Wörishofen hat das Testzentrum in der Nähe der Umgehungsstraße gemeinsam mit der am Ort ansässigen Firma Ledonic von Ulrich und Claudia Dollinger aufgebaut. Weil an der Eishalle sogenannte Spucktests angeboten wurden, herrschte dort zumeist reger Betrieb. Die Spucktests gelten als unkomplizierter als andere Corona-Tests.

    Die Betreiber des Corona-Testzentrums Bad Wörishofen mussten finanziell in Vorleistung gehen

    Dass dies alles mit einem nicht geringen Aufwand umgesetzt wurde, betonte jetzt Ulrich Dollinger gegenüber unserer Redaktion. Immerhin habe er zu Beginn mit 80.000 Euro in Vorleistung gehen müssen. Er habe die Kosten für die Mitarbeiterschulung zu tragen, die Platzpacht. Dazu kämen laut Dollinger bürokratische Hürden. Jetzt allerdings ist Ulrich Dollinger ebenso frustriert wie Bürgermeister Stefan Welzel und Kämmerer Tim Hentrich, die ebenfalls viel Engagement eingebracht hatten und nun enttäuscht sind, weil das Testzentrum zum 31. Juli zumindest fürs Erste die Pforten schließen wird.

    Claudia und Ulrich Dollinger betreiben das Testzentrum.
    Claudia und Ulrich Dollinger betreiben das Testzentrum. Foto: Bader

    Hauptgrund dafür ist, dass das Zentrum seit Ende Juni vom Staat nur noch die Hälfte an Vergütung ausbezahlt bekommt. „Seit dieser Zeit arbeiten wir gerade noch kostendeckend, aber ich mache es aus Überzeugung, weil es ein von vielen Seiten gelobtes und dankbar angenommenes Projekt ist“, sagt Dollinger dazu. Bad Wörishofen stellte fünf Buden zur Verfügung, an denen die Tests gleich aus den Fahrzeugen heraus absolviert werden konnten. Zudem kümmerte sich die Stadt um die Terminvergaben.

    Bad Wörishofens Kämmerer Tim Hentrich kritisiert die "oft unverständlichen" Rechtsverordnungen

    „Wir mussten praktisch eine eigene Kraft nur für den Telefondienst abstellen, aber das war es uns wert, weil es uns sehr wichtig war, rechtzeitig eine gute Teststrategie im Sinne der Bevölkerung zu entwickeln“, berichten Welzel und Hentrich unisono. Tim Hentrich ergänzt, dass auch die ständig neuen und oft unverständlichen Rechtsverordnungen die Verwaltung stark belastet hätten, obwohl dies oft nicht Aufgabe der Kommunen sei. Dazu sei es auch schwierig, Rechtssicherheit zu erhalten und die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen.

    Hintergrund der Reduktion der Kostenerstattung ist offensichtlich die Tatsache, dass auf den Testzug auch etliche „schwarze Schafe“ aufgesprungen waren und damit auf unredliche Art Geld verdient hatten. „Aber anstatt, wie jetzt, das Kind mit dem Bad auszuschütten, wäre es wesentlich sinnvoller gewesen, diese schwarzen Schafe zu verfolgen und entsprechend zu bestrafen“, sagt Ulrich Dollinger dazu. Seit der Kürzung geht die Zahl der Testzentren schon deutlich zurück, auch in der Kneippstadt, wo es zusammen mit den drei beteiligten Apotheken zwischenzeitlich um die zehn Teststationen gab.

    Die Zentren waren zunächst ja hauptsächlich als Entlastung für diese Apotheken gedacht, die sich ebenfalls mit viel Engagement einbrachten, aber schließlich den Ansturm neben dem normalen Geschäft nicht mehr bewältigen konnten. Aktuell weist die offizielle Karte der Teststationen des Landratsamtes für Bad Wörishofen nur noch fünf Stationen aus, darunter ist auch noch jene an der Eishalle, die nun schließt. Nur noch eine Apotheke ist mit dabei.

    Bürgermeister Stefan Welzel fragt sich, wie es im Herbst weitergehen soll

    Was also mit viel persönlichem Einsatz von mehreren Seiten begonnen hat, führt jetzt in eine Sackgasse aus Frustration, vor allem, wenn Stefan Welzel sich fragt, wie es im Herbst weitergehen soll. Tim Hentrich und Stefan Welzel geht es darum, dass die aufgebaute Teststrategie jetzt nicht durch die überbordende Bürokratie und oft unvernünftige Vorgaben kaputtgemacht wird, wie sie sagen. Gerade, wenn im September das neue Schuljahr beginnt, werde das Testen wieder eine zentrale Rolle spielen.

    Nicht besonders zufrieden zeigt sich Bürgermeister Stefan Welzel auch mit dem, was im Herbst in den Schulen vorgesehen ist. In den Grundschulen soll laut Kultusministerium mit PCR-Pooltests gearbeitet werden. Getestet wird dabei immer klasseneweise. Nur wenn es einen positiven Befund gibt, müssen alle Kinder einzeln getestet werden. Dabei allerdings würde das Testergebnis eben nur mit Verzögerung vorliegen, während beim Testzentrum schon nach zehn Minuten das Ergebnis bekannt sei.

    „Die Infrastruktur, die wir hier aufgebaut haben, muss unbedingt erhalten werden“, sagt deshalb Stefan Welzel. Ulrich Dollinger schloss dies auch noch nicht ganz aus. „Wir machen jetzt auf jeden Fall erst einmal Pause und müssen dann sehen, was im September passiert. Ich fühle mich einfach der Sache gegenüber auch weiterhin verpflichtet, weil es eine wesentliche Möglichkeit zur Eindämmung der Pandemie darstellt“, so Dollinger. Dazu betont er, dass es zu Beginn für seine Helfer auch eine gute Gelegenheit war in der Krisenzeit etwas Geld zu verdienen, statt zu Hause zu sitzen.

    Dollinger würde unter besseren Bedingungen weitermachen. Er sucht bereits eine geeignete Halle für ein Testzentrum im Winter.

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