Mit Kneipp gegen Corona-Folgen: Auch die Ärztekammer hält dies für machbar. Integrative Medizin könne dazu beitragen, auch das sogenannte Long-Covid-Syndrom günstig zu beeinflussen, findet Dr. Gerald Quitterer. Er ist der Präsident der Landesärztekammer in Bayern. „Ein Zusammenspiel der fünf Kneippschen Prinzipien kann sowohl als präventive, wie auch als heilende Behandlung genutzt werden“, teilt Quitterer nach der Vorstandssitzung der Bundesärztekammer in Bad Wörishofen mit.
In Bad Wörishofen hielt der Kammervorstand unlängst seine jährliche Klausursitzung ab. „An diesem Ort wurde nicht nur für mich der Genius Loci spürbar“, teilt Quitterer nun mit.
Im deutschen Gesundheitssystem liegt der Fokus auf bereits Erkrankten
Viel hänge bei der Pandemiebekämpfung von ökonomischen Folgen, sozialer Akzeptanz, juristischen, ethischen und praktischen Machbarkeiten ab. „Wir müssen deutlich besser in der Prävention werden“, schreibt Quitterer. Das deutsche Gesundheitswesen sei leistungsstark, doch der Fokus liege in erster Linie auf Menschen, die bereits erkrankt seien.
„Gerade, wenn wir in der aktuellen Situation fürchten müssen, dass uns die sogenannte Delta-Variante eine neue Welle der Pandemie bescheren könnte.“ Ärztliche Expertise und nicht politische Agitation seien dann gefragt.
Um künftig eine Überlastung des Gesundheitswesens zu vermeiden, brauche es auch eine vernünftige Steuerung der Patienten in der Notfallversorgung. Nicht jede Gesundheitsstörung benötige zu jeder Zeit überall sofort eine Behandlung und schon gar nicht in einer Notaufnahme.
Was Bayerns Ärztechef unter „One Health“ versteht
Alles, was derzeit bewegt, von Corona bis Klimawandel und Gesundheit könne zusammengefasst werden unter dem Oberbegriff „One Health“. Mensch, Tier und Ökosysteme stünden untrennbar miteinander in Verbindung, beeinflussten sich gegenseitig und seien aufeinander angewiesen. Gesundheit und Krankheit beträfen nicht nur das einzelne Individuum, sondern seien global zu betrachten.
Die Anpassung der Verhältnisse, zum Beispiel die Ausarbeitung von Hitzeaktionsplänen, das Vermeiden von Sportfesten in der Sommerhitze, die Verbesserung der Sanitärausstattung in den Schulen oder die Kennzeichnung von zugesetztem Zucker in Getränken: Das sei Aufgabe der Politik. Eine gemeinsame Aufgabe von allen.
Seine Überlegungen aus Bad Wörishofen führt Quitterer auch in der neuen Ausgabe des Bayerischen Ärzteblattes aus. (mz)