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Bad Wörishofen: Bauunternehmer Glass wettert gegen Bauverbot in Bad Wörishofen

Bad Wörishofen

Bauunternehmer Glass wettert gegen Bauverbot in Bad Wörishofen

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    In der Hahnenfeldstraße 13 werden 44 Wohnungen in vier Häusern mit der Bezeichnung „Eichwaldterrassen“ errichtet. Der Baufortschritt ist unübersehbar, dennoch drängt für die Baufirma die Zeit, wenn im Mai wieder das Sommer-Bauverbot droht.
    In der Hahnenfeldstraße 13 werden 44 Wohnungen in vier Häusern mit der Bezeichnung „Eichwaldterrassen“ errichtet. Der Baufortschritt ist unübersehbar, dennoch drängt für die Baufirma die Zeit, wenn im Mai wieder das Sommer-Bauverbot droht. Foto: Firma Glass

    Es wuselt derzeit auf den Großbaustellen im Nordwesten Bad Wörishofens. Vier große Wohnprojekte werden dort aus dem Boden gestampft, allein die „Eichwaldterrassen“ der Bauunternehmung Glass GmbH bestehen aus 44 Wohnungen in vier Häusern mit jeweils drei Geschoßen und mit Terrassen auf allen Ebenen. Dass dabei sämtliche Abstandsflächen gemäß der gültigen Bauordnung der Stadt Bad Wörishofen eingehalten wurden, ist für den Bauunternehmer eine Selbstverständlichkeit. Eine andere Regelung in Bad Wörishofen passt dem Unternehmer dagegen überhaupt nicht. Nun geht Glass in die Offensive.

    Projektleiter Armin Moser hält die Fäden in der Hand und sorgt dafür, dass alles reibungslos klappt und jeder der gut 50 Handwerker genau weiß, was er zu tun hat. Und der Druck wächst, denn nicht nur die Auswirkungen der Corona-Krise und die wochenlange, witterungsbedingte Zwangspause im Januar brennt den Verantwortlichen auf den Nägeln: Mit jedem Tag rückt das Sommer-Bauverbot unaufhaltsam näher, ab Mai müssten dann eigentlich bis Oktober alle Arbeiten eingestellt werden.

    Ob das zu schaffen ist? Projektleiter Armin Moser ist skeptisch und hofft daher, dass die Stadt Bad Wörishofen auch diesmal ein Auge zudrückt und eine entsprechende Ausnahmegenehmigung erteilt. Schon im Vorjahr kam der Stadtrat den Bauunternehmern in diesem Bereich entgegen und auch jetzt wäre dies aus Sicht von Armin Moser das richtige Signal an die Baufirmen, denen ja auch die Käufer der Eigentumswohnungen im Rücken sitzen und Planungssicherheit einfordern.

    Projektleiter Armin Moser sorgt dafür, dass die Handwerker auf der Baustelle gut arbeiten können und alles reibungslos klappt.
    Projektleiter Armin Moser sorgt dafür, dass die Handwerker auf der Baustelle gut arbeiten können und alles reibungslos klappt. Foto: Alf Geiger

    Das geht nicht nur der Firma Glass so, auch auf den drei weiteren Baustellen sorgt das Sommer-Bauverbot für enormen Zeitdruck. Aus dem ehemaligen Hotel „Rosenhag“ ist ein Wohn- und Geschäftshaus mit Zwei- und Dreizimmerwohnungen, zwei Ladengeschäften und Praxen geworden. Wenige Meter weiter wird die „Eichwald-Residenz“ mit 15 Wohnungen auf drei Geschossen und einem Terrassengeschoß zwischen der Eichwaldstraße 6 und der parallel verlaufenden Hahnenfeldstraße gebaut. Überall wurde als Termin zur Fertigstellung „Frühjahr 2021“ angegeben. Ganz im Norden bauen zudem die Wohnungsbaugesellschaften aus Bad Wörishofen und Mindelheim auf dem fast 7000 Quadratmeter großen Grundstück an der Ecke Hahnenfeldstraße/ Gärtnerweg in Bad Wörishofen 51 Wohnungen in sechs Mehrfamilienhäusern.

    Lärm und Dreck sollen die Erholung in der Kurstadt Bad Wörishofen im Sommer nicht trüben

    Immer wieder treibt das Sommer-Bauverbot den betroffenen Unternehmern die Zornesröte ins Gesicht, weil darunter die Wirtschaftlichkeit ihrer Projekte enorm leidet. Fünf Monate lang, von Mai bis Mitte Oktober, müssen die Handwerker in der Kurstadt die Hände in den Schoß legen, weil die Ruhe und Erholung der Kurgäste nicht durch Lärm und Dreck der Baustellen getrübt werden soll.

    Dies sorgt immer wieder auch kommunalpolitisch für hitzige Situationen, zuletzt im vergangenen April, als FW-Fraktionschef Wolfgang Hützler erneut mit seinem Antrag abblitzte, den Bad Wörishofer Sonderweg zu beenden und den Baustopp endgültig zu den Akten zu legen.

