Sontheimer lief in 27 Tagen durch ganz Deutschland
Der Sontheimer Felix Kofler hat ein aufregendes Jahr hinter sich. Warum er bei seinem Lauf von Füssen nach Flensburg teilweise Krücken benutzen musste und in Göttingen auf dem Friedhof übernachtete.
Nicht in 80 Tagen um die Welt, aber immerhin in 27 Tagen zu Fuß von Füssen nach Flensburg: Felix Kofler aus Sontheim benötigte im vergangenen August einen langen Atem. Die Erfahrungen, die der 23-Jährige während seines 1035 Kilometer langen Benefizlaufs zugunsten der Kindernothilfe gesammelt hat, will er nicht missen. „Es ist schön, wenn man merkt, dass man durch so eine Aktion anderen Menschen helfen kann.“ Insgesamt kamen rund 8000 Euro zusammen. „Ein toller Erfolg“, wie Kofler rückblickend erklärt. Doch die Höhe der Spendensumme allein sei nicht entscheidend. „Es freut mich auch, dass ich dadurch Menschen inspiriert habe.“ Es gebe bereits potenzielle Nachahmer.
Bereits am zweiten Tag wollten die Beine nicht mehr so recht
Dabei verlief der Start alles andere als ideal. Ursprünglich hatte er sich mit einem Freund auf den Weg gemacht. Doch bereits am zweiten Tag wollten dessen Beine nicht mehr so recht mitmachen. „Das war wirklich ein Schock. Er hat für die Sache aber auch nicht so sehr gebrannt wie ich“, erklärt Kofler. Aufgeben kam für ihn aber nicht in Frage. Schließlich hatte er ja auch im Vorfeld mit Flyern und E-Mails an Bekannte und Firmen sowie auf Instagram für den Benefizlauf kräftig die Werbetrommel gerührt. Wie berichtet, war ein dreimonatiger Segeltörn von der Türkei nach Thailand das Schlüsselerlebnis für die Aktion. Im Hafen von Eritrea erlebte Kofler die Armut der Menschen hautnah mit. Und er wollte irgendwie helfen. Also setzte er seinen Lauf fort.
Übernachtet hatte der 23-Jährige, mit wenigen Ausnahmen, bei Privatleuten, indem er einfach an deren Haustür klingelte. „Die meisten waren sehr aufgeschlossen, als ich ihnen von der Aktion erzählt habe.“ So durfte er etwa bei einer Familie im Wohnwagen nächtigen. Meistens gab es auch ein Abendessen und ein Frühstück. Zudem konnte er sich dort duschen. „Zu den meisten habe ich auch heute noch Kontakt.“ Nur ein einziges Mal hatte er weniger Glück. „In Göttingen war ich relativ spät dran und es wurde schon dunkel.“ Er habe an etwa 60 Haustüren geklingelt – doch ohne Erfolg. Schließlich schlug er auf dem örtlichen Friedhof auf den Pflastersteinen unter dem Vordach des Verwaltungsgebäudes sein Quartier auf. „Dort hat es auch ein öffentliches WC gegeben, wo ich mich waschen und mir die Zähen putzen konnte.“ Als am nächsten Morgen der Friedhofswärter gekommen sei, „haben wir uns beide erst einmal erschreckt“, erinnert sich der Sontheimer.
Felix Kofler war mit leichtem Gepäck unterwegs
Unterwegs war er nur mit leichtem Gepäck: ein Laufrucksack, Wechselkleidung, eine Isomatte, eine Schutzplane für den Regen, ein Handy. Auch wenn der Körper bei all den Strapazen nach einer ausreichenden Energiezufuhr verlangt, gibt der Sontheimer zu, beim Essen und Trinken etwas nachlässig gewesen zu sein. „Als ich am sechsten Tag bei meiner Freundin in der Nähe von Stuttgart vorbeigeschaut habe, ist sie erschrocken, weil ich so ausgemergelt aussah.“ Und auch auf der Strecke lief nicht alles rund. Seine Fußhebersehne schwoll an, auch die Hüfte machte Probleme. „Zum Glück waren meine Eltern mit dem Wohnwagen unterwegs und haben mir Krücken vorbeigebracht.“ Damit lief er jeden Tag fünf bis zehn Kilometer, den Rest ohne jegliche Unterstützung. Aus dem ursprünglichen Plan, die gesamte Wegstrecke zu joggen, wurde zwar nichts. Dennoch kam der 23-Jährige vier Tage früher in Flensburg an, als er sich vorgenommen hatte.
Kofler schließ auf der Couch der Bürgermeisterin
„Die letzten 115 Kilometer bin ich komplett ohne Pause und Übernachtung durchgelaufen.“ Zur Belohnung durfte Kofler, der sein Kommen im Flensburger Rathaus per Handy angekündigt hatte, am Zielort im Haus von Oberbürgermeisterin Simone Lange auf der Couch übernachten. „Das war schon ziemlich cool.“
Die Aktion soll nicht die letzte dieser Art gewesen sein. „Ich habe schon etwas im Kopf. Es ist aber noch nicht spruchreif.“ Nur so viel: Er möchte vor allem den Aufbau von Schulen in anderen Ländern unterstützen. Doch zunächst will sich der 23-Jährige auf seinen neuen Job als Technischer Systemplaner in Schwäbisch Gmünd konzentrieren. „Ein vernünftiges Fundament ist wichtig, damit ich künftig anderen noch besser helfen kann“, betont er.
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