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Weißenhorn: Gastronomie und Industriegeschichte auf dem Molfenter-Areal

Weißenhorn

Gastronomie und Industriegeschichte auf dem Molfenter-Areal

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    Die alte Dampfmaschine und der Schiffsdieselmotor gehören neben der sanierungsbedürftigen Molfenter-Villa zu Überbleibseln des Sägewerks, das sich einst auf dem Areal an der Illerberger Straße in Weißenhorn befand.
    Die alte Dampfmaschine und der Schiffsdieselmotor gehören neben der sanierungsbedürftigen Molfenter-Villa zu Überbleibseln des Sägewerks, das sich einst auf dem Areal an der Illerberger Straße in Weißenhorn befand. Foto: Alexander Kaya

    Wo heute Menschen ihre Einkäufe erledigen oder Veranstaltungen besuchen, wurde früher Holz verarbeitet. Die sanierungsbedürftige Villa ist das letzte sichtbare Überbleibsel des ehemaligen Säge- und Holzwerks Molfenter in Weißenhorn. Andreas Kierndorfer, Gastronom und Besitzer des Gebäudes, möchte die Industriegeschichte des Areals erlebbar machen – und so eine neue Attraktion in der Fuggerstadt schaffen.

    Die beiden rostigen Maschinen, die neben der Molfenter-Villa stehen, sollen Teil dieser Ausstellung zur Weißenhorner Industriegeschichte werden. Als Leader-Projekt, also mit Fördergeldern der Europäischen Union, will Kierndorfer das Vorhaben parallel zu dem geplanten Brauereigasthof mit Biergarten realisieren. Details dazu sind der Konzeption für diese Ausstellung zu entnehmen, die unserer Redaktion vorliegt.

    Die Molfenter-Villa wird derzeit zum Aparthotel umgebaut
    Die Molfenter-Villa wird derzeit zum Aparthotel umgebaut Foto: Alexander Kaya

    Die Villa wird, wie berichtet, derzeit saniert und zum Aparthotel umgebaut. Dieses möchte der Unternehmer schon im Herbst eröffnen. Gleich danach werde es auf der Fläche neben der Villa weitergehen, kündigt Kierndorfer an. Ende 2021 könnte der neu gebaute Brauereigasthof im Stil eines alten Industriegebäudes samt angeschlossenem Biergarten fertig sein. „Attraktiver Mittelpunkt wird dabei eine Hausbrauerei mit einem 15-Hektoliter-Sudhaus sein, in dem wieder original Weißenhorner Bier gebraut werden wird“, heißt es in der Konzeption.

    Geschützt aufbewahrt unter Einfassungen, sagt Kierndorfer, würden auf dem Gelände die alten, großen Maschinen aus dem Sägewerk sowie weitere Exponate aus der Weißenhorner Industriegeschichte präsentiert. Im Rahmen des Leader-Projekts würden unter anderem der Ankauf beziehungsweise die Restaurierung von Ausstellungsgegenständen, das Kommunikationskonzept sowie die Aufwendungen für Ausstellungsräume und Ausstellungsvitrinen gefördert, ergänzt er.

    In Ungarn kaufte Andreas Kierndorfer einen alten Gutter-Traktor

    2010 kaufte die Familie Kierndorfer, die vor 33 Jahren aus München in den Landkreis Neu-Ulm zog, die denkmalgeschützte Villa. Schon während der Umgestaltung des Molfenter-Areals, mit dem Bau der Fuggerhalle und des neuen Rewe-Gebäudes samt Parkplatz entstand die Idee für die Ausstellung. Denn für den Umbau mussten einige alte Gebäude des ehemaligen Sägewerks weichen, interessante Objekte wie die Dampfmaschine, der große Generator oder eine beeindruckende Maschine aus dem Hobelwerk sollten verschrottet werden, wie der Unternehmer erzählt. So sei der Plan entstanden, die großen Schaustücke aufzubewahren und später in geeigneter Form im Umfeld der Villa zu präsentieren.

    Erstaunlich waren für ihn und seine Frau als Nicht-Weißenhorner die Ergebnisse von Recherchen zu alten Firmen aus der Stadt. „In den 50er-Jahren fuhr die deutsche Ski-Nationalmannschaft mit Weißenhorner Skiern von Anton Laupheimer. Produkte der Gipsfigurenfabrik Kaspar Schultheiß standen gefühlt in jedem zweiten Haushalt, mehrere Firmen mit dem Familiennamen Gutter produzierten Traktoren, landwirtschaftliche Maschinen und vieles mehr“, erzählt der Investor. Jüngst konnte er einen Gutter-Traktor erwerben, der einige Jahrzehnte in einer ungarischen Landwirtschaft eingesetzt wurde.

    2010 fanden auf dem Gelände in Weißenhorn umfangreiche Abriss- und Bauarbeiten statt. Dabei sei die ursprüngliche Idee für die Ausstellung entstanden, sagt Andreas Kierndorfer.
    2010 fanden auf dem Gelände in Weißenhorn umfangreiche Abriss- und Bauarbeiten statt. Dabei sei die ursprüngliche Idee für die Ausstellung entstanden, sagt Andreas Kierndorfer. Foto: Archivfoto Roland Furthmair

    Im Ausstellungskonzept werden aber noch weitere Weißenhorner Betriebe erwähnt: die Goldwarenfabrik Gebrüder Kurz, die Zigarrenfabrik Weiße Eule und die zahlreichen Brauereien, die einst in der Fuggerstadt Gerstensaft herstellten. Passend zum geplanten Brauhaus schwebt Andreas Kierndorfer selbstverständlich auch vor, die Weißenhorner Brauereigeschichte darzustellen.

    Vernetzt werden soll die künftige Ausstellung mit dem neuen Konzept des Heimatmuseums, das derzeit umgebaut wird. Mit dem Museumsleiter Matthias Kunze habe er bereits lockere Vorgespräche geführt, erzählt Kierndorfer. Um das Vorhaben weiter mit Leben zu füllen, ist er noch auf der Suche nach weiteren Exponaten, aber auch Geschichten und Anekdoten. „Wir sind sehr dankbar über Zeitzeugenberichte von ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern alter Weißenhorner Firmen“, sagt er.

    Zeitzeugen oder Besitzer von alten Dokumenten können sich bei Andreas Kierndorfer melden. Er hat die E-Mail-Adresse kierndorfer@i-mo.de und die Telefonnummern 07300/922914 (tagsüber) und 07309/2444.

    Einen Bericht über den Umbau der Molfenter-Villa lesen Sie hier: Molfenter-Villa: Auf einem alten Werksgelände entsteht ein neues Hotel

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