    Idyllische Historie: Der Eichwald im Nordwesten der Kneippstadt wurde früher als Schwimmbad genutzt.
    Idyllische Historie: Der Eichwald im Nordwesten der Kneippstadt wurde früher als Schwimmbad genutzt. Foto: Archiv Michael Scharpf

    Bei Bauunternehmer Dieter Glass sorgt der sommerliche Baustopp ebenfalls für Unverständnis: Wer mit offenen Augen durch die traditionsreiche Kurstadt spaziere, dem werde schnell auch die häufig schlechte Bausubstanz auffallen: „Viele Gebäude haben einen großen Sanierungsstau, gerade die Fassaden sind oft wenig ansprechend und in einem schlechten Zustand“, hat Dieter Glass festgestellt. Nun biete sich die Gelegenheit, bei frühzeitiger Ankündigung die beiden Sommer 2021 und 2022 für umfassende Sanierungsmaßnahmen im Stadtzentrum zu nutzen, ist Glass überzeugt.

    Doch dem stehe eben der faktische Baustopp entgegen, mit dem die Stadt Bad Wörishofen tatsächlich ein Alleinstellungsmerkmal habe – aus Sicht von Dieter Glass aber kein positives: „Bad Wörishofen ist einer der wenigen Kurorte, die eine solche Immissionsschutzverordnung zwischen 1. Mai und 15. Oktober hat. Andere Kurorte haben diese bereits abgeschafft oder haben eine großzügige Ausnahmeregelung“, wundert sich Glass über die Hartnäckigkeit der Bad Wörishofer Kommunalpolitik. Glass nennt den Baustopp daher auch „Lex Fontenay“ mit Blick auf das gleichnamige Hotel in der Nachbarschaft.

    Die Ruhe der Kurgäste sei für ihn aber kein stichhaltiges Argument mehr: Der Tourismus finde nicht mehr überwiegend im Sommer statt, viele Gäste kämen zum Glück inzwischen auch während der Wintermonate nach Bad Wörishofen. „Diese Gäste werden durch die Konzentration der Baumaßnahmen in den Monaten Oktober bis April überproportional schlechter gestellt“, sagt Dieter Glass: „Eine geordnete und saubere Baustelle ist sicher vielen Kurgästen lieber als Bauruinen oder desolate Fassaden.“ Große Achtung und Anerkennung müsse vielmehr den Bauherrn, die „trotz der Restriktionen notwendige Sanierungen zum Wohle der Kurstadt angepackt haben“, gezollt werden.

    Wo in Bad Wörishofen im Sommer gebaut werden darf - und wo nicht

    Sauer stößt ihm auch die „Trennungslinie des Bauverbotes“ auf: „Es ist nicht nachvollziehbar, warum alle Grundstücke östlich der Hauptstraße keiner Immissionsschutzverordnung unterliegen“, so Glass, der als Beispiele die Hotels Residenz, Kur- und Wellnesshotel Förch, Kneipphotel Edelweiß oder Kuroase im Kloster nennt. Auch die kneippschen Denkmalstätten, wie die historische Wandelhalle, das historische Badehaus und das Kneipp-Museum sowie der Klosterhof liegen außerhalb, so Glass: „Die Grenzlinie des Bauverbotes ist für mich willkürlich und daher nicht nachvollziehbar.“

    Zudem sollte auch der „baulichen Dimension und Schwierigkeit im innerstädtischen Bereich“ solcher Projekte Rechnung getragen werden, wünscht sich Glass. Beim Bauen in den Sommermonaten könne die lange Tageszeit besser genutzt werden, zudem gibt es keine Ausfalltage wegen „Schlechtwetter“. Glass: „Dadurch lässt sich die Bauzeit besser planen und einhalten.“

    Außerdem sei es sozial unverträglich, wenn Mitarbeiter bei kaltem Wetter, Regen, Schnee und Eis in den Wintermonaten arbeiten müssten: „Die Produktivität ist nicht die Gleiche wie in den Sommermonaten, es gibt eine deutlich größere Unfallgefahr durch Schnee und Eis. Zudem ist es kein Vergnügen den ganzen Tag bei möglichem Schneeregen mit durchnässter Kleidung zu arbeiten“, appelliert der Bauunternehmer an die Stadträte.

    Glass hofft, dass zumindest die dringend benötigten Ausnahmegenehmigungen für das bevorstehende Frühjahr in Bad Wörishofen erteilt werden.

    Aus Sicht von Dieter Glass bringt das faktische Bauverbot im Sommer vor allem Nachteile für die Kneippstadt Bad Wörishofen: „Unsere Kurgäste betrachten seit Jahren Ruinen und halbfertige Bauten. Das hinterlässt einen fatalen Eindruck und sorgt für schlechte Außenwirkung“, sagt Glass.

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