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Weißenhorn: Hand in Hand zur Schule: Der Laufbus soll Elterntaxis ersetzen

Weißenhorn

Hand in Hand zur Schule: Der Laufbus soll Elterntaxis ersetzen

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    Das Konzept Laufbus sieht vor, dass Schüler als Gruppe gemeinsam auf einer festen Route und zu festen Zeiten zur Schule laufen. Erwachsene begleiten die Kinder so lange, bis sie den Weg eigenständig zurücklegen können.
    Das Konzept Laufbus sieht vor, dass Schüler als Gruppe gemeinsam auf einer festen Route und zu festen Zeiten zur Schule laufen. Erwachsene begleiten die Kinder so lange, bis sie den Weg eigenständig zurücklegen können. Foto: Symbolfoto Felix Kästle, dpa

    Böse Zungen sprechen von der „Generation Rücksitz“. Immer mehr Eltern fahren ihren Nachwuchs mit dem Auto in die Schule. „In den 70er-Jahren gingen 92 Prozent der Grundschüler alleine in die

    Für ihre Masterarbeit an der Universität Koblenz-Landau beschäftigte sich Niebler-Sparwasser mit dem „Mobilitätsverhalten“ an Weißenhorner Grundschulen. Ihre Erkenntnisse stoßen nicht nur in der Fuggerstadt, sondern auch am Landratsamt in Neu-Ulm auf offene Ohren. Ganz konkret soll sich daraus ein Pilotprojekt zum Konzept „Laufbus“ ergeben.

    Vor allem im ländlichen Raum genießt das Auto einen hohen Stellenwert, so auch in Weißenhorn. In vielen Fällen ist es Bequemlichkeit, häufig sind es aber auch Sorgen um die Sicherheit der Kinder, die Eltern dazu bringen, ihre Kinder zur Schule zu fahren. Doch dieses Mobilitätsverhalten hat negative Folgen, die Niebler-Sparwasser in ihrer Abschlussarbeit auflistet: Zusätzliche Belastung des Stadtverkehrs, mehr Umweltbelastung, Kinder, die schlechter Fahrrad fahren oder Gefahrenquellen schlechter einschätzen können.

    Viele der Befragten wohnen in Laufdistanz zur Schule

    Studien weisen darüber hinaus auf negative Fehlentwicklungen bei Kindern hin. Schüler, die zu Fuß kommen, sind demnach tendenziell fitter, sozial integrierter und selbstbewusster, auch das Lernverhalten und die Konzentrationsfähigkeit profitieren von der Bewegung an der frischen Luft. Zudem betont Niebler-Sparwasser: „Antrainiertes“ Mobilitätsverhalten ziehe sich durch das gesamte Leben.

    Die Energiemanagement-Studentin hat die Situation vor den beiden Weißenhorner Grundschulen beobachtet und dort Fragebögen verteilt. 172 kamen ausgefüllt zurück. Ein überraschendes Ergebnis: „Tatsächlich wohnen die meisten Schüler, die zur Schule gefahren werden, in Laufdistanz zur Schule“, berichtet Niebler-Sparwasser. Ergänzend hat sie Fachgespräche geführt und sich beispielhafte Projekte angeschaut. Ihr Fazit: Mit sogenannten Laufbussen und Schulwegplänen ließe sich schon viel erreichen. Laufbus bedeutet, dass Kinder auf festgelegten Routen und zu festen Zeiten in Gruppen zur Schule laufen. Zumindest am Anfang werden sie noch von Eltern begleitet. Schulwegpläne wiederum zeigen sichere Routen auf und nennen Gefahrenquellen.

    Mit Unterstützung des Landkreises könnte Weißenhorn eine Vorreiterrolle spielen, glaubt Niebler-Sparwasser. Der Idealfall: In Zusammenarbeit mit Stadt, Eltern und Schulen hätten die Weißenhorner Grundschulen ein Laufbussystem. Zu Beginn des Jahres würde es einen Schulwegplan oder eine Infobroschüre für die Eltern geben. Und: Die Verkehrserziehung für Kinder und Eltern würde bereits in Kindergärten intensiviert werden.

    In Weißenhorn ist eine Auftaktveranstaltung vorgesehen

    Im Klimaschutzprogramm des Landkreises ist das Konzept Laufbus verankert. „Die Kinder werden dadurch selbstständiger“, sagt Antonia Gordt, Mobilitäts-Klimaschutzmanagerin am Landratsamt. Im Rahmen eines Pilotprojekts möchte sie das Konzept mit Leben füllen. „Die Schulen könnten auch in einen Wettbewerb treten“, sagt Gordt. Sie skizziert folgendes Vorgehen: Zunächst findet ein Elternabend oder ein Treffen eines Orgateams statt, anschließend arbeiten die Beteiligten sichere Routen aus und legen den Laufplan mit Elternbegleitung fest. Zu guter Letzt werden „Haltestellen“ eingerichtet, also Treffpunkte für den Laufbus, ausgestattet mit Schildern, Bodenmarkierungen oder Plänen.

    Gordt und Niebler-Sparwasser stellten ihre Erkenntnisse und Ideen jüngst im Weißenhorner Stadtrat vor. Das Gremium zeigte sich sehr angetan vom Konzept Laufbus. Ulrich Hoffmann (ÖDP) regte sogar an, weiterführende Schulen mit einzubeziehen. Auf Vorschlag von Bürgermeister Wolfgang Fendt beschloss der Stadtrat, dass die Stadtverwaltung in einem ersten Schritt ein Auftakttreffen ausrichtet. Daran sollen Vertreter von Schulen, Elternbeiräten, Polizei, Landratsamt und die Referentinnen teilnehmen.

    Interessierte Schulen können sich unter Telefon 0731/7040-3221 oder unter antonia.gordt@lra.neu-ulm.de ans Landratsamt wenden.

    Einen weiteren Artikel zum Thema Elterntaxis lesen Sie hier: Wenn Elterntaxis an den Schulen Schlange stehen

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