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Bad Wörishofen: Bad Wörishofer Hotelchefs stemmen sich gegen Corona-Krise

Bad Wörishofen

Bad Wörishofer Hotelchefs stemmen sich gegen Corona-Krise

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    Mit vereinten Kräften: Wie hier im Hotel „Tanneck“ nutzen viele Bad Wörishofer Hoteliers und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter notgedrungen die Zeit, um Umbau- oder Renovierungsarbeiten vorzunehmen.
    Mit vereinten Kräften: Wie hier im Hotel „Tanneck“ nutzen viele Bad Wörishofer Hoteliers und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter notgedrungen die Zeit, um Umbau- oder Renovierungsarbeiten vorzunehmen.

    Wenn einzelne Branchen durch die Corona-Krise ganz besonders hart getroffen sind, dann sind es sicher der Tourismus und mit ihm der Hotel- und Gaststättenbereich sowie der Einzelhandel. Dass dies in entsprechender Bandbreite gerade die Kurorte und hiermit auch Bad Wörishofen trifft, liegt demnach auf der Hand.

    Bad Wörishofen ist bin der Corona-Krise fast vollständig zum Stillstand gekommen

    Fast das gesamte Stadtleben ist in der Kneippstadt mehr oder weniger zum Stillstand gekommen. Dennoch lässt sich auch feststellen, dass Aufgeben für die wohl meisten Betriebe noch keine Option ist, wie eine kurze Umfrage ergeben hat. „Nicht den Kopf in den Sand stecken und an den Standort und an die Zukunft glauben“, ließ zum Beispiel Christoph Ernst vom Kurhotel Tanneck übermitteln.

    Auch Matthias Schneid vom Hotel Edelweiß versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Und Hubertus Holzbock hofft immer noch, dass am 1. Mai über die Corona-Krise schon Gras gewachsen sein könnte. Dass die derzeitige Situation dennoch für die meisten Kurbetriebe katastrophal, ja existenzbedrohend ist, auch das kam deutlich zum Ausdruck.

    Hubertus Holzbock, Chef des Hotels „Fontenay“ und der Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes berichtet, dass bereits seit Anfang März die Buchungen vollkommen eingebrochen sind und bis bereits in den Mai hinein nur noch Stornierungen angekommen seien. Von seinen Angestellten sind derzeit 30 Personen ganz in der Kurzarbeit, fünf in Teilkurzarbeit. Diese arbeiten Dinge auf, die sonst oft liegen geblieben sind, meist Büroarbeiten. Besetzt ist natürlich die Rezeption. „Das größte Problem für uns ist die Unsicherheit, weil ja niemand weiß, wann und ob der Betrieb wieder anlaufen kann“, so Holzbock.

    Weiterer Faktor ist nach seiner Aussage der Zeitpunkt der Krise: „Gerade jetzt ist ja die Hauptbuchungszeit, in der sonst die Anmeldungen für den Sommer und bis in den Herbst hinein eingehen. Außerdem ist es ja nicht so, dass nach der Lockerung der Vorschriften die Häuser sofort wieder voll sind. Da braucht es ja Anlaufzeit.“

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    Auch das Thema „Notfallklinik“ ist bei Holzbock angekommen. „Die Regierung hat auch bei mir angefragt und ich habe meine Hilfe angeboten. Dies dürfte auch bei anderen Hotels geschehen sein. In Frage dafür kämen aber aus seiner Sicht nur solche, die über den Sanatorienstatus verfügten.

    Die Aktion "Bad Wörishofen hilft" als Beispiel für den Zusammenhalt

    Einen anderen, gesundheitlichen Aspekt bringt Holzbock außerdem ins Spiel. Prävention und Stärkung des Immunsystems könnten sicher bei der Abwehr eines Virus von Vorteil sein. Und hier käme natürlich besonders die Kneippkur wieder ins Blickfeld. „Vielleicht setzt ja dadurch auch bei den Krankenkassen in Bezug auf die Kuren doch einmal ein Umdenken ein“, ist seine Hoffnung.

    Dass die Lage gerade hier vor Ort dennoch „sehr traurig“ ist, will Holzbock nicht verhehlen, sich andererseits auch den Optimismus nicht nehmen lassen.

    Ähnlich sieht es auch Matthias Schneid vom Hotel „Edelweiß“, wohl auch stellvertretend für andere Betriebe. Er hebt besonders die Hilfsbereitschaft und die Kollegialität untereinander hervor. Dabei verweist er auf die Aktion „Bad Wörishofen hilft“, an der sich etliche Kurbetriebe mit beteiligten. So fahren seine Azubis, die nicht in Kurzarbeit sind, Waren aus und unterstützen die Tafel.

    „Wir müssen jetzt das Beste aus unserem Ort herausholen, auf das Positive der Hotellerie hinweisen und gemeinsam die Krise meistern“, ist sein Credo.

    Auch für ihn sind die Dauer der Krise und die damit verbundene Unsicherheit das Hauptproblem. „Schwierig für uns ist natürlich, dass gerade die Risikogruppe der älteren Mitbürger ja auch unsere Zielgruppe bei den Gästen ist.“ Dass er den Humor nicht verloren hat, beweist sein Schild an der Tür, auf dem zu lesen ist, dass sich das Hotel im „Dornröschenschlaf“ befindet und es darauf wartet, dass es ein Prinz wieder wach küsst.

    Einen etwas anderen Ansatz, die Krise zu bewältigen hat Christoph Ernst von Hotel „Tanneck“ gewählt. Er nützt die Zeit der Schließung zu umfangreichen Renovierungsarbeiten. „Wir bauen gerade neue Bäder ein, erneuern Betten oder renovieren Zimmer. Mitarbeiter, die noch da sind, unterstützen dabei die Handwerker. Jetzt kommen wir auch dazu, im Garten und beim Bad draußen etwas zu machen, was sonst zeitlich immer schwierig war“, so sein Statement. Die Azubis erhalten ebenfalls Aufgaben oder werden beim Erlernen von Tätigkeiten, wie etwa in der Küche, gut betreut. Sogar die Fassade kann jetzt, wo keine Gäste da sind, besser gestrichen werden und auch die Terrasse wird für die kommende Zeit auf Vordermann gebracht.

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    Dass die Hoffnung auf bessere Zeiten nicht geschwunden ist, zeigt, dass die Einsatzplanung für den Tag X bereits läuft, dass die Köche schon die Spargelkarte schreiben und die Speisekarte neu kalkulieren. „Der Fernzugriff auf die Hotel-EDV ist natürlich möglich und es gibt sogar doch noch Gäste, die bereits neu buchen“, lässt der erfahrene Hotelier wissen.

    Sich in wirklich sehr schwierigen Zeiten nicht unterkriegen zu lassen, auf bessere Zeiten hoffen und überregional immer wieder einmal auf die Gedanken an Pfarrer Kneipp und seine Kurprävention aufmerksam zu machen, sind derzeit wohl in Bad Wörishofen die Überlebensstrategien.

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