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Lengenfeld: Serie: Abschied von der Feuerwehr Lengenfeld fällt ihm schwer

Lengenfeld

Serie: Abschied von der Feuerwehr Lengenfeld fällt ihm schwer

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    Gerhard Straus, Ehrenvorsitzender der Feuerwehr Lengenfeld, zieht sich nach fast 50 Jahren aus dem aktiven Dienst zurück. Während seiner Amtszeit hat er die Wehr sehr geprägt und mit Ausflügen und Meisterschaften für einen guten Zusammenhalt unter den Mitgliedern gesorgt.
    Gerhard Straus, Ehrenvorsitzender der Feuerwehr Lengenfeld, zieht sich nach fast 50 Jahren aus dem aktiven Dienst zurück. Während seiner Amtszeit hat er die Wehr sehr geprägt und mit Ausflügen und Meisterschaften für einen guten Zusammenhalt unter den Mitgliedern gesorgt. Foto: Margit Messelhäuser

    Leicht gefallen ist Gerhard Straus sein Abschied nicht – das spürt man im Gespräch. „Aber mit 65 Jahren ist vom Gesetz her Schluss“, sagt er. Schluss für den aktiven Dienst bei der Feuerwehr. Wie schwer es ihm fallen muss, ist leicht nachzuvollziehen, wenn

    16 Jahre alt war er damals, 1972, als er mit einigen Freunden bei einer Leistungsprüfung zugesehen hatte. „Ich habe dann gesagt, dass ich auch mitmachen will“, erinnert er sich. Sollte er neun Buben zusammenbringen, so der damalige Kommandant, könne er mitmachen – für Straus damals kein Problem und so begann seine Zeit als Feuerwehrmann in Lengenfeld. „Damals hatten wir als Feuerwehrhaus nicht mehr als eine größere Garage, da stand der Anhänger drin und die Schutzausrüstung war dort aufbewahrt“, erzählt er.

    Gerhard Straus war Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr Lengenfeld

    Schon 1984 wurde Straus Mitglied im Vorstand des Feuerwehrvereins und 1988 sogar Vorsitzender – das erfuhr seine Frau Hedwig aber erst aus der Zeitung: „Wir steckten mitten im Hausbau“, blickt Straus mit einem Schmunzeln zurück. „Aber meine Frau hat mich immer unterstützt, sonst wäre das alles gar nicht gegangen.“

    Und was er mit „das alles“ zusammenfasst, ist wirklich eine Menge. Straus hat in seiner Amtszeit einiges bewegt, herausragend ist zwar der Bau des neuen Feuerwehrhauses, aber da war noch viel mehr. „Anfangs haben sich immer noch zwei Kameraden eine Schutzausrüstung geteilt“, erzählt er. Insofern logisch, weil fast nie alle zu einem Einsatz mitfahren konnten. Problematisch aber, wenn doch beide da waren: „Dann hat der eine die Hose und der andere die Jacke angezogen“, erzählt er – Zustände, die nicht in Ordnung gewesen seien. „Der damalige Kauferinger Kommandant Peter Kawohl hat mir da sehr geholfen“, sagt Gerhard Straus.

    Ende der 90er-Jahre sei dann festgestanden: Wir brauchen ein neues Feuerwehrhaus. Straus setzte sich mit dem damaligen Bürgermeister in Verbindung, aber damals hieß es: „Entweder ihr wartet zehn Jahre oder baut es selber.“ Die Wartezeit kam für Straus, der selbst gelernter Maurer ist und Jahrzehnte den Bauhof leitete, nicht infrage.

    Feuerwehr Lengenfeld baute sich selbst ein neues Feuerwehrhaus

    Also legten die Mitglieder der Feuerwehr selbst Hand an. „1998 haben wir begonnen“, erzählt er – innerhalb von zwei Monaten sei der Rohbau gestanden. „Eigentlich hatte ich mich darauf gefreut, bei den Maurerarbeiten mitzumachen, aber ich habe vielleicht zwei Steine aufeinandergesetzt und war sonst immer mit anderen Arbeiten beschäftigt“, berichtet er schmunzelnd.

    7000 Stunden Eigenleistung brachten die Feuerwehrkräfte ein und im Jahr 2000, rechtzeitig zum 125-jährigen Bestehen der Feuerwehr, war das neue Haus fertig. Zu diesem Jubiläum organisierte Straus mit seinen Kameraden und Kameradinnen ein mehrtägiges Fest – und das wurde auch finanziell ein Riesenerfolg. Nur einen kleinen Wermutstropfen hatte es gegeben: Das neue Feuerwehrauto wurde erst mit Verspätung im September 2000 geliefert. „Es war ausgemacht, dass das Gewicht unter 7,5 Tonnen liegt, damit man es mit dem normalen Führerschein fahren kann.“ Doch das brachte der Hersteller nicht fertig – dafür gab es einen Zuschuss für die Mitglieder, die einen Lkw-Führerschein machten, um es fahren zu können.

    Möglich waren diese ganzen Aktivitäten nur, weil der Zusammenhalt in der Wehr passte, und dafür tat Straus eine ganze Menge: „Ich habe die Vereinsausflüge organisiert, sicher 30 Stück waren es in all den Jahren.“ Meist ging es irgendwo hin in Deutschland, aber auch nach Straßburg oder Prag. Vonseiten der jungen Mitglieder waren die Ziele nicht so interessant. „Sie wollten nach Mallorca“, erzählt Straus – also organisierte er mal einen fünftägigen Ausflug dorthin.

    „Und wer war dabei? Wieder vor allem die Senioren“, erzählt er und lacht. Von ihm eingeführt wurde auch die Vereinsmeisterschaft im Kegeln. „Beim ersten Mal waren fast 80 Leute da“, freut er sich und bis heute – nur durch Corona unterbrochen – wird die Kegelmeisterschaft durchgeführt. Hinzu kommt das Stoaßbuddln für die Senioren – eine Art Tischkegeln. „Das findet im Feuerwehrhaus statt, die Abende können schon bis weit nach Mitternacht dauern.“

    Straus war auch Gemeinderat und Zweiter Bürgermeister

    Neben seinem Amt als Vorsitzender des Feuerwehrvereins übernahm Gerhard Straus von 1997 bis 2003 auch das des Feuerwehrkommandanten. In all den Jahren – Straus war zusätzlich auch 30 Jahre Gemeinderat und sechs Jahre Zweiter Bürgermeister – hat er viel erlebt. Schlimme Verkehrsunfälle, zu denen die Feuerwehr gerufen wurde, aber auch Verwechslungen, über die er sich amüsieren kann: Mehrmals wurden er und seine Mannschaft alarmiert statt das schwäbische Lengenfeld. In Erinnerung bleiben ihm auch die Hochwassereinsätze 2000 und 2002: „Da hatten wir über 70 Einsätze und waren zum Teil 36 Stunden im Einsatz.“

    Den Piepser hatte er stets bei sich, und das Handy auch – beides hat er inzwischen abgelegt. Aber die Feuerwehrtradition in der Familie Straus wird fortgeführt: Sein Sohn Tobias ist inzwischen Kommandant, außerdem stößt Enkel Florian demnächst dazu.

    Auch wenn ihm der Abschied vom aktiven Dienst bei der Feuerwehr Lengenfeld schwergefallen sei: „Man merkt doch, dass man ein bisschen langsamer wird“, sagt Gerhard Straus, der für seine Verdienste zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde. Und ein Leben ohne Piepser sei auch nicht schlecht: Die große Familie und der Wald, den er besitzt, sorgen ebenfalls für Abwechslung.

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