Unbekannte protestieren mit Mist und Sarg gegen eine Flüchtlingsunterkunft
Die Stimmung in Tussenhausen im Unterallgäu kippt offenbar. Auf dem Gelände einer geplanten Flüchtlingsunterkunft haben Unbekannte den Dorffrieden beerdigt.
Es wird unruhig in Tussenhausen. Nachdem das Landratsamt vergangenen Montag seine Entscheidung bekannt gegeben hatte, die umstrittene Alu-Thermohalle auf der Wiese in der Nähe des Tussenhausener Supermarktes zu bauen, hat sich anonymer Protest formiert. Unbekannte haben in der Nacht zu Freitag einen selbst gebauten Sargdeckel vor der Wiese aufgestellt. Unter dem Sarg steht die Aufschrift „Dorffrieden 2023/24“. Davor und danach ist ein Kreuz aufgemalt.
Protest gegen Flüchtlingsunterkunft: Polizei ist mit zwei Fahrzeugen angerückt
Die Polizei ist am Freitagvormittag mit zwei Fahrzeugen angerückt, um sich ein Bild von der Lage am südlichen Ortseingang von Tussenhausen zu machen. Protestiert wurde nicht nur mit dem Sarg. Auf dem Gelände selbst ist großflächig Mist ausgebracht worden. Dazu ist ein schrottreifes Feuerwehrfahrzeug ohne Zulassung genutzt worden. Herum lagen auch ein Metallcontainer und Kunststoffteile.
Mit diesem radikalen Protest reagieren offenbar Bewohner der Marktgemeinde auf die geplante Unterbringen von 84 Geflüchteten in Tussenhausen. Bürgermeister Johannes Ruf wollte sich zu dem Vorfall angesichts einer laufenden Klage der Gemeinde gegen den Bau der Unterkunft auf Anfrage unserer Redaktion nicht äußern. Von der schlussendlichen Entscheidung des Landratsamtes, die Unterkunft zu bauen, hat er nach eigenen Angaben aus der Mindelheimer Zeitung erfahren. Das solle jedoch kein Auslöser für sich weiter verhärtende Fronten sein. „Es nützt jetzt nichts, Öl ins Feuer zu gießen. Wir müssen das Beste aus der Situation machen und gemeinsam eine Lösung finden“, sagte Ruf.
In Tussenhausen gärt es wegen der geplanten Flüchtlingsunterkunft
Schon seit Monaten rumort es in Tussenhausen. Die Ablehnung gegen die Aufnahme weiterer Flüchtlinge ist groß. 100 Interessierte hatten die Gemeinderatssitzung im Oktober im Feuerwehrhaus Mattsies besucht. Damals hatte der Marktgemeinderat es abgelehnt, dass Tussenhausen weitere Flüchtlinge aufnehmen muss. In der Folge wurde ein Anwalt eingeschaltet. Tussenhausen hat gegen den Landkreis Klage eingereicht. Diese hat allerdings keine aufschiebende Wirkung. Das Landratsamt kann also das Alu-Thermozelt aufbauen lassen.
Die Gemeinderäte hatten schon im Sommer klargemacht, dass die Gemeinde mit rund 80 zusätzlichen Flüchtlingen komplett überfordert wäre. Schließlich gehe es ja nicht nur um die Unterbringung, sondern auch um Betreuung, Schul- und Kitaplätze sowie um die Verwaltung. All das könne die Gemeinde Tussenhausen, wo derzeit schon rund 60 Flüchtlinge leben, nicht stemmen. Auf der anderen Seite ist auch das Landratsamt unter Druck und muss jede Möglichkeit nutzen, Flüchtlinge unterzubringen, die dem Unterallgäu zugewiesen werden. Das angebotene Grundstück neben dem Supermarkt konnte man deshalb nicht ablehnen.
Die Diskussion ist geschlossen.
Ist dies ein erster Ansatz für die gezeigte veränderte Haltung der betroffenen Bevölkerung? Noch immer haben unsere Politiker scheinbar die Gefährlichkeit der Situation nicht erkannt. Wenn sich nicht radikal in der nächsten Zukunft diesbezüglich etwas ändert, sehe ich sogar noch wesentliche Steigerungen des gezeigten Widerwillens der Bevölkerung als normal kommen.
Ich finde die Aktionsform gut. Und anonym ist sie glaub nur für die Zeitung. In Tussenhausen sind die Aktivisten sicher bekannt. Der Protest kommt aus der Mitte der breiten Bevölkerung, sogar der Gemeinderat klagt, und zu dem benutzten Feuerwehrauto hat bestimmt nur ein bekannter Personenkreis Zugang. Und es ist kein Schaden entstanden, Mist geht leichter weg als orange Farbe. Man sollte sich wirklich mehr mit der Sache selbst auseinandersetzen finde ich.
Solche anonymen Aktionen finde ich einfach unter aller Sau. Wer etwas zu sagen hat, soll es sagen, wer nur anony, Unruhe stiften will, ist ein Feigling.