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Neue Hoffnung

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    Blick auf das Therapiezentrum in Burgau, vorne, die Hauptschule, rechts oben, die Hauptschule.
    Blick auf das Therapiezentrum in Burgau, vorne, die Hauptschule, rechts oben, die Hauptschule. Foto: Ulrich Wagner

    Damit begann für Schuster eine jahrelange Odyssee auf der Suche nach einem geeigneten Therapieplatz, die letztlich dazu führte, dass in Burgau eine Fachklinik für die intensive Frühbehandlung von schwer schädelhirnverletzten Patienten gegründet wurde. Einen entscheidenden Anteil daran hatte auch die Kartei der Not: Das Leserhilfswerk unserer Zeitung beteiligte sich mit insgesamt einer Million D-Mark (rund 500.000 Euro) am Aufbau der Klinik ­ eine gewaltige Summe.

    Nachdem Max Schuster seine Tochter in der Schweiz untergebracht und er sich selbst in den USA umgesehen hatte, begannen die Gespräche. "Es darf doch nicht wahr sein, dass es in Deutschland keine Einrichtung für schwer kopfverletzte Menschen gibt", meinte der rastlose Vater kopfschüttelnd und begann einen jahrelangen Kampf. Schuster traf auf Prof. Thomas Grumme, den Chefarzt der Neurochirurgie am Augsburger Zentralklinikum, und lernte die damalige Akademie "M.I.D.I" kennen, eine private Organisation, die sich um soziale Projekte kümmerte. Entscheidend war auch der Kontakt mit dem ehemaligen Günzburger Landrat und Bezirkstagspräsident Dr. Georg Simnacher, der Räume im zweiten Stock des damaligen Kreiskrankenhauses Burgau zur Verfügung stellte. Weil alle Beteiligten eine Verbesserung der Situation wollten und nun auch die Krankenkassen mitzogen, wurde das Therapiezentrum Burgau am 1. April 1989 aus der Taufe gehoben.

    Geschäftsführer Guido Zieher weiß heute noch über die Bedeutung der Kartei der Not, die zum Start 400 000 D-Mark bereitstellte: "Ich weiß nicht, ob es angegangen wäre, wenn die Kartei der Not dieses Geld nicht gegeben hätte." Eine Station, 20 Betten und zu Beginn erst einmal vier Patienten ­ der Aufbau begann langsam. "Es gab so gut wie keine Erfahrungen mit solchen Patienten", so Zieher rückblickend. Doch schnell wurde deutlich, wie groß der Bedarf ist. "Wir wurden im ersten Jahr mit Anmeldungen geradezu überschüttet." Mehr als 300 seien es gewesen, so der Geschäftsführer, darunter auch welche aus Japan.

    Heute ist das Therapiezentrum Burgau längst ein fester Bestandteil in der schwäbischen Kliniklandschaft und eine bedeutende Einrichtung in Bayern und darüber hinaus. Die "Neurologische Fachklinik zur Behandlung und Rehabilitation von Patienten mit erworbenen zerebralen Schäden" umfasst mittlerweile 110 Betten und hat rund 400 Mitarbeiter. Gesellschafter der gemeinnützigen GmbH sind die "Max-Schuster-Stiftung" für Behinderte, die Gemeinde Gundremmingen, der Bezirk Schwaben und der Landkreis Günzburg. Ausgelöst durch das "Modell Burgau" gibt es jetzt flächendeckend im Freistaat in jedem Regierungsbezirk eine vergleichbare Klinik, um eine adäquate, flächendeckende und heimatnahe Versorgung zu gewährleisten. Einen sehr guten Ruf genießt dabei das Therapiezentrum Burgau ­ nicht zuletzt deshalb, weil die Klinik die größte Erfahrung mit der Rehabilitation von schwer Hirnverletzten hat.

    Auslöser für solche Krankheiten müssen nicht gleich schwere Unfälle sein, oft genügt schon ein Insektenstich oder ein falsches Medikament. Anfällige Personen werden plötzlich bewusstlos, ihr Gehirn wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Sie fallen ins Koma. Wenn ihnen dann nicht schnellstens geholfen wird, hat das fatale Folgen. "Weil wir wissen, wie wichtig und verantwortungsvoll der Umgang mit solchen Patienten ist, haben wir schon 1991 ein Schulungszentrum im Haus eröffnet", so Zieher. Auch daran habe sich die Kartei der Not finanziell beteiligt. "Das Therapiezentrum ist wohl eines der größten Projekte für die Kartei der Not. Aber ich glaube, dass sich die Investition sehr wohl gelohnt hat", betont der Geschäftsführer.

    Aufgenommen werden vorrangig Patienten aus Schwaben, viele kommen vom Augsburger Klinikum. Auch Evi wurde in Burgau behandelt. Heute kann sie wieder ein (fast) normales Leben führen.

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