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Allgäu: Wie Bade-Unfälle verhindert werden können

Allgäu

Wie Bade-Unfälle verhindert werden können

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    Für den Ernstfall gewappnet: Einsatztaucher der DLRG bei einer Übung an beziehungsweise in einem Unterallgäuer Baggersee.
    Für den Ernstfall gewappnet: Einsatztaucher der DLRG bei einer Übung an beziehungsweise in einem Unterallgäuer Baggersee. Foto: DLRG

    In den Pfingstferien zieht es wieder viele Menschen ins Freie. Seit gestern dürfen Freibäder wieder öffnen. Wegen der einzuhaltenden Hygienemaßnahmen können diese aber wohl nicht die üblichen Kapazitäten anbieten – mutmaßlich werden viele Badelustige an Baggerseen, Weiher und die Iller ausweichen. Über die Gefahren, die dort lauern, sprach Thomas Schwarz mit Jürgen Bonnemann, dem Einsatzleiter Wasserrettung beim DLRG-Kreisverband Memmingen/Unterallgäu.

    Baden erfrischt – aber warum ist das gerade in Seen und Weihern gefährlicher als im Freibad?

    Jürgen Bonnemann: In den Freibädern ist durchgängig eine Aufsicht vorhanden, die in Notfällen sofort helfen kann. Der Zeitfaktor ist bei Badeunfällen immens wichtig. Zudem lauern im Freigewässer oft verborgene Gefahren, sei es zum Beispiel an der Iller die Strömung oder die Uferbeschaffenheit in unseren Baggerseen.

    Was sollte beim Baden im Baggersee beachtet werden?

    Bonnemann: Insbesondere Baggerseen haben steile Ufer und nach kurzer Zeit fällt der Seegrund plötzlich steil ab. Wer nicht sicher schwimmen kann, kommt dann schnell in Lebensgefahr. Auch die großen Temperaturunterschiede zwischen dem von der Sonne erwärmten Oberflächenwasser und tieferen Schichten können für den Körper schnell belastend sein. Krämpfe oder Probleme mit der Atmung/dem Herzen sind die Folge.

    Welche Baderegeln gelten?

    Bonnemann: Die Baderegeln der DLRG gibt es bereits seit vielen Jahren und dürften auch sehr vielen Personen bekannt sein. Dazu gehört beispielsweise, dass Nichtschwimmer nur bis zum Bauch ins Wasser gehen sollen, dass man nie mit zu vollem oder leerem Magen schwimmen geht, und dass aufblasbare Schwimmhilfen keine Sicherheit bieten.

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    Auf unserer Homepage unter memmingen.dlrg.de haben wir im Bereich „Unser Angebot“ die aktuellen Baderegeln veröffentlicht. Als besonderen Service gibt es dort auch einen Link auf die Baderegeln in verschiedenen Sprachen von „Schwäbisch“ bis hin zum Beispiel in Hindu. Daneben gelten natürlich auch die behördlichen Vorgaben, wie in der aktuellen Corona-Lage zum Beispiel der Mindestabstand.

    Wie verhalte ich mich bei einem Bade-Unfall?

    Bonnemann: Bemerke ich jemanden, der in Not ist, wähle ich auch bei Badeunfällen sofort die Notrufnummer 112. Die Integrierte Leitstelle alarmiert dann die nächstgelegenen Wasserretter.

    Ohne sich selbst zu gefährden ist natürlich, wie auch an Land, jeder verpflichtet zu helfen. Für unsere Einsatzkräfte wichtig ist die genaue Beschreibung der Unglücksstelle, damit die in Not geratene Person schnellstmöglich gerettet werden kann.

    Gab es bereits Bade-Unfälle im Unterallgäu?

