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Allgäu: Achtung Wildwechsel: Neue Warntafeln sollen Tierleben retten

Allgäu

Achtung Wildwechsel: Neue Warntafeln sollen Tierleben retten

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    Jürgen Prestel vom Kreisjagdverband (links) hat mit Paula und Herbert Wölfle eine neue Warntafel aufgestellt.
    Jürgen Prestel vom Kreisjagdverband (links) hat mit Paula und Herbert Wölfle eine neue Warntafel aufgestellt. Foto: Ralf Lienert

    Bei Paula Wölfle kommt es immer wieder vor, dass mitten in der Nacht das Telefon klingelt. Die Jagdpächterin aus dem Oberallgäuer Krugzell wird gerufen, wenn es in ihrem Revier einen Wildunfall gegeben hat. Und die Zahl dieser Vorfälle steigt laut Polizeisprecher Holger Stabik seit Jahren. Allein 2019 gab es im Allgäu fast 3400 Unfälle. Als mögliche Gründe nennt Stabik steigende Bevölkerungszahlen, mehr zugelassene Fahrzeuge, eine höhere Mobilität. Mittlerweile gibt es neue Warntafeln, die den Autofahrern den Wildwechsel ins Bewusstsein rufen sollen.

    Reflektierenden Tafeln mit den Tiermotiven im Allgäu

    Andernorts im Allgäu sind die neuen reflektierenden Tafeln mit den Tiermotiven bereits zu sehen – auch bei Mindelheim – „aber wir wollten damit noch warten“, sagt Wölfle. Denn in den nächsten Wochen geht es besonders turbulent zu in Feld und Wald. „Das Rehwild hat Paarungszeit, die Brunft, und die läuft alles andere als still und heimlich ab“, sagt Dr. Claudia Gangl, Referentin für Wildbiologie beim Bayerischen Jagdverband (BJV). „Das heißt, in den nächsten Wochen sind die Rehe besonders aktiv unterwegs und oft auch tagsüber zu sehen und zu beobachten“.

    Da Liebe bekanntlich blind mache, jagten brunftige Rehe oft auch unvermittelt über die Straße. „Da kann es schnell zu Wildunfällen kommen.“

    Und warum die neuen Tafeln? Bislang wurde laut Andreas Ruepp meist mit dem bekannten Verkehrsschild gewarnt, einem rot umrahmten Dreieck, auf dem ein Hirsch zu sehen ist. „Aber dieses Schild wird inflationär gebraucht und kaum noch beachtet, die Leute haben sich daran gewöhnt“, sagt der Unterallgäuer Polizist. Er ist Mitglied im BJV-Präsidium und hat die Warntafel-Aktion initiiert und organisiert. „Es hat sich gezeigt, dass bei Nebel und Regen deutlich weniger Wildunfälle passieren als bei gutem Wetter, weil die Autofahrer bei schlechter Sicht die Geschwindigkeit zurückfahren. Wir wollen sie aber auch bei gutem Wetter für die Wildunfallgefahr sensibilisieren. Deshalb haben wir diese Plakate entworfen.“

    1500 Plakate gibt in Bayern, Jäger finanzieren mit

    Das Projekt sei zu zwei Dritteln durch die Jagdabgabe an das Land finanziert worden, den Rest hätten die Jäger selbst bezahlt. 1500 Plakate gibt es für ganz Bayern. Die Rahmen dafür haben Mitarbeiter der Unterallgäuer Werkstätten gemacht. „Ein paar Kreisgruppen in Schwaben haben ihre Schilder noch nicht, die meisten sind schon versorgt“, sagt Andreas Ruepp. „Ich beobachte schon, dass die Leute an den Schildern vom Gas gehen“, sagt Mario Dunder. Er ist Jagdpächter des Reviers Herrngehau im Unterallgäu und hat die Warntafeln auf der Landstraße zwischen Niederrieden und Holzgünz aufgestellt. „Viele fahren hier nicht mehr mit den erlaubten 100 km/h, sondern langsamer. So können wir Menschen und Tiere schützen. Unfälle können für alle Beteiligten übel ausgehen.“

    Ganz vermeiden lassen sich Unfälle aber wohl dennoch nicht. Den Jagdpächtern ist es vor allem wichtig, dass sie gemeldet werden – auch wenn vermeintlich kein Schaden entstanden ist. Besonders schlimm ist es laut Wölfe, wenn verletzte Tiere einfach auf der Straße liegen gelassen werden. Das komme immer wieder vor „und kann zu bösen Folgeunfällen führen“, sagt die Jagdpächterin. Außerdem lebten die Tiere häufig noch und müssten dann lange Zeit leiden.

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