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Allgäu: Die Angst vor mehr Bade-Unfällen im Allgäu

Allgäu

Die Angst vor mehr Bade-Unfällen im Allgäu

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    Stehpaddeln auf SUP-Boards ist eine beliebte Sommerbeschäftigung.
    Stehpaddeln auf SUP-Boards ist eine beliebte Sommerbeschäftigung. Foto: Matthias Balk/dpa/dpa-tmn

    Volle Parkplätze, Andrang auf Berggipfeln, massenhaft Ausflügler: Das Allgäu erlebt derzeit einen Ansturm. Auch an den Badeseen in der Region tummeln sich ungezählte Einheimische und Touristen. „Im Allgäu sind etwa ein Viertel mehr Badegäste an den Seen als sonst“, sagt Michael Förster, Sprecher des Landesverbandes Bayern der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Die DLRG rechnet deshalb auch in diesem Sommer mit deutlich mehr Badetoten als in den Vorjahren. Bis Ende Juni seien in Bayern bereits zwölf Menschen ertrunken, „und jede Woche werden es mehr“.

    Menschen baden an den Allgäuer Seen, die sonst nur das Freibad kennen

    Sabine Blodau von der Kreiswasserwacht Kempten/Oberallgäu teilt diese Befürchtungen. „Die Badeseen sind überfüllt“, sagt sie. Ein Grund dafür sei, dass viele Menschen ihren Urlaub in Corona-Zeiten zuhause verbringen. Das könnte die Zahl der Badetoten steigen lassen. Blodau und ihre Kollegen von der Wasserwacht beobachten aktuell, dass viele Menschen an den Seen baden, „die sonst nur das Freibad kennen“. Denn wegen der Corona-Regeln dürfen weniger Menschen in die Bäder als sonst – „und die übrigen gehen dann an den See“. Das Schwimmen in einem Gewässer, inklusive Pflanzen, Strömungen und Temperaturwechseln, seien viele nicht gewohnt.

    Im Gegensatz zu den Freibädern seien die Badestellen an Seen oft unbewacht, sagt Jürgen Bonnemann von der DLRG Memmingen/Unterallgäu. „Viele Schwimmer überschätzen sich. Das ist immer ein Problem, aber mit den vielen Badegästen derzeit ganz besonders.“ Das treffe gerade auf junge Menschen zu, die Alkohol getrunken haben. Oft seien es aber auch Senioren, die sich zu viel zumuten. Er rät, nicht quer über einen See zu schwimmen, sondern sich parallel zum Ufer zu bewegen. Dazu kommt noch: Auf den Seen sind mittlerweile nicht mehr nur Schwimmer, sondern auch zahlreiche andere Wassersportler wie Kanufahrer, Kite-Surfer oder Stand-up-Paddler unterwegs. „Oftmals sind Anfänger darunter, die die Gefahren unterschätzen. Innerhalb von einem Monat hatten wir sieben Einsätze auf offenen Gewässern“, sagt Max Achatz, Technischer Leiter bei der Wasserwacht Füssen. „Die Winde können im Alpenraum sehr tückisch für Wassersportler sein.“

    Unter den Stand-up-Paddlern sind viele ungeübte Schwimmer

    Gerade die vielen Stand-up-Paddler bereiten auch der DLRG Sorge. „Da sind auch ungeübte Schwimmer dabei, und dann wird es gefährlich“, sagt Michael Förster. „Ein Stand-up-Paddle-Board ist ein Sportgerät und keine Schwimmhilfe.“

    Dass es an den Seen derzeit so voll ist, birgt laut Wasserwachtlerin Sabine Blodau auch die Gefahr, dass die Allgäuer und Touristen nun verstärkt an den Flüssen baden gehen. „Flussbaden ist ganz übel. Davon raten wir wirklich ab.“ Besonders gefährlich seien vor allem die Unterströmungen in vermeintlich ruhigen Flüssen. „Außerdem gibt es Wirbel, Strudel und der Wasserstand kann sich ändern.“

    Corona macht auch den Rettern einen Strich durch die Rechnung

    Eigentlich möchten Blodau und ihre Kollegen von der Wasserwacht derzeit noch präsenter sein – doch auch da macht Corona ihnen einen Strich durch die Rechnung. „Die Hygiene-Vorgaben sind das Problem“, sagt Blodau und verweist darauf, dass es an vielen Seen und Weihern kein fließendes Wasser gebe. „Wir müssen also das ganze Wasser zur Reinigung der Hände und des Körpers in Kanistern mitbringen.“ Außerdem müssen die Wasserwachtler auf Unterstützung verzichten: „Jugendliche unter 16 Jahren dürfen wir nicht mehr mitnehmen“, sagt sie.

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