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Hofstetten: Die Konstruktionen dieses Hofstetteners kreisen im All

Hofstetten

Die Konstruktionen dieses Hofstetteners kreisen im All

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    Andreas Rescher hat ein Konstruktionsbüro in Hofstetten. In seinen Händen hält er einen Dummy für eine Elektrobox zur Fertigung von Kabelbäumen für Satelliten. Rescher plant nicht nur, sondern baut auch einige der Teile selbst.
    Andreas Rescher hat ein Konstruktionsbüro in Hofstetten. In seinen Händen hält er einen Dummy für eine Elektrobox zur Fertigung von Kabelbäumen für Satelliten. Rescher plant nicht nur, sondern baut auch einige der Teile selbst. Foto: Thorsten Jordan

    Das Zeichenbrett hat er vor drei Jahren aus Platzgründen aus dem Büro verbannt, an seiner Stelle steht jetzt ein Drucker: Andreas Rescher betreibt in Hofstetten ein Konstruktionsbüro und ist unter anderem auch für die Raumfahrt tätig. Aktuell ist er in eine internationale Entwicklung eingebunden.

    Das Erlebnis, beim Zeichnen einige Schritte zurückzugehen, und sich so einen Überblick über den von ihm entworfenen Plan verschaffen zu können, vermisst Andreas Rescher. Der 50-Jährige lernte den Beruf des Technischen Zeichners und hat ein Konstruktionsbüro, das bis vor einiger Zeit auch noch die Bezeichnung „technisch“ im Namen führte.

    „Aus dem Augenwinkel habe ich dann in einer Ecke etwas gesehen, was nicht gestimmt hat“, beschreibt er das Gefühl des analogen Arbeitens am großen Zeichenbrett. Inzwischen entstehen alle Pläne am Computer. Am Bildschirm könne er zwar hinein- und herauszoomen, doch das sei etwas ganz anderes, sagt er.

    Aus Hofstetten kommen auch Pläne für die Raumfahrt

    Sein Leistungsspektrum umfasst elektro- und optomechanische Konstruktionen für Raumfahrt und Industrie. Collagen aus seinen Plänen und den dazugehörigen Produktaufnahmen an den Wänden zeigen Ausschnitte aus der beruflichen Laufbahn Reschers: Fertigungsanlagen für Dämmstoffe oder eine extrem leichte Elektronikbox für eine Raumsonde.

    Der 50-Jährige entwickelte beispielsweise Endgeräte in Crashtest-Systemen, Vorrichtungen für die Kabelbaumkonfektionierung bei Satelliten, sogenannte Mockups, das sind Vorführmodelle, oder Dichtprüfanlagen für Gussteile in der Fahrzeugfertigung. Aktuell wirkt er am ITER-Projekt mit. Unter diesem Namen entwickeln 35 Nationen gemeinsam eine Magnetfusionsanlage, welche die Zukunft der kohlenstofffreien Energiegewinnung sei, erklärt der Technische Zeichner.

    Homeoffice betrieb Andreas Rescher schon lange, bevor die Corona-Pandemie Firmen weltweit zum Umdenken zwang. „Den Lockdown haben wir nicht gemerkt, weil wir längst da waren, wo andere schnell hin mussten“, sagt er. Dank einer guten Verbindung läuft vieles übers Internet – anders als vor Jahren, als er seine Zeichnungen auf 3,5-Zoll-Disketten speicherte oder in große Planrollen verpackte, um sie beim Auftraggeber abzuliefern.

    Andreas Rescher zeichnet Pläne und fertigt Konstruktionen an

    Heute finden bei seinen Auftraggebern die Anfangs- und Zwischenbesprechungen statt, die Umsetzung geschieht im Reschers Büro, der nicht nur Zeichner, sondern auch Konstrukteur ist. Ob es nun um Optik oder Elektronik geht, bei den Entwicklungsprozessen arbeiten immer viele Disziplinen zusammen: „Es greifen 1000 Rädchen ineinander“, sagt er. Bei einer neuen Erkenntnis während eines Auftrags könne dies auch bedeuten, „ich schmeiß’ 100 Prozent weg“. Damit lerne man umzugehen, meint er lachend: „Man muss loslassen können und sich bewusst sein: Ich habe fehlerfrei gearbeitet.“

    In den 1990er-Jahren hätten viele geglaubt, sein Lehrberuf würde mit dem Einzug der Computer aussterben, erzählt Rescher. Doch Technische Zeichner werden weiterhin gebraucht: Sie bringen als Baupläne zu Papier, was sich Konstrukteure ausdenken. Je nach Auftrag biete er Zeichnerleistungen ebenso wie Konstruktionen an, sagt der 50-Jährige, der sich als Ausgleich zu seinem Schreibtischjob gern an der frischen Luft aufhält. Die Konstruktionen seien eigentlich ein Job für Ingenieure, aber er sei „so reingerutscht“ durch seine bisherigen Projekte.

    Das Büro in Hofstetten hat er vor 30 Jahren eingerichtet

    Seit 1995 ist Andreas Rescher hauptberuflich selbstständig, seit 1997 arbeitet er in Hofstetten. Nach der Ausbildung zum Technischen Zeichner machte er das Abitur. Um sein Maschinenbaustudium zu finanzieren, begann er nebenher in seinem Beruf zu arbeiten. Er sagt: „Ich wollte etwas machen, was nicht Regale auffüllen war.“ Die Aufträge wurden mehr, schließlich hatte er so viel Arbeit, dass er das Studium abbrach.

    Bei der Grundstückswahl vor knapp 30 Jahren standen die Verkehrsanbindung und die Nähe zu München ganz oben. Zusammen mit seinen Eltern und seiner Frau baute Rescher in Hofstetten und legte im Souterrain mit großen Fenstern und eigenem Eingang seine Firma an, in der er heute eine Mitarbeiterin beschäftigt. Seine Auftraggeber kommen hauptsächlich aus der Raumfahrt, früher arbeitete er auch öfter für die Automobilindustrie.

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