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Twittergott trifft Kardinal

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Twittergott trifft Kardinal

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    Kardinal Reinhard Marx kennt und berät den Papst.
    Kardinal Reinhard Marx kennt und berät den Papst.

    München Wenn Entertainer Thomas Gottschalk und Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von

    Am Montagabend kommen die beiden zusammen, bei einem Podiumsgespräch zum 50-jährigen Bestehen der katholischen Journalistenschule ifp in der Münchner Hochschule für Philosophie. Es wird ein heiterer Abend.

    Etwa als Gottschalk über den reformfreudigen und mediengewandten Papst Franziskus sagt: „Da fällt ein Polizist um und er springt vom Wagen und hilft ihm. Das hätte früher nicht einmal jemand zu inszenieren gewagt.“ Mit diesem Papst, so Franziskus-Fan Gottschalk, kämen wir „den Leuten langsam näher, aber es ist verflucht spät“.

    Marx nickt dazu lächelnd. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz ist enger Berater von Franziskus und findet es gut, dass dieser öffentlich so präsent ist und so authentisch wirkt. Dann allerdings platzt es unerwartet aus ihm heraus: „Der Papst ist doch nicht die Kirche!“ Manchmal sei ihm das Interesse an Franziskus zu groß, es gehe doch um seine Botschaft. Ja, dieser Franziskus! Der teilt in seinen Weihnachtsansprachen vor der Kurie gerne mal aus, schimpft hohe kirchliche Amts- und Würdenträger etwa „Verräter“.

    Man „kann gut zuhören, und dann geht’s weiter“, sagt Marx dazu. Halb im Ernst, halb im Spaß. Ob es denn stressig sei im Vatikan, will die Moderatorin des Podiumsgesprächs, Anne Reidt vom ZDF, von ihm wissen. „

    Dass Entertainment ein schwieriges Geschäft sein kann, hat Gottschalk in den vergangenen Tagen wieder einmal erfahren. Vor allem durch den Shitstorm, den einer seiner Tweets vom Samstag auslöste. „Hab meine DNA aufschlüsseln lassen. Afrika war ja klar. Aber über 50 Prozent Osteuropäer! Deswegen hab ich als Kind so geklaut“, schrieb er. Am Montagabend bereut er das. „Ich bin und werde nie ein Feind von irgendjemand sein – Ausländern, Inländern, egal.“ Ein „blöder Witz“, nicht mehr. Das wird er am Dienstagmorgen in sämtlichen Online-Medien nachlesen können.

    Gottschalk spricht nicht von ungefähr mit Kardinal Marx. Dass er katholische Wurzeln hat und Ministrant war, wissen die meisten. Dass er zum Stipendiatenjahrgang 1974 der katholischen Journalistenschule ifp zählt, ist wenigen bekannt. Dass diese 1968 von der Deutschen Bischofskonferenz im Geiste der Aufbrüche des Zweiten Vatikanischen Konzils gegründet wurde, ebenfalls.

    Ziel des ifp, das heute seinen Sitz in München hat, war und ist es, unabhängige Journalisten aus- und weiterzubilden. Gottschalks Ziel sei es gewesen, erzählt er, Platten beim Bayerischen Rundfunk aufzulegen; Journalismus habe ihn aber auch interessiert. Aus dem „Journalisten Gottschalk“ sollte dann der „Entertainer Gottschalk“ werden. Und das ging schnell: Schon 1977 war er ein Radio-Star – dank seiner Musiksendung „Pop nach acht“ auf Bayern 3.

    Über Gott geredet wird am Montag auch noch, schließlich ist das das Motto der Veranstaltung: „Reden wir über Gott?!“ Ein Leichtes für einen Kardinal? Unerwarteterweise nicht für Marx. Fragen wie „Glauben Sie an Gott?“ oder „Beten Sie?“ seien intime Fragen. „Man fragt ja auch nicht so einfach: Wen haben Sie gewählt?“, sagt er. Ebenso frage man nicht, „wie oft schlafen Sie mit Ihrer Frau? Da redet man nicht drüber, ich sowieso nicht“. Lacher im Publikum; nun ernsthafter Marx: Gott sei „kein normales Gesprächsthema“, sondern „ein absolutes Geheimnis“.

    „Marx & Gottschalk“ – wäre eigentlich ein grandioses TV-Format. Die Sendung könnte auch „Der Kardinal und der Twittergott“ heißen. So hatte Moderatorin Anne Reidt die beiden vorgestellt.

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