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Allgäu: Wenn Gaspistole und Maschinengewehr im Keller liegen

Allgäu

Wenn Gaspistole und Maschinengewehr im Keller liegen

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    Anfang Mai haben Polizisten mehrere Objekte im nördlichen Oberallgäu durchsucht: Die Beamten fanden zahlreiche Schusswaffen und Munition.
    Anfang Mai haben Polizisten mehrere Objekte im nördlichen Oberallgäu durchsucht: Die Beamten fanden zahlreiche Schusswaffen und Munition. Foto: Ralf Lienert

    Bei Razzien in den Landkreisen Ober- und Unterallgäu hatten Polizisten im Mai zahlreiche Waffen, Munition, Schwarzpulver und Drogen gefunden. (Lesen Sie auch: Razzia im Allgäu: „Erheblicher Schlag gegen die Rauschgiftszene“)

    Die Ermittlungen zu den Hintergründen der Fälle laufen laut Staatsanwaltschaft noch. Waffen, die in Bayern bei Razzien sichergestellt werden, landen beim Landeskriminalamt (LKA) in München. Spezialisten untersuchen und entsorgen sie.

    Ludwig Waldinger vom LKA weiß, was mit den sichergestellten Exemplaren passiert, sobald die Ermittlungen abgeschlossen sind: „Das LKA zerstört alle in Bayern gefundenen Waffen.“ Im Jahr 2019 kamen so über 30 Tonnen Waffenstahl zusammen. Die Beamten gehen allerdings davon aus, dass es bei den illegalen Waffen eine hohe Dunkelziffer gibt. Beim Landeskriminalamt landen die unterschiedlichsten Exemplare: Laut Waldinger ist von der Gaspistole bis zum alten Maschinengewehr alles dabei, was der Waffenmarkt zu bieten hat.

    Weit über eine Million legale Schusswaffen gibt es in Bayern

    In Bayern sind laut Waldinger weit über eine Million legale Schusswaffen registriert. Nach Angaben von Allgäuer Behörden gibt es in der Region knapp 56.000 zugelassene Waffen. In Memmingen stagniert die Zahl nach Angaben der Stadtverwaltung im Vergleich zum Vorjahr. In Kaufbeuren ist sie ebenfalls nahezu gleich. Im Oberallgäu gibt es dagegen seit 2016 insgesamt 693 Waffen mehr – die Gesamtzahl liegt bei über 14.000. Ähnlich ist die Situation im Kreis Unterallgäu: In den vergangenen fünf Jahren stieg die Zahl der Waffen um 442. Zu den Besitzern zählen unter anderem Sportschützen, Jäger und Waffensammler.

    Es gebe nicht den einen Typ Mensch, der illegal Waffen in seinem Keller hortet, sagt Waldinger: „Das zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten.“ Natürlich gebe es auch diejenigen, die Waffen kaufen, weil sie sich verteidigen wollen. Das haben die Beamten in den vergangenen Jahren vor allem bei der sogenannten Reichsbürger-Szene festgestellt – also bei Menschen, die die Bundesrepublik als souveränen Staat und dessen Gesetze ablehnen. Für ein Ermittlungsverfahren und das spätere Gerichtsurteil spielt es eine wichtige Rolle, ob die Waffe funktionsfähig war oder nicht. Ob es sich im nördlichen Oberallgäu ebenfalls um Reichsbürger handelt, steht derzeit noch nicht fest. Die Kemptener Staatsanwaltschaft verweist auf die laufenden Ermittlungen.

    Manche Menschen erben eine illegale Waffe und wissen es gar nicht

    Die klassischen Waffensammler sind meist Menschen, „die sich einfach für dieses Thema interessieren“, sagt Waldinger. Dann gibt es noch die Fälle, in denen die Betroffenen gar nicht wissen, dass sie illegale Waffen daheim haben. „Die erben ein Exemplar, das sie nicht einfach behalten können“, sagt der Vertreter des LKA.

    Ludwig Waldinger
    Ludwig Waldinger

    Wer Waffen findet, muss sich beim zuständigen Landratsamt melden, am besten telefonisch: „Niemand sollte sich eine Waffe unter den Arm klemmen und damit zur Behörde gehen“, sagt Waldinger. Möchte man das Fundstück behalten, muss beispielsweise ein Büchsenmacher die Schusswaffe unbrauchbar machen.

    Kriminelle besorgen sich Waffen immer häufiger über das Darknet

    Die Beamten des Landeskriminalamtes stellen nicht fest, dass es mehr Waffenfunde gibt als früher. Was sich allerdings verändert habe, ist die Art, wie Kriminelle an die verbotenen Waffen herankommen. Das laufe häufig über das Darknet, ein Bereich des Internets, der oft für illegale Geschäfte genutzt wird. Die Täter hoffen, dort anonym einkaufen zu können. Viele der Waffen, die im Umlauf sind, stammten zum Beispiel noch aus dem Jugoslawien-Krieg in den 1990er Jahren, sagt Waldinger. Die Beamten finden auch immer wieder Handgranaten aus dieser Zeit.

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