    Bonnemann: Die Badesaison 2020 beginnt ja gerade erst und von daher hatten wir bisher auch noch keine Badeunfälle. Wir hoffen, dass dies möglichst lange auch noch so bleibt. Dies ist auch der Grund, warum wir heute dieses Gespräch führen. Wir möchten die Bevölkerung auf mögliche Gefahren aufmerksam machen – denn wie heißt es so schön „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt!“ Die DLRG appelliert daher, gerade wenn heuer viele ihren Urlaub in Deutschland verbringen, zur Besonnenheit. In den vergangenen Jahren waren leider immer wieder auch tödliche Unfälle zu beklagen.

    Wo ist die DLRG im Einsatz und sorgt für Sicherheit?

    Bonnemann: Die DLRG unterstützt an den Wochenenden die Schwimmmeister im Freibad Memmingen bei der Aufsicht. Weiter sind unsere Einsatzkräfte auch jetzt jederzeit, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche über den allgemeinen Notruf, die Telefonnummer 112, alarmierbar. Unser Einsatzgebiet befindet sich in Memmingen und dem Unterallgäu, es reicht aber auch bis ins benachbarte Baden-Württemberg. Unsere rein ehrenamtlichen Kräfte freuen sich aber mehr über jeden Einsatz, den sie nicht fahren müssen. Von daher nochmals die Bitte an die Bevölkerung: Bringen Sie sich nicht unnötig in Gefahr.

    Mit wie vielen Leuten sind Sie im Einsatz?

    Bonnemann: Im Memminger Freibad stellen wir zur Unterstützung der Stadt jeweils drei Personen. Unsere Schnelle-Einsatz-Gruppe kann auf gut 20 Wasserretter zurückgreifen, die über Alarmwecker oder Handy alarmiert werden. Darunter befinden sich zum Beispiel Einsatztaucher, Rettungsbootsführer und Strömungsretter. Im wöchentlichen Wechsel stellt die DLRG auch den Einsatzleiter Wasserrettung. Dieser hat seit einiger Zeit ein eigenes Fahrzeug mit Sondersignalanlage und kann somit ohne Umweg über unsere Wache direkt anfahren. Dies spart Zeit und kommt somit einem Notfallpatienten zu Gute.

    Bietet die DLRG Schwimmkurse an?

    Bonnemann: Schwimmkurse bietet die DLRG auf verschiedene Weise an. Zum einen gibt es unser regelmäßiges Kinderschwimmen. Hier werden die Kinder Mitglied und können solange die Kurse besuchen, wie sie möchten. Je nach Fortschritt wechseln sie durch die verschiedenen Gruppen – von der Wassergewöhnung bis hin zum Schwimmabzeichen in Gold. Wer möchte, kann ab zehn Jahren in unserem Jugend-Einsatz-Team auch spielerisch in die ersten Grundlagen der Wasserrettung hineinschnuppern.

    Kann ich mit meinem Nachwuchs gleich loslegen oder gibt es eine Warteliste?

    Bonnemann: Für das Kinderschwimmen gibt es eine Warteliste, die aktuell aber wegen Überfüllung geschlossen ist. Wartezeiten von mehreren Jahren sind die Regel. In unregelmäßigen Abständen gibt es zudem abgeschlossene Schwimmkurse mit einer festen Stundenzahl sowohl für Kinder als auch Erwachsene. Termine werden immer mit reichlich Vorlauf auf unserer Homepage veröffentlicht. Die Platzvergabe erfolgt dann nach dem Windhundverfahren. So weit wir von der Stadt Wasserzeiten im Hallenbad erhalten, starten die Kurse normalerweise im Herbst oder Frühjahr.

    Wie geht es mit den Schwimmkursen in Corona-Zeiten weiter?

    Bonnemann: Das ist gerade schwierig zu beantworten. Seit März findet bereits keine Ausbildung mehr bei der DLRG statt, ein Erwachsenenschwimmkurs musste abgebrochen werden und auch das Memminger Hallenbad ist ja auf unbestimmte Zeit geschlossen.

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