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Analyse: Maristenorden bei sexuellem Missbrauch wachsam

Analyse

Maristenorden bei sexuellem Missbrauch wachsam

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    Im Vorjahr waren die Maristen in Mindelheim in die Schlagzeilen geraten, weil sich ein früherer Internatsleiter an Schutzbefohlenen vergangen hatte. Bei verschiedenen Konferenzen sei seit Mai 2010 das Thema „sexueller Missbrauch und Aufarbeitung“ immer auf der Tagesordnung gewesen, heißt es vonseiten des Ordens.
    Im Vorjahr waren die Maristen in Mindelheim in die Schlagzeilen geraten, weil sich ein früherer Internatsleiter an Schutzbefohlenen vergangen hatte. Bei verschiedenen Konferenzen sei seit Mai 2010 das Thema „sexueller Missbrauch und Aufarbeitung“ immer auf der Tagesordnung gewesen, heißt es vonseiten des Ordens. Foto: Archivfoto: Issing

    Mindelheim Die Katholischen Bischöfe in Deutschland setzen auf umfassende Aufklärung. In einer Untersuchung, die wissenschaftlich von außen begleitet wird, will die Kirche die Missbrauchsfälle aufarbeiten (wir berichteten). Dazu sollen die Personalakten sämtlicher Mitarbeiter der zurückliegenden zehn Jahre durchforstet werden, um Hinweise auf möglichen sexuellen Missbrauch zu erhalten.

    Kriminologisches Forschungsinstitut ist beteiligt

    Kirchenmitarbeiter würden unter Aufsicht eines Teams des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) von Christian Pfeiffer, bestehend aus pensionierten Staatsanwälten und Richtern, die Akten auf Hinweise zu sexuellen Übergriffen durchsuchen. In einem zweiten Schritt solle das Team die Verdachtsakten auswerten. Wie aber gehen die katholischen Orden mit dem Thema um?

    Die Maristen in Mindelheim waren im Vorjahr in die Schlagzeilen geraten, weil sich der frühere Internatsleiter Frater G. an Schutzbefohlenen vergangen hatte. Der Mann ist rechtskräftig zu einer Bewährungsstrafe unter Auflagen verurteilt worden (wir berichteten).

    Auf Nachfrage der MZ bestätigte der Deutschland-Beauftragte des Maristenordens, Frater Alois Engel, der Orden sei nicht den Bischöfen unterstellt. Die Maristen seien Mitglied im DOK (Deutsche Ordensobernkonferenz). Bei verschiedenen Konferenzen in Bonn und Köln sei das Thema „sexueller Missbrauch und Aufarbeitung“ seit Mai 2010 immer auf der Tagesordnung gewesen. Es werde die Orden päpstlichen Rechts noch eine Weile beschäftigen.

    Der Provinzial für Europa Süd-West, Bruder Brendan Geary, ist selbst anerkannter Fachmann in England und hat mit einer amerikanischen Universität zusammengearbeitet, so Frater Alois weiter. Soeben sei sein drittes Buch erschienen, wo er mit anderen Professoren der Fragestellung des sexuellen Missbrauchs in kirchlichen Institutionen intensiv nachging.

    Frater Alois versichert im Übrigen, er selbst habe bei jedem aufkommenden Verdacht im vergangenen Jahr die entsprechenden Personalakten im Further Archiv auf Hinweise durchgesehen. „Außerdem habe ich, falls mir beziehungsweise unserem Provinzial, Hinweise gegeben wurden, versucht, mit der entsprechenden Person Kontakt aufzunehmen, um zu sehen, ob an solchen Hinweisen ein Wahrheitsgehalt steckt“.

    Am häufigsten geht es um Personen, die bereits tot sind

    Die meisten Verdachtsfälle hätten sich auf Personen bezogen, die bereits gestorben sind. Eine Überprüfung des Wahrheitsgehaltes sei daher schwierig. Intern und mit Fachleuten habe es etliche Gespräche gegeben, wie man sexuellen Missbrauch vermeiden könne und wie man eventuelle Bewerber, die in ein religiöses Institut eintreten möchten, überprüfen kann.

    Beim Maristenorden stelle sich diese Frage derzeit nicht, da es keine deutschen Bewerber gebe. Die Aufarbeitung des Falles des früheren Internatsleiters Frater G. werde auch mithilfe eines wissenschaftlichen Institutes erfolgen. Nähere Angaben machte Frater Alois Engel nicht.

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