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Artenschutz: So ein Glück: alle im Eimer

Artenschutz

So ein Glück: alle im Eimer

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    Um diese Erdkröten sicher über die alte B18 am Mindelheimer Georgenberg bringen zu können, wurden sie in diesen Eimer umgeleitet und warten dort auf ihre Helfer
    Um diese Erdkröten sicher über die alte B18 am Mindelheimer Georgenberg bringen zu können, wurden sie in diesen Eimer umgeleitet und warten dort auf ihre Helfer Foto: Manuela Frieß

    Wenn eine Kröte total im Eimer ist, ist das so ziemlich das Beste, was ihr derzeit passieren kann. Bedeutet es doch, dass sie beste Chancen hat, unbeschadet über eine Straße und schließlich zu ihrem Laichgewässer zu gelangen. Selbstverständlich ist das nicht: Viele andere, darunter auch Frösche und Molche, bezahlen ihren Fortpflanzungstrieb auf den Unterallgäuer Straßen mit dem Leben.

    Um die Tiere zu schützen, werden deshalb schon seit mehreren Jahren an Strecken, an denen erfahrungsgemäß immer besonders viele Amphibien unterwegs sind, spezielle Zäune errichtet. Sie setzen der Wanderlust erst einmal ein jähes Ende und leiten Kröten und Co. zu Eimern um, die dort in die Erde eingelassen sind. Damit sie dort nicht noch qualvoller verenden als auf der Straße, braucht es ehrenamtliche Helfer, die die Tiere nicht nur sicher auf die andere Seite bringen, sondern sie auch zählen und bestimmen.

    Bislang gibt es solche Amphibien-Schutzzäune im Unterallgäu auf der Strecke von Mindelheim nach Mattsies an drei Stellen im Wald, am

    Vorsicht ist also auf vielen Strecken geboten, vor allem dort, wo es einen Übergang vom Wald zu einem Weiher gibt, und wenn die Temperaturen über dem Gefrierpunkt liegen. Zwar wurde in den vergangenen Jahren so manche Straße im Zuge einer Sanierung oder eines Neubaus bereits mit einem kleinen Tunnel ausgestattet, durch den die Amphibien sicher auf die andere Seite gelangen könnten. Doch nicht alle Tiere nehmen so einen Durchgang an, sodass auch dort Vorsicht geboten ist.

    Besonders brenzlig wird es nach einem langen, kalten Winter. Dann könne es zu einem regelrechten Massenandrang kommen, sagt Stefan Fäßler vom Bund Naturschutz in Mindelheim. „Es gibt Jahre, da sind 50 Prozent der Frösche, Kröten und Molche in einer einzigen Nacht unterwegs.“ Der

    Auf der Strecke von Mindelheim in Richtung Mattsies könnten es heuer aber bedeutend weniger sein als sonst. „Wegen Baumfällarbeiten wurde ein Abschnitt auf der MN6 in Richtung Mattsies in diesem Jahr nicht mit einem Zaun versehen und es wird wohl auch keiner mehr kommen“, erzählt Stefan Fäßler enttäuscht. „Ich denke, dass wir deshalb 80 Prozent des dortigen Bergmolchbestandes verlieren werden.“

    Am Mindelheimer Georgenberg an der alten B18 sind es hauptsächlich Erdkröten, die Clemens Wurm dort ganz früh zählt und gesammelt auf der anderen Straßenseite absetzt. Der Mindelheimer hat früher in Stetten bei einem Amphibien-Projekt mitgeholfen, doch diese Population gibt es nicht mehr. Seit drei Jahren ist er nun einer der Helfer für den

    Interessant ist, dass die Tiere offenbar unterschiedliche „Reisezeiten“ haben: Die Frösche machen meist den Anfang, Molche und Kröten folgen. Ob die Tiere eher in den frühen Morgenstunden oder spät abends unterwegs sind, hängt davon ab, wie weit der Weg von ihren Überwinterungsplätzen zu den Laichgewässern ist. Allen gemeinsam ist eine ausgesprochene Vorliebe für Regen. Das ist insofern verhängnisvoll, als nasse Straßen es Autofahrern noch schwerer machen, die Tiere rechtzeitig zu sehen.

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