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Ingolstadt: Stimme des Vaters hat Messerstich befohlen

Ingolstadt

Stimme des Vaters hat Messerstich befohlen

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    In Ingolstadt musste sich ein Mann vor Gericht verantworten, weil er mit einem Messer auf seine Mutter eingestochen hat.. 
    In Ingolstadt musste sich ein Mann vor Gericht verantworten, weil er mit einem Messer auf seine Mutter eingestochen hat..  Foto: Alexander Kaya

    Vor Gericht saß ein kranker Mann. Eine paranoide Schizophrenie hatten Ärzte bei ihm diagnostiziert. Und genau jene Krankheit war schuld, dass sich der heute 28-Jährige in einem Prozess für eine Tat verantworten musste, die er im Februar dieses Jahres begangen hatte. Damals hatte er mit einem Küchenmesser auf seine Mutter eingestochen, als sie gerade vor dem Kühlschrank kniete. Der Stich drang bis in die Lunge vor.

    Die Stimme seines vor vielen Jahren verstorbenen Vaters habe ihm befohlen, die Mutter, zu der er ein enges Verhältnis hatte, von ihrem Leid – einer in seinem Wahn existierenden Krankheit – zu erlösen. So hatte der Mann seine Tat begründet. Doch kaum hatte er zugestochen, stellte sich eine tiefe Reue ein. Er sorgte dafür, dass seine Mutter, die den Stich zunächst überhaupt nicht bemerkt hatte, ins Krankenhaus kam. Dort wurde sie in einer Notoperation gerettet.

    Mit seiner Mutter führte der Messerstecher bis zum Alter von 26 Jahren ein recht normales Leben

    Bis zum Alter von etwa 26 Jahren führte der Mann ein recht normales Leben zusammen mit der heute 66-jährigen Mutter auf einem Anwesen im Landkreis Pfaffenhofen. Introvertiert und recht zurückgezogen zwar, aber nicht auffällig. Schule, Ausbildung, Studium – alles war problemlos gelaufen. Doch das änderte sich irgendwann. Nicht allein, dass er felsenfest davon überzeugt war, an einem Darmpilz zu leiden, intensiv zu diesem Thema recherchierte und sich Arzneien schicken ließ. Ein Jahr vor dem Messerangriff gab es bereits einen Polizeieinsatz bei der Familie. Damals hatte der Mann mit seinem Auto das Holztor eines Nebengebäudes durchbrochen, das der Nachbar als Garage genutzt hatte. Auch hier habe ihm die Stimme des Vaters die Tat befohlen. Einige Wochen später sperrte er die Mutter ins Haus und nahm ihr das Handy weg, als Verwandte zu Besuch kommen wollten. Kurz darauf war er wochenlang verschwunden – auch die Flucht hätten ihm Stimmen befohlen. Ärztliche Behandlungen habe er rundweg abgelehnt, sagte die Mutter: „Er wollte nicht wahrhaben, dass er Hilfe braucht.“

    Seit kurz nach der Tat ist der Mann in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht. Dort wird er auch noch länger behandelt werden. Denn nach Auffassung des Gerichts unter Vorsitz von Gerhard Reicherl, das sich auf die Erkenntnisse eines Sachverständigen stützt, ist der 28-Jährige noch immer auf entsprechende Therapien angewiesen. Bei einer Entlassung zum jetzigen Zeitpunkt könnte er wieder zu einer Gefahr für die Allgemeinheit – insbesondere für seine Familie – werden. (rilu)

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