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Allgäu: Arbeitsmarkt: Allgäuer Betriebe bilden trotz Corona aus

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Arbeitsmarkt: Allgäuer Betriebe bilden trotz Corona aus

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    Svenja Laske hat im August ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau im JUFA Familien-Resort in Kempten begonnen. Hoteldirektor Björn Dürr weiß, wie wichtig es ist, trotz Corona den Nachwuchs zu fördern. Im Allgäu sind noch zahlreiche Ausbildungsplätze frei. Dürr sucht beispielsweise noch einen Koch.
    Svenja Laske hat im August ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau im JUFA Familien-Resort in Kempten begonnen. Hoteldirektor Björn Dürr weiß, wie wichtig es ist, trotz Corona den Nachwuchs zu fördern. Im Allgäu sind noch zahlreiche Ausbildungsplätze frei. Dürr sucht beispielsweise noch einen Koch. Foto: Martina Diemand

    „Für uns war immer klar, dass wir ausbilden“, sagt Björn Dürr, Hoteldirektor des JUFA Familien-Resorts in Kempten: „Es gibt trotz Corona eine Zukunft. Die Branche beschwert sich seit Jahren über zu wenige Fachkräfte. Da können wir jetzt nicht aufhören, diese zu sichern.“ So sehen es auch die meisten anderen Allgäuer Ausbildungsbetriebe: Nach Angaben von Maria Amtmann, Leiterin der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen, gibt es heuer annähernd gleich viele Ausbildungsplätze und Bewerber wie im vergangenen Jahr.

    Dass Betriebe derzeit nicht für drei Jahre die Verantwortung für junge Menschen übernehmen können oder wollen, sei die absolute Ausnahme. Dennoch registrieren die Industrie- und Handelskammer (IHK) und die Handwerkskammer (HWK) bislang weniger abgeschlossene Ausbildungsverträge als 2019 zur selben Zeit.

    Stillstand auf dem Ausbildungsmarkt im Allgäu wegen Corona

    „Wir sind derzeit bei etwa 85 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, sagt Christian Munz von der IHK Schwaben. Das liege aber nicht daran, dass die Betriebe weniger ausbilden. Nur habe sich wegen des Lockdowns vieles verzögert. „Da wird sich noch einiges bewegen“, glaubt Munz. „Durch die Pandemie kam es zwischenzeitlich zum Stillstand. Keiner wusste, wie es weitergeht, und sich um neue Auszubildende zu kümmern, war teils kaum möglich“, sagt Hans-Peter Rauch, Präsident der HWK Schwaben.

    Zudem habe der direkte Kontakt zu den jungen Menschen gefehlt: Schulen waren geschlossen, Ausbildungsmessen fanden nicht statt. Die HWK verzeichnet bislang vier Prozent weniger abgeschlossene Ausbildungsverträge als 2019. Auch Rauch ist zuversichtlich, dass dieser Rückstand aufgeholt wird. „Jetzt die Ausbildung schleifen zu lassen, hat keinen Sinn. Denn dann fehlen die Fachkräfte, wenn der Bedarf wieder voll da ist. Das ist die Rückmeldung, die wir von den Betrieben bekommen“, sagt Munz.

    Ein Ausbildungsbeginn sei nicht nur zum 1. September möglich. „Da darf man nicht sklavisch dran hängen. Die Ausbildungspläne sind so gestaltet, dass man auch dann noch hinterherkommt, wenn man einige Wochen später anfängt.“ „Es ist nie zu spät“, sagt auch HWK-Präsident Hans-Peter Rauch. „Unternehmen, Kammern und Schulen machen meist auch einen späteren Ausbildungsbeginn möglich.“ Svenja Lask dagegen hat ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau im JUFA Familien-Resort in Kempten schon im August angefangen. „Ich habe mich schon beworben, bevor Corona kam“, erzählt die 18-Jährige. Sie ist froh, dass alles reibungslos geklappt und das Haus wieder geöffnet hat.

    Im Juli gab es noch doppelt so viele unbesetzte Ausbildungsstellen wie Bewerber

    Nach Angaben der Arbeitsagentur Kempten-Memmingen gab es Ende Juli im bayerischen Teil des Allgäus noch doppelt so viele unbesetzte Ausbildungsstellen wie Bewerber. Mehr als 2200 Plätze waren noch zu vergeben. „Die Azubis haben freie Auswahl“, sagt Christian Munz. Es könne aber sein, dass der eine oder andere von seiner Idealvorstellung abrücken müsse. Dringend gesucht seien Azubis beispielsweise noch im Handel, in der Gastronomie und in der Logistikbranche. Laut Rauch gibt es auch bei Bäckern, Metzgern und Friseuren viele freie Stellen.

    Kleine und mittelständische Unternehmen, die gerne ausbilden wollen, aber von der Corona-Krise schwer getroffen sind, können Prämien über das Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ beantragen. Bei einer gleichbleibend hohen Zahl von Ausbildungsverhältnissen wie im Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2019 gibt es eine einmalige Prämie in Höhe von 2000 Euro je neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag. Bei zusätzlichen Verträgen erhöht sich der einmalige Zuschuss auf 3000 Euro. „Mittlerweile gehen bei uns jeden Tag zwischen 20 und 30 Anträge ein“, sagt Munz.

    Im Handwerk halte sich der Andrang laut Rauch in Grenzen. „Einerseits bin ich froh darüber, anderseits ist es schade, dass viele Betriebe nicht unter die Richtlinien fallen und keine Prämie bekommen.“ Es sei „unglücklich“, dass diejenigen nicht profitieren, die das Handwerk trotz der Krise gestärkt hätten.

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