Startseite
Icon Pfeil nach unten
Mindelheim
Icon Pfeil nach unten

Allgäu: Diese Allgäuer kämpfen an der Covid-Front

Allgäu

Diese Allgäuer kämpfen an der Covid-Front

    • |
    „Aktuell haben wir deutlich mehr Covid-19-Patienten mit schwereren Verläufen als im Frühjahr.“Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Isolationsstation am Klinikum Kaufbeuren sind die Arbeit mit Schwerstkranken gewohnt. Trotzdem stellt die Corona-Pandemie auch für sie eine besondere Herausforderung dar.  	„Wir appellieren an die Bevölkerung, Maske zu tragen und Kontakte drastisch zu reduzieren.“
    „Aktuell haben wir deutlich mehr Covid-19-Patienten mit schwereren Verläufen als im Frühjahr.“Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Isolationsstation am Klinikum Kaufbeuren sind die Arbeit mit Schwerstkranken gewohnt. Trotzdem stellt die Corona-Pandemie auch für sie eine besondere Herausforderung dar. „Wir appellieren an die Bevölkerung, Maske zu tragen und Kontakte drastisch zu reduzieren.“ Foto: Klinikum Kaufbeuren

    Seit Ausbruch der ersten Welle versorgen die Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren zahlreiche Corona-Patienten. Nicht nur auf der Intensivstation, auch auf der Covid-Station (Isolationsstation) ist das Personal besonders gefordert. „Seit Monaten arbeitet das Personal im Ausnahmezustand, körperlich und psychisch“, beschreibt Pflegedienstleiterin Andrea Lehmann die Situation. „Und sie stellen sich nicht in den Fokus, sie sind unsere stillen Helden. Wir sind dankbar und stolz auf sie.“

    Vor allem die Isolationsstation steht seit Beginn des Jahres vor neuen Herausforderungen und einem besonderen Arbeitsalltag. Aktuell schulen die Mitarbeiter zudem Personal anderer Normalstationen, die in Covid-Stationen umgewandelt werden mussten.

    An jedem Standort des Klinikverbundes – Kaufbeuren, Buchloe und Füssen – gibt es Isolationsstationen. Bis zu 80 Patienten können in Einzelzimmern versorgt werden. Vor der Corona-Pandemie wurden dort Patienten mit verschiedenen infektiösen Erkrankungen behandelt. „Wir haben keine Angst vor der Situation oder dem Umgang mit den covid-positiven Patienten“, sagt Stationsleiterin Andrea Dunkel von der Kaufbeurer Isolationsstation. Schließlich sei ihr Team erfahren im Umgang mit diversen, infektiösen Krankheiten.

    Die Covid-19-Patienten brauchen eine engmaschigere Kontrolle als andere Patienten

    Als Anfang des Jahres der erste Corona-Patient ins Klinikum kam, wurde die Station zur Covid-Station. Seitdem pflegen Dunkel und ihr Team Covid-19-Patienten – und haben viel gelernt. So brauchen diese Menschen zum Beispiel eine viel engmaschigere Kontrolle als andere Patienten.

    Der pflegerische Aufwand sei viel höher, auch um eine rasche Verschlechterung des Gesundheitszustandes schnell feststellen zu können. „Aktuell haben wir zudem deutlich mehr Covid-19-Patienten mit schwereren Verläufen als im Frühjahr“, sagt Dunkel. Insgesamt seien vier Stationen als Isolationsstationen eingerichtet, entsprechend der Allgemeinverfügung seien die Kliniken verpflichtet, immer ausreichende Kapazitäten für die Versorgung von Covid-Patienten freizuhalten. „Allerdings darf dabei nicht vergessen werden, dass der Standort Kaufbeuren als Schwerpunkthaus auch die Aufgabe der Versorgung von schwer- und schwersterkrankten Patienten hat und dieser Aufgabe auf jeden Fall nachkommen muss“, erklärt Klinikvorstand Ute Sperling. Wenn alle Kapazitäten genutzt werden müssen, stünden insgesamt bis zu 70 Beatmungsplätze zur Verfügung.

    Während in mehreren bayerischen Landkreisen keine Intensivpatienten mehr aufgenommen werden können, sei dies im Ostallgäu und in Kaufbeuren nach wie vor möglich. „Die Situation in den drei Kliniken ist angespannt, aber wir nehmen noch Patienten auf“, so Sperling.

    Strenge Hygienevorschriften und Schutzausrüstung gehören zum Alltag

    Mitarbeiter der Isolationsstation müssen sich streng an Hygienevorschriften halten. Zum Alltag gehört das zeitintensive An- und Ablegen der persönlichen Schutzausrüstung – FFP-Maske, Schutzhaube, Vollvisier, Kittel, Plastikschürze, Handschuhe und Überschuhe. „Temperaturgefühle haben wir keine mehr – egal ob Sommer oder Winter. Auch Ausschlag oder Druckstellen an Nase und Ohren sowie Heiserkeit gehören seit Monaten dazu“, erzählt die Stationsleiterin. Gerade mit älteren Patienten müsse man lauter sprechen, da sie durch Maske und Visier auch nicht mehr von den Lippen lesen können.

    Patienten auf der Covid-Station zu versorgen, heiße, Symptome wie Atemnot, Schmerzen, Husten und Durchfall zu lindern und den Krankheitsverlauf genau zu beobachten. Kündigt sich eine Verschlechterung an, wird der Patient rasch auf die Intensivstation verlegt. All das bringe die Pflegekräfte physisch oft an die Belastungsgrenze – vor allem weil einem die Maske das Atmen erschwert. „Sie leisten nicht nur harte körperliche Arbeit, dazu kommt auch die psychische Belastung“, sagt Lehmann. Das Personal der Isolationsstation sei es gewohnt, Schwerstkranke zu versorgen und komme mit hoher Arbeitsbelastung zurecht. Durch Corona nehme dies aber eine neue Dimension an. „Auch haben wir vermehrt Patienten, die relativ schnell versterben, das ist für alle belastend.“ Angesichts der Ausnahmesituation gebe es laut Klinikleitung verschiedene psychologische Hilfsangebote für das Personal, und auch die Mitarbeiter der Seelsorge stehen zur Verfügung.

    Die Stationsleiterin ist stolz auf ihr motiviertes und flexibles Team

    Trotz Dauerstress herrsche Zusammenhalt im Pflegeteam. Zu beginn der Pandemie mussten für viele neue Herausforderungen neue Lösungen gefunden werden. „Wir haben damals zum Beispiel unsere Visiere selbst gebastelt. Vieles wäre so nicht möglich gewesen, wenn das Team nicht so hoch motiviert, kollegial und flexibel wäre. Wir geben alles, halten zusammen, achten aufeinander, kommen aber auch an unsere Grenzen“, erzählt die Stationsleiterin. Trotz allem könne sie sich keinen anderen Job vorstellen, „man bekommt auch viel zurück.“

    „Wir wollen der Bevölkerung einen Einblick geben und auch um Solidarität bitten. Es ist nicht schwer, das Infektionsgeschehen mit zu beeinflussen. Aber das geht nur, wenn alle zusammenhalten“, erklärt Pflegedirektor Axel Wagner. Die aktuellen Zahlen, die Situation an den Kliniken und deren Stationen lasse das Pflegepersonal nicht zur Ruhe kommen.

    Wagner appelliert an die Bevölkerung, sich an die Regeln zu halten, Maske zu tragen und Kontakte drastisch zu reduzieren. (mz)

    Lesen Sie auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden