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Babenhausen/Markt Wald: Steinmetze wettern gegen Bestattungswald

Babenhausen/Markt Wald

Steinmetze wettern gegen Bestattungswald

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    Im Gebiet am Kreuzlesberg bei Babenhausen soll ein Bestattungswald entstehen.
    Im Gebiet am Kreuzlesberg bei Babenhausen soll ein Bestattungswald entstehen. Foto: Sabrina Karrer (Archivbild)

    Nahe Babenhausen und Markt Wald will das Haus Fugger künftig wie berichtet zwei Bestattungswälder anbieten. Während die beiden Gemeinden dafür bereits grünes Licht gegeben haben, stößt das Vorhaben in

    Der Landesverband Bayerischer Steinmetze hat sich in einem Schreiben an die Marktgemeinde Babenhausen gewandt und klar gegen das Vorhaben ausgesprochen. Er sieht die Friedhofskultur durch Projekte wie dieses in Gefahr und rät Kommunen davon ab, sich „vor den Karren spannen zu lassen“. In Markt Wald ist bis zum Ende der Auslegungsfrist dagegen kein entsprechender Brief eingegangen.

    Wie berichtet, sollen am Kreuzlesberg bei Babenhausen und in einem Waldstück bei Schnerzhofen Bestattungswälder entstehen. Geplant ist, in einem Teil des Gebiets Urnen unter Bäumen beizusetzen. Individuelle Gräber sind in einer solchen Anlage nicht zu erkennen. Grabsteine gibt es dort keine, die Hinterbliebenen sollen auch keinen Schmuck oder Devotionalien wie Kreuze ablegen. Stattdessen kennzeichnen schlichte Markierungen, wo sich die Asche der Verstorbenen befindet.

    Der Verband der Steinmetze kann nicht nachvollziehen, warum die Babenhausener Gemeinderäte dem Bestattungswald zugestimmt haben

    Das bayerische Bestattungsrecht besagt, dass nur eine Gemeinde oder Kirche Träger eines Friedhofs sein kann. Das Haus Fugger wäre in diesem Fall der Verpächter der Waldstücke bei Babenhausen und Schnerzhofen und zugleich Erfüllungsgehilfe, also der Dienstleister, der sich um den Betrieb der Anlage kümmert. Die Markträte beider Gemeinden hatte sich offen für die Pläne gezeigt mit der Begründung, dass die Nachfrage nach alternativen Bestattungsformen steige.

    In Babenhausen gibt es nun allerdings Gegenwind vonseiten der Steinmetze. Sie melden sich in einem Schreiben zu Wort. Da für das Vorhaben zunächst der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt werden muss, konnten sogenannte Träger öffentlicher Belange ihre Stellungnahmen zu den Entwürfen abgeben. Der Berufsverband fällt zwar nicht in diese Kategorie, seinen Einwänden schenkte der Babenhausener Marktrat dennoch Gehör.

    Landesinnungsmeister Hermann Rudolph schreibt, dass die Zustimmung der Kommune „nicht nachvollziehbar“ sei, da sie doch selbst einen Friedhof betreibe und sich „mit diesem privatwirtschaftlich geprägten Angebot die Konkurrenz ins eigene Haus holt“. Die Rede sei von 60 bis 80 Bestattungen im Wald pro Jahr, während es auf dem örtlichen Friedhof mehr und mehr Lücken gebe.

    Die Steinmetze befürchten, dass Babenhausen mit dem Bestattungswald den eigenen Friedhof aufs Spiel setzt

    Im Gespräch mit unserer Redaktion sagte Rudolph, ihm sei es ein Anliegen, dass sich „Kommunen nicht vor den Karren spannen lassen für private Interessen“ und so den Stellenwert des eigenen Friedhofs sowie dessen Unterhalt aufs Spiel setzen.

    Dass den Steinmetzen allein schon aus Berufsgründen an einem Friedhof mit Grabsteinen gelegen ist, räumt Rudolph auf Nachfrage ein. Es gehe aber nur sekundär ums „Geschäft“, an Arbeit mangele es nicht. Der Landesverband wolle in erster Linie erreichen, dass die Friedhofskultur in den Orten lebendig bleibt und Hinterbliebene einen zentralen, klar erkennbaren Raum für ihre Trauer bekommen. Pflegeleichte und kostengünstige Angebote seien auch auf bestehenden Anlagen möglich, steht in seinem Brief geschrieben. Dass Bürgerinnen und Bürger nach Alternativen fragen, rühre nicht selten daher, dass sie ihre Vorstellungen auf den Friedhöfen nicht wiederfinden, zum Beispiel wegen „Restriktionen in den Satzungen oder den wenig bürgerfreundlichen Gebühren“.

    Planer Wilhelm Daurer nannte einen Großteil der Argumente „nicht bebauungsplanrelevant“, wobei der Marktrat zu entscheiden habe, inwiefern sie das weitere Vorgehen beeinflussen. Zudem verdeutlichte er, dass es sich um Lobbyarbeit handele.

    Babenhausen profitiert durch eine Umsatzbeteiligung von dem Bestattungswald

    Der Marktrat rüttelte trotz der Kritik nicht an seiner Entscheidung. Bürgermeister Otto Göppel (CSU) stellte klar, dass sich das Gremium vor seinem zustimmenden Grundsatzbeschluss über die Auswirkungen auf den örtlichen Friedhof Gedanken gemacht habe. Die Nachfrage nach einer Bestattung im Wald am Kreuzlesberg wird seiner Einschätzung nach überschaubar bleiben. Zudem profitiere Babenhausen durch eine „Umsatzbeteiligung“, was der Finanzierung des gemeindlichen Friedhofs dienen könnte.

    Zweiter Bürgermeister Dieter Miller (Freie Wähler) nannte wie Daurer eine Zahl: Etwa zehn Prozent der Menschen entscheiden sich demnach für eine naturnahe Bestattung. In Babenhausen entspräche dies fünf bis sechs Bestattungen im Jahr.

    Miller unterstrich seinen Wunsch, den Bestattungswald erst auf eine kleine Fläche zu begrenzen und dann stufenweise nach Bedarf zu erweitern. Werner Sutter (CSU) sagte, dass sich selbst eine Handvoll anderweitiger Bestattungen im Babenhauser Friedhof niederschlagen werden. „Das ist nicht zu unterschätzen“. Die örtliche Anlage habe nicht nur eine lange Tradition, sondern sei auch Begegnungsstätte. „Ich hoffe, dass die Leute in Babenhausen unseren Friedhof unterstützen und erhalten“, so Sutter. Andreas Birk (CSU) sagte, dass der Friedhof durch seine bessere Infrastruktur „gute Karten“ habe und dass es sich bei der Wahl der letzten Ruhestätte um individuelle Entscheidungen handele. „Leute, die eine alternative Möglichkeit suchen, werden sie auch woanders finden“, so Planer Daurer, der von „Friedhofstourismus“ sprach.

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