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Bad Wörishofen: 300 Jahre Kloster: Bad Wörishofens größter Kunstschatz

Bad Wörishofen

300 Jahre Kloster: Bad Wörishofens größter Kunstschatz

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    „Es ist richtig, die Kirche als ,kleine Wies’ zu bezeichnen.“Wie die Wieskirche, die schon seit 1983 zum Weltkulturerbe zählt, ist die Bad Wörishofer Klosterkirche von keinen geringeren als den Gebrüdern Johann Baptist und Dominikus Zimmermann ausgestattet worden.
    „Es ist richtig, die Kirche als ,kleine Wies’ zu bezeichnen.“Wie die Wieskirche, die schon seit 1983 zum Weltkulturerbe zählt, ist die Bad Wörishofer Klosterkirche von keinen geringeren als den Gebrüdern Johann Baptist und Dominikus Zimmermann ausgestattet worden. Foto: Tobias Hartmann

    Für viele Einheimische ist sie ganz einfach die „Klosterkirche“. Die Bezeichnung drückt Vertrautheit aus, aber auch Wertschätzung. Gemeint ist der Ort des Gebets, der Ruhe oder der Meditation, den viele Bad Wörishofer zwischen ihren Erledigungen oder Einkäufen gerne besuchen, um kurz innezuhalten.

    Mitten in der Bad Wörishofer Innenstadt liegt sie, die Kirche des Bad Wörishofer Dominikanerinnenklosters „Maria, Königin der Engel“. Sie ist vielleicht etwas verwinkelter als die gegenüberliegende Pfarrkirche St. Justina. Man kann sich in die kleine Marienkapelle setzen, in die Bänke des Vorraums oder in den hochbarocken Kirchenraum selbst. Nicht nur Beterinnen und Beter schätzen die Kirche.

    Auch für Kunstkenner ist die Klosterkirche ein besonderer Ort. „Das ist Barock in bester Güte“, schwärmt der Augsburger Architekt Egon Kunz. Vor wenigen Jahren hat er die jüngsten Sanierungsarbeiten am Dachstuhl der Kirche und an der Decke geleitet und den Bau zusammen mit einem hochkarätigen Restauratorenteam intensiv studiert. Die Fachleute sind sich einig: die Klosterkirche ist ein Juwel. Sie dürfte kunstgeschichtlich der größte Schatz sein, den Bad Wörishofen vorzuzeigen hat. „Es ist richtig, die Kirche als die ‚kleine Wies’ zu bezeichnen“, stellt Architekt Kunz fest, der in seiner Laufbahn zahlreiche bedeutende historische Gebäude saniert hat.

    Das Kloster von Bad Wörishofen.
    Das Kloster von Bad Wörishofen. Foto: Tobias Hartmann

    Wie die Wieskirche, die schon seit 1983 zum Weltkulturerbe zählt, ist die Bad Wörishofer Klosterkirche von keinen geringeren als den Gebrüdern Johann Baptist und Dominikus Zimmermann ausgestattet worden. Die Gebrüder zählen zu den bedeutendsten Vertretern des süddeutschen Barocks und Rokoko.

    Ein Konzept wie jenes der Brüder Zimmermann in Bad Wörishofen, finde man nur selten, sagt Experte Egon Kurz

    „Die Gebrüder Zimmermann sind für das einheitliche Konzept der Kirche und des Klostergebäudes verantwortlich, das man in dieser Ausprägung sehr selten findet“, erklärt Egon Kunz.

    Selbstverständlich waren am Bau und an der Ausstattung der Kirche und der großen Anlage viele Mitarbeiter beteiligt: Baumeister, Handwerker und Künstler. „Die Gebrüder Zimmermann hatten Mitarbeiter, die sie bei ihren Arbeiten unterstützten“, gibt Egon Kunz zu bedenken.

    Der Kreuzgang im Kloster der Dominikanerinnen in Bad Wörishofen.
    Der Kreuzgang im Kloster der Dominikanerinnen in Bad Wörishofen. Foto: Tobias Hartmann

    Bei den Untersuchungen vor wenigen Jahren wurde eine kleine, aber eindeutige Signatur entdeckt. Sie stammt von Johann Baptist Zimmermann. Dieses Zeichen sei ein Beweis für die Echtheit des unterzeichneten Freskos, sagt Kunz. Es handelt sich dabei um das ovale Gemälde im Chorraum der Kirche, den sogenannten „Dominikanerhimmel“, in unmittelbarer Nähe des Hochaltars. Auch die hohe Qualität spreche für die Urheberschaft des großen Barockmeisters selbst. Egon Kunz interpretiert das Wirken von

    Das wichtigste Fresko über dem Hochaltar der Klosterkirche von Bad Wörishofen stammt vom großen Meister selbst

    Die Gebrüder Zimmermann seien sehr gläubig gewesen. Deswegen hätte es sich der große Meister selbstverständlich nicht nehmen lassen, das wichtigste Fresko, über dem Hochaltar der Kirche, selbst zu malen. Architekt Kunz liest die Innerlichkeit und Gläubigkeit aus den Gemälden ab. Tiefsinnige Künstler waren die Gebrüder Zimmermann einerseits. Als solche waren sie für die gesamte Gestaltung und für das ganze künstlerische Konzept des Klosters zuständig. Andererseits waren die Künstler hervorragende Kenner der Baukunst. „Was die Gebrüder Zimmermann in Wörishofen geschaffen haben, ist genial“, urteilt Architekt Kunz.

