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Bad Wörishofen: Baustoff-Engpass trifft Bad Wörishofen: Beim Holz ist der Wurm drin

Bad Wörishofen

Baustoff-Engpass trifft Bad Wörishofen: Beim Holz ist der Wurm drin

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    Im Sägewerk der Holzwerke Waal wird ausschließlich Holz aus der heimischen Region – Fichten- und Tannenstämme – verarbeitet. Das Unternehmen ist aber auch Großhandelsbetrieb von Holzwerkstoffen, Hobelware und Schnittholz.
    Im Sägewerk der Holzwerke Waal wird ausschließlich Holz aus der heimischen Region – Fichten- und Tannenstämme – verarbeitet. Das Unternehmen ist aber auch Großhandelsbetrieb von Holzwerkstoffen, Hobelware und Schnittholz. Foto: Ulrich Wagner

    Nachschubmangel macht der Baubranche immer mehr zu schaffen. In der Corona-Krise steigen dadurch die Materialpreise teilweise enorm. „Seit geraumer Zeit“ würden sich „in nahezu allen Bereichen des Bauens sowohl pandemie-, als auch rohstoffbedingte Engpässe abzeichnen“, berichtet Thomas Königsberger. Er leitet den Bereich Einkauf der Firma Glass, die alleine in Bad Wörishofen mehrere Großprojekte plant oder bereits umsetzt. Im Fokus steht dabei das größte Bauvorhaben in der Innenstadt seit Jahrzehnten, die Löwenbräu-Arkaden. Ende Februar hatte sich der Stadtrat mit großer Mehrheit hinter das Projekt gestellt, das Investor Dieter Glass zuvor entscheidend verkleinert hatte. (Mehr dazu hier: Löwenbräu-Arkaden: Pläne werden öffentlich ausgelegt)

    „Das liegt nicht an der Stadt“, sagte Glass gegenüber unserer Redaktion zu den vorgenommenen Änderungen. Man habe diese Entscheidungen aus eigenen Erwägungen getroffen. Ursächlich dafür seien die Einsprüche gegen das Projekt gewesen. Es bleibe bei der einst geschätzten Investitionssumme von rund 40 Millionen Euro. Der Unternehmer würde gerne im Oktober beginnen. Davor stehen aber noch Entscheidungen an.

    Glass rechnet mit Engpässen bei Stahl, Dämmstoffen und Tiefbaumaterial

    Die Eichwaldterrassen, die Glass in Bad Wörishofen baut, sind derweil weit fortgeschritten. Zur Materialknappheit sagt Einkaufsleiter Königsberger: „Bei unseren deutschlandweiten Projekten stellte sich die Situation bis dato noch recht stabil dar.“ Für die nächsten Monate „rechnen allerdings auch wir mit Engpässen aufgrund von Lieferverzug bei Stahl, Dämmstoffen und Tiefbaumaterial“, berichtet Königsberger.

    Verteuerungen seien auch „auf das CO2-Thema“ zurückzuführen, so Königsberger, ohne ins Detail zu gehen. Bei Glass setze man weiterhin auf Ziegelbau für den Wohnungsbau. Dies sei aus „unserer Sicht baubiologisch seit Jahrhunderten der beste Baustoff.“

    Bei der Binova Immobilien spürt man ebenfalls, dass Material weniger schnell zu beschaffen ist, als üblicherweise. „Vor allem bei der Dämmung stellen wir derzeit eine Knappheit fest“, berichtet Alexander Hörmann. Derzeit stellt das Unternehmen ein Projekt in Waltenhofen fertig. „Auswirkungen der Materialknappheit können wir derzeit aber noch nicht einschätzen“, sagt Hörmann. Der Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel berichtete unlängst von Preissteigerungen zwischen 20 und 40 Prozent, teilweise auch mehr.

    Die Steigerungen im Holzpreis sind laut Hörmann "enorm"

    Das geplante Großprojekt für mehr als 30 Millionen Euro in Bad Wörishofen sei noch nicht so weit, dass „wir schon abschätzen können, ob uns die Probleme betreffen“, sagt Hörmann. Binova will einen großen Teil des Kreuzer-Areals an der Fußgängerzone bebauen. Wie berichtet sollen dort Wohnungen, Büros und Ladenflächen entstehen. Das Gebäude soll weitestgehend in Holzbauweise entstehen. „Die Steigerungen beim Holzpreis sind enorm“, sagt Hörmann. Der Standardpreis für einen Meter Schnittholz sei binnen eines Jahres von 220 Euro auf bis zu 700 Euro gestiegen, berichtete unlängst Theodor Aumann, der in Ziemetshausen Häuser in Holzbauweise erstellt.

