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Klimawandel: Wenn die Fichte verschwindet

Klimawandel

Wenn die Fichte verschwindet

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    Die Ambrosie breitet sich in unserer Gegend bereits aus.
    Die Ambrosie breitet sich in unserer Gegend bereits aus. Foto: Foto: privat

    Tapfheim Bei der Jahreshauptversammlung der Arbeitsgemeinschaft Flora Nordschwaben hat Dr. Andreas Zehm referiert. Der bei der Regierung von Schwaben im Bereich Naturschutz tätige Referent sprach über das Thema „Der Klimawandel als Ursache für das Entstehen und Vergehen von Pflanzenarten“.

    Extremer Anstieg der Temperatur

    Anhand von Ergebnissen zahlreicher Forschungsvorhaben stellte er fest, dass sich das Klima wandle: „Es gab zwar auf der Erde schon immer Kalt- und Warmzeiten, doch die Prognosen der Klimatologen für die nächsten Jahrzehnte weisen auf einen noch nie da gewesenen, extremen Anstieg der durchschnittlichen Erdtemperatur hin. Von dem Klimawandel sind viele Bereiche der Erde und des Lebens betroffen, und zahlreiche Arten reagieren bereits mit Veränderungen.“ Für den Vortrag beschränkte sich Zehm auf die Pflanzenarten.

    Er dokumentierte den Wandel anhand einiger Beispiele: Allein die Erhöhung der durchschnittlichen Temperatur um ein Grad Celsius lasse die Vegetationszonen um 200 Meter in höhere Lagen emporsteigen. Zehm: „Wenn die Frosttage abnehmen, fällt eine wesentliche Einschränkung für zahlreiche Arten weg; es kommt zu einem grundlegenden Wandel in der Pflanzenwelt. Der Wasserhaushalt verändert sich: Änderungen der Niederschlagsmengen und des entsprechenden Abflusses, wie etwa der Schneeschmelze. Der Klimawandel erhöht die Häufigkeit von Extremwetterlagen: Starkregen, Sommerhitze, Sturm, Orkan, Blitzschlag, Schneemangel und so weiter. Als Folge davon verschieben sich die Areale der Pflanzenwelt.“

    Für Deutschland zeichneten sich folgende Trends ab: An kühles Klima angepasste Pflanzenarten zögen sich nach Norden und in die Gebirge zurück. Dafür wanderten Wärme liebende Arten ein und vor allem Neophypten. So würden neue Pflanzenarten bei uns sesshaft, die ursprünglich nicht bei uns heimisch seien – zum Beispiel Ambrosie, Götterbaum und Mahonie.

    Zu den potenziellen Verlierern bei den Pflanzen zählten sogenannte Eiszeitrelikte wie die Zwergbirke. Auch die Fichte ziehe sich aufgrund der Erwärmung in den nächsten 50 Jahren weitgehend aus Mittel- und Osteuropa zurück.

    Stürme und Borkenkäfer

    Es werde ein recht schneller Waldumbau stattfinden, zusätzlich durch Stürme und Borkenkäfer beschleunigt. Somit sei der Borkenkäfer nur ein Symptom und ein Verstärker eines unaufhaltsamen Prozesses, der wiederum durch wärmere Temperaturen verstärkt werde.

    Flora und Fauna lebten in Lebensgemeinschaften. Wenn nun Bestäuber, wie etwa Wildbienen, schneller wanderten als die von ihnen bevorzugten Pflanzen und diese dann nicht mehr vorfänden, seien sowohl die Insekten als auch die Pflanzen zum Aussterben verurteilt.

    Zehm sprach auch von den potenziellen Gewinnern des Klimawandels. Dazu gehörten wärmeangepasste Arten und Arten mit hohem Ausbreitungspotenzial. Das seien Pflanzen, die sich schnell reproduzieren könnten und eine hohe Anpassungsfähigkeit besäßen. Zeh: „Die einheimische Stechpalme beispielsweise breitet sich bei uns immer weiter aus.“

    Zudem nannte der Gast aus Augsburg viele Beispiele von Pflanzen, die die Botaniker Neophyten nennen: Das sind Arten fremder Länder, die durch Menschen zu uns gebracht werden und hier sich ausbreiten. So wandert der Götterbaum aus den wärmeren Städten aus und verwildert zunehmend in der freien Landschaft. Manche Pflanzen haben dabei eine große Ausbreitungsgeschwindigkeit, wie die Goldrute oder das Schmalblättrige Greiskraut. Auch die Ausbreitung der Ambrosia wird durch höhere Temperaturen gefördert. Zehm nannte die

    Große Neophyten-Probleme können durch den Anbau nachwachsender Rohstoffe für die Energiegewinnung hervorgerufen werden, zum Beispiel durch den großflächigen Anbau von Staudenknöterichen. Wer einen solchen schon im Garten hatte, wisse, wie schwer er wieder zu beseitigen ist und welche Kosten dies in der freien Landschaft verursachen kann, wie Andreas Zehm in der Diskussion sagte. Zehm zeigte beispielhaft 14 Ansätze zum Klimaschutz auf und meinte im Hinblick auf die stockenden internationalen Verhandlungen, dass es von großer Bedeutung sei, wenigstens lokal anzufangen, als noch länger zu warten. (pm)

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