    Blick vom Klosterturm über Bad Wörishofen.
    Blick vom Klosterturm über Bad Wörishofen. Foto: Ulla Gutmann

    300 Jahre lang habe die Putzdecke gehalten, die gerade einmal einen Zentimeter Durchmesser aufweise. Die Stabilität verdanke die Decke einem ausgeklügelten Boxhaut-System, das die Gebrüder Zimmermann entwickelt haben, erklärt Egon Kunz. Zu den Experten für Kunstgeschichte und Denkmalpflege, die sich in den vergangenen Jahrzehnten eingehend mit der Bad Wörishofer Klosterkirche beschäftigt haben, zählt auch Professor Werner Schiedermair.

    Der Jurist und Denkmalpfleger hat 1998, zum Abschluss der größten Renovierungsaktion in der 300-jährigen Klostergeschichte, einen umfassenden Kunstband zum Bad Wörishofer Dominikanerinnenkloster herausgegeben.

    Jetzt, anlässlich des 300-jährigen Klosterjubiläums, hat er zusammen mit den Bad Wörishofer Dominikanerinnen eine Festschrift veröffentlicht, quasi ein „Update“ des umfangreichen Klosterbuchs. Für Professor Schiedermair leisten vor allen Dingen die Altäre einen wesentlichen Beitrag zum Gesamtkunstwerk Klosterkirche.

    „Im Mittelpunkt des fachlichen Interesses bei der großen Renovierung standen die Altäre mit den filigranen Metalleinlagen“, sagte Schiedermair vor kurzem in einem Interview mit dem Aktuell-Heft, dem Magazin der Pfarreiengemeinschaft Bad Wörishofen.

    Die alten Glocken, aufwendig gearbeitet und verziert.
    Die alten Glocken, aufwendig gearbeitet und verziert. Foto: Ulla Gutmann

    Diese Instandsetzung der Altäre hätte aus der Sicht der Denkmalpflege in Bayern Maßstäbe gesetzt, meint Schiedermair, der im Bayerischen Kultusministerium als Referent tätig war und als Stellvertreter des Generalkonservators zahlreiche Denkmalschutzprojekte begleitete.

    Seine liebste Aufgabe war ihm jedoch die Begleitung des Bad Wörishofer Dominikanerinnenklosters. Auch Professor Schiedermair schätzt die Stimmigkeit des Klosters und meint die Gebäudestruktur einerseits und die im Gebäude gelebte und praktizierte Spiritualität der Schwestern andererseits. „Das Besondere ist die bis heute vollkommen erhaltene monastische Struktur“, sagt er.

    Der Festgottesdienst aus der Klosterkirche wird live im Fernsehen übertragen, weil nur wenige Gäste vor Ort mitfeiern dürfen

    Professor Werner Schiedermair deutet vor diesem Hintergrund auch den Aufbau des Klosters: „Wegen ihrer ursprünglichen Bestimmung, die Beachtung der Ordensregeln in ihrer strengsten Form zu ermöglichen, verkörpert die Wörishofer Anlage in ungewöhnlicher Weise die jedem Kloster eigene doppelseitige Perspektive“, schrieb Schiedermair im Vorwort zu seinem Klosterbuch.

    Er meinte damit das nach außen sichtbare Klostergebäude, das gleichzeitig große Teile seines Inneren verbirgt. Besonders zu Zeiten der streng kontemplativen Ausrichtung lebten die Ordensfrauen der Welt verborgen hinter den Klostermauern und gingen ihrem geistlichen Leben nach.

    Auch die Klosterkirche verdeutlicht diese Zweiseitigkeit in architektonisch interessanter Umsetzung: die sogenannte Laienkirche steht jeder Beterin und jedem Kunstinteressierten offen.

    Hinter deren großem Hochaltar und hinter einem Gitter setzt sich der Kirchenraum fort: im Schwesternchor, wo die Schwestern bis vor wenigen Jahren zu ihrem Chorgebet zusammenkamen.

    Am Sonntag steht die prächtige Klosterkirche im Mittelpunkt: Soli Deo Gloria – Gott zur Ehre – und den Menschen zur Freude wird in der Kirche mit einem festlichen Dankgottesdienst das 300-jährige Bestehen des Klosters gefeiert. Der Gottesdienst mit Bischof Bertram Meier wird live im Fernsehen übertragen, von dem katholischen Sender K-TV (ktv.org).

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