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Bad Wörishofen: Besser, schöner, einmalig: Bad Wörishofens Offensive für Kneipp

Bad Wörishofen

Besser, schöner, einmalig: Bad Wörishofens Offensive für Kneipp

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    So sieht der Brunnen am Denkmalplatz von Bad Wörishofen in den Sommermonaten aus. Unter den Augen Kneipps plätschert dort das Wasser. Für die Anlage gibt es nun überraschende Pläne.
    So sieht der Brunnen am Denkmalplatz von Bad Wörishofen in den Sommermonaten aus. Unter den Augen Kneipps plätschert dort das Wasser. Für die Anlage gibt es nun überraschende Pläne. Foto: Tobias Hartmann

    In Sachen öffentlicher Kneipp-Anlagen ist Bad Wörishofen vermutlich Bayerns heimliche Hauptstadt. 22 Wassertretanlagen sind in der Stadt aktiv. Für sie gibt es jetzt große Pläne – das betrifft auch den Denkmalplatz im Herzen der Fußgängerzone. Denn auch der Brunnen dort könnte zur Kneipp-Anlage werden – wenn denn Vater Staat mitspielt und die erhofften Fördergelder locker macht.

    Stadtgärtnermeister Andreas Honner präsentierte dem Stadtrat ein ambitioniertes Programm. Aufgesetzt wurde es, nachdem der Freistaat Bayern ein Sonderförderprogramm für Kneipp-Anlagen angekündigt hatte. Honner listete Projekte für insgesamt 280.000 Euro auf, von denen Bad Wörishofen 185.000 Euro selbst bezahlen müsste, wenn denn alles genehmigt würde. Hier trat Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) etwas auf die Erwartungsbremse. Die Fördermittel seien begrenzt und es längen schon einige Anträge vor.

    Honner hat auch den Brunnen am Denkmalplatz auf die Liste gesetzt. Dieser müsste nämlich dringend saniert werden. Für Sanierungen gibt es aber kein Geld. Wohl aber für Kneipp-Anlagen. Also hat Honner ein Konzept dafür ausgetüftelt, wie aus dem Brunnen ein riesiges Kneipp-Becken werden kann. Für rund 77.000 Euro würde das gehen. Die Kreativität des Stadtgärtnermeisters stieß dabei im Stadtrat auf viel Lob. Als Nachteile des Eingriffs nannte Honner den zwei Meter breiten Metallkasten für den Wärmetauscher, der dann hinter der Denkmalmauer stehen würde. Zudem könnte es dann keine Bühne mehr in der Brunnenanlage geben, wie es beim Stadtfest üblich ist. Als Umbauzeit wären April und Mai 2021 geplant, also die Hochzeit des Jubiläumsjahres 200 Jahre Kneipp.

    Geplant ist auch ein Projekt, das so noch keine Stadt gemacht hat

    Honner hatte aber noch andere Pfeile im Köcher. So könnte die Kneippanlage an der Schöneschacher Straße mit einer ökologischen Wasserversorgung ausgestattet werden. „Das hat noch keiner gemacht“, sagt Honner. Es wäre ein Modellprojekt. „Aber wenn jemand Kneippanlagen als Modellprojekt baut, dann sollten wir das sein“, findet der Stadtgärtnermeister. Mit Solarenergie soll das Wasser der Anlage zukünftig gekühlt, entkeimt und gefiltert werden. So steht es in Honners Konzept. „Nur der Verbrauch durch Verdunstung Reinigung und Austrag ist nachzufüllen.“ Ein Dach samt Solaranlage soll das Becken vor Erwärmung durch die Sonne schützen. Rund 114.000 Euro würde das alles kosten. Die Blumeninsel in der Mitte der beliebten Anlage wäre dann allerdings Geschichte. Das sagte Honner auf Nachfrage von Josef Kunder (CSU). Grünen-Fraktionssprecherin Doris Hofer bezeichnete das Solardach dagegen als „coole Sache“. Auch sonst gab es viel Lob. „Sehr gut“, sagte Paul Gruschka (FW) zu Honners Vorschlägen. „Es wäre großartig, den Brunnen als Wassertretanlage umzubauen“, sagte Gruschka. Das wäre auch ein Anziehungspunkt für Familien mit kleineren Kindern.

