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Allgäu: Landwirtschaft: Allgäuer Direktvermarkter profitieren von Corona

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Landwirtschaft: Allgäuer Direktvermarkter profitieren von Corona

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    Im Reisach-Früchtegarten in Mauerstetten können die Kunden ihr Obst selbst pflücken. Gernot und Lena Stachel aus Lengenfeld (Kreis Ostallgäu) ernten mit Tochter Mathilda frische Äpfel aus der Region.
    Im Reisach-Früchtegarten in Mauerstetten können die Kunden ihr Obst selbst pflücken. Gernot und Lena Stachel aus Lengenfeld (Kreis Ostallgäu) ernten mit Tochter Mathilda frische Äpfel aus der Region. Foto: Martina Diemand

    Dass Corona ein Übel ist, das es schnellstmöglich aus der Welt zu schaffen gilt, darüber dürften sich alle einig sein. Dennoch brachte die Krise auch den ein oder anderen Vorteil mit sich. So ergab eine von der bayerischen Ernährungsministerin Michaela Kaniber (CSU) angestoßene Untersuchung, dass der Verkauf von regionalen Produkten in Bayern während des Lockdowns stark angestiegen ist. Allgäuer Direktvermarkter bestätigen das.

    Thomas Kögel führt einen Hof in Thanners bei Immenstadt (Oberallgäu) und vertreibt dort Milch, Fleisch und Käse vom eigenen Betrieb über Automaten. „Im April und Mai gingen die Verkaufszahlen deutlich rauf“, sagt er. 40 bis 50 Prozent habe er mehr verkauft als sonst. Angelika Soyer, Vorsitzende des Vereins „Mir Allgäuer – Urlaub auf dem Bauernhof“ hat eine ähnliche Entwicklung beobachtet: „Ich habe gemerkt, dass sie auf den Betrieben kaum noch mit der Produktion hinterhergekommen sind.“

    Der Solidaritätsgedanke war vielen Bürgern wichtig

    Grund für die erhöhte Nachfrage nach Lebensmitteln aus der Region sei unter anderem der Solidaritätsgedanke: „Die Versorger vor Ort müssen unterstützt werden“, sagt Soyer. Und genau das sei bei der Bevölkerung in einer solchen Krisenzeit angekommen. Außerdem haben die Leute „Zeit gehabt, um über die Ernährung nachzudenken“, sagt Kögel.

    Laut Mathilde Niederthanner vom Reisach-Früchtegarten aus Mauerstetten (Ostallgäu) hat sich der Trend hin zum Regionalen auch unabhängig von Corona verstärkt. „Die Leute kommen wahnsinnig gerne. Es ist für sie einfach ein Erlebnis, bei uns das Obst selbst zu pflücken.“ Auch Niederthanner hat gerade in der Anfangszeit von Corona einen weiteren Anstieg der Nachfrage verzeichnet. „Bei uns wird nichts weggeworfen. Gemüse, das sich nicht mehr verkaufen lässt, bekommen die Hühner.“ Eine Tatsache, auf die die Kunden großen Wert legten.

    Automaten der Bauern sind bei den Verbrauchern beliebt

    „Die geschlossene Verwertungskette ist vielen während Corona noch wichtiger geworden“, vermutet Mathilde Niederthanner. Im Allgäu bieten laut Ramona Riederer von der Allgäu GmbH immer mehr Landwirte und Direktvermarkter ihre Produkte auch in Automaten an. Die Verbraucher könnten beispielsweise frische Eier und Fleischwaren so rund um die Uhr einkaufen und Milch an den sogenannten Milchtankstellen unkompliziert und direkt zapfen. „Gerade in Corona-Zeiten waren die Automaten eine schöne Alternative zu Supermärkten“, sagt Ramona Riederer. Außerdem gehe der Einkauf dort kontaktlos über die Bühne.

    Riederer sieht die Direktvermarktung auch losgelöst von Corona auf dem Vormarsch. „Die Nachfrage ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen.“ Ein Grund dafür sei der achtsamere Umgang mit der Natur. Das Klimabewusstsein sei deutlich in den Vordergrund gerückt. „Außerdem spielt die Wertigkeit der Produkte eine große Rolle. Viele achten auf eine gesunde Ernährung“, sagt Riederer. Neben Umwelt- und Gesundheitsaspekten bringen regionale Produkte laut Mathilde Niederthanner noch einen weiteren Vorteil mit sich: Der Geschmack sei besser. „Beispielsweise bei den Äpfeln passen wir den perfekten Zeitpunkt der Ernte ab.“ Teurer als Obst und Gemüse aus Übersee seien die regionalen Erzeugnisse auch nicht. „Das Kilo Äpfel kostet bei uns 1,69 Euro“, sagt Niederthanner. Im Supermarkt zahle man oft mindestens so viel.

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