    „Wir haben die Auswirkungen aber noch nicht genau berechnet“, sagt Alexander Hörmann. Man hoffe, dass „sich das beruhigt, bis wir loslegen“. Investor Willi Schmeh sagte im Februar, abhängig von einer Baugenehmigung könne es bereits im Herbst 2021 losgehen. Abriss und Betonbau im Winter bis zum Frühling, Holzbau in Modulbauweise danach.

    Das käme auch dem sommerlichen Bauverbot in Bad Wörishofen entgegen. Im Gebäude stehen 1500 Quadratmeter Laden- und Bürofläche zur Verfügung. Schmeh stellt sich dort Cafés, eine „In-Kneipe“, vielleicht eine Kletterhalle vor, einen Sportshop, alles, was jüngeres Publikum anziehen könnte.

    Baufritz setzt auf langfristige Beziehungen zu regionalen Lieferanten

    Gänzlich auf Holz setzt die Firma Baufritz in Erkheim. „Wir wissen, dass aktuell insbesondere kleinere Betriebe die Folgen der Holzverknappung zu spüren bekommen“, teilt das Unternehmen auf Nachfrage mit. „Bei Baufritz sind wir davon glücklicherweise bisher nicht betroffen.“ Das liege an „langjährigen, guten und stabilen Beziehungen zu unseren regionalen Lieferanten“. Das sei „ein über viele Jahre gewachsenes Miteinander. Deshalb sind wir aktuell voll lieferfähig“, teilt Baufritz mit.

    Man habe aber die Abläufe angepasst. Zum Beispiel begännen arbeitsvorbereitende Maßnahmen viel früher als bisher. „Das ist auch notwendig, da auch unsere Partner aufgrund der Materialengpässe längere Lieferzeiten haben“, teilt Baufritz mit. Ein 18 Monate gültiger Festpreis bei Vertragsabschluss soll zudem Kunden Sicherheit geben.

    Inhaberin Dagmar Fritz-Kramer ist mit der Auftragslage „sehr zufrieden“. Man bewege sich „momentan bei einem Lieferzeitraum von Juli bis August 2022“, berichtet sie. „Wir sind sehr zuversichtlich, dank der langjährigen und stabilen Beziehungen zu Lieferanten und Partnern alle verkauften Häuser wie geplant produzieren und ausliefern zu können.“

    Die Preise für Leimholz steigen und steigen

    So unterschiedlich ihre Unternehmen sind, so einig sind sich Georg Weiß (Inhaber der Zimmerei Weiß in Dillishausen), Georg Prinz von der Leyen (Geschäftsführer der Holzwerke Waal) und Rolf Hörmann (Geschäftsführer der Rudolf Hörmann GmbH & Co. KG in Buchloe), wenn man sie auf das Thema Bauholz anspricht. Die Situation ist seit Monaten außer Kontrolle. Die Preise, vor allem für hochwertiges Leimholz, steigen und steigen. Lieferzeiten werden immer länger. Das stellt die Unternehmen vor große Herausforderungen – und hat unweigerlich auch Auswirkungen auf die Kunden.

    „So eine Situation hat es in den 60 Jahren des Bestehens unseres Betriebs noch nie gegeben“, bestätigt Rolf Hörmann. Das Unternehmen, das unter anderem Gewerbehallen und landwirtschaftliche Gebäude errichtet, arbeitet sehr viel mit Holz und Stahl – „und in beiden Bereichen gibt es derzeit Probleme“. Der Eisenerzpreis hat sich laut Hörmann verdreifacht, Blech koste aktuell doppelt so viel wie noch vor Kurzem.

    In den vergangenen zwei Monaten dominieren allerdings die Schwierigkeiten beim Holz. Bei den regionalen Sägewerken, wie den Holzwerken Waal, die einer der Hauptlieferanten von Hörmann sind, sei die Situation noch nicht so extrem. „Die nutzen die Situation nicht aus, da es sich um eine langfristige, gute Zusammenarbeit handelt.“ Aber auch da gebe es Schwierigkeiten mit den Lieferzeiten. Bei hochwertigem Leimholz sei die Lage sehr problematisch. (mit cg)

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