    Für Verbesserungen an der Eichwald-Anlage müssten Bäume gefällt werden

    Honner schlägt außerdem vor, die bestehenden Anlagen fit für die Zukunft zu machen. Die Kneipp-Anlage am Moosberg könnte einen neuen Wegebelag bekommen, ebenso die Anlage am Eichwald. Dort heben Baumwurzeln bereits das Pflaster an. Allerdings müssten am Eichwald neun Bäume gefällt werden. Einige davon müssten aber ohnehin aus Sicherheitsgründen entfernt werden, sagte Honner. Er schlug vor, die Bäume zu fällen und dann neue Bäume zu pflanzen. Diese sollen so angeordnet werden, dass von der schon gelegenen Kneipp-Anlage aus Durchblicke in die Landschaft möglich sind.

    Honner hat sich außerdem ein interaktives Infoschilderkonzept ausgedacht. Derzeit findet man an den Kneipp-Anlagen vor allem Verbotsschilder. „Bei sanierten oder neugebauten Kneippanlagen haben wir bereits jeweils ein spezielles Thema bespielt“, berichtet Honner. Das will er ausweiten. Jede Kneipp-Anlage soll ihr eigenes Thema bekommen, über das auf neuen Schildern informiert wird. Im Ostpark soll zudem ein Ganzkörpertrainer installiert werden. „Kneipp und Sport, Spiel und Spaß“ sollen dort die Themen sein.

    So sieht der Vorschlag von Stadtgärtnermeister Andreas Honner für die Kurhaus-Pergola aus

    Für die Kurhaus-Pergola schlägt Honner zum Beispiel vor: „Kneippen wie zu Vater Kneipps Zeiten“. Auch das Holzdeck der Anlage an der Pergola würde Honner gerne sanieren, dann aber nicht mehr mit Tropenholz sondern einheimischen Sorten. „Mein Herz geht über“, freute sich Paola Rauscher (Grüne) über all die Vorschläge. Endlich wolle man Geld „locker machen, damit unsere Kneipp-Anlagen dem Niveau eines Weltbades entsprechen.“ Sie regte an, zudem eine Broschüre zu den Anlagen aufzulegen. „Es ist wichtig, dass wir unseren Anlagen neues Leben einhauchen“, sagte Bürgermeister Stefan Welzel. „Solar an der Kneippanlage hätte sicher auch Kneipp gut gefallen“, meint Welzel. Auch Dominic Kastner, der Fraktionssprecher von Generation Fortschritt, zeigte sich angetan. Er regte zudem an, alle Kneipp-Anlagen beim Internet-Kartendienst Google Maps einzutragen. Damit seien sie etwa via Smartphone schnell auffindbar. Lob kam auch von Joachim Nägele (FW). „Tolle Vorschläge“ seien das. „Die Kneipp-Anlagen sind das Aushängeschild“, stellte er fest. Er regte an, auch die Stockheimer Kneipp-Anlage, das Gesundheitsschwert, in die Vorschläge aufzunehmen. Dieses muss nach dem Abschluss des Ausbaus der Dorfstraße wieder hergerichtet werden. Dass dies ohnehin geschehe, sagte Stadtbaumeister Roland Klier. Nägele erhofft sich aber Zuschüsse vom Staat.

    Joachim Nägele bringt eine Kneipp-App ins Spiel

    Auch eine Kneipp-App zum Jubiläumsjahr 2021 regte Nägele an. Kurdirektorin Petra Nocker sagte dazu, man diskutiere diese Möglichkeit bereits. Allerdings verwies Nocker darauf, dass es eine App für Bad Wörishofen bereits gab, diese aber kaum genutzt wurde. Dafür liege der Unterhalt im fünfstelligen Euro-Bereich. „Das Thema war damals aber nicht so weit verbreitet“, sagte Nocker. Zweiter Bürgermeister Daniel Pflügl (Grüne) sagte, alle Vorschläge Honners seien gut. Ilse Erhard (CSU) würde sie am liebsten sofort umsetzen, damit sie im Jubiläumsjahr zu erleben sind.

    Der Stadtrat fasste einstimmig den Beschluss, alle Maßnahmen in Angriff zu nehmen, unter der Voraussetzung, dass es dafür die beantragten Fördergelder gibt. Umgebaut wird also nur, wenn der Freistaat mitzahlt. Dass bei der Entscheidung dort auch der Kneipp-Bund aus Bad Wörishofen ein gewichtiges Wort mitsprechen darf, berichtete Bürgermeister Welzel.

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