In diesem Sommer wollen wir den Stadtteil Kriegshaber erkunden. Sechs Dienstage lang kommen wir mit unserem mobilen Schreibtisch vor das ehemalige Straßenbahndepot an der Ulmer Straße. Parallel dazu haben wir uns auch so umgesehen. Wir stellen Ihnen im Lauf der Sommerferien zusätzlich interessante Menschen und Orte vor. Zum Auftakt waren wir in dem Klub, in dem schon viele Legenden des Rock aufgetreten sind: im Spectrum.
„Augsburgs führender Live- und Party-Klub bietet seit 20 Jahren das, was sein Name verspricht: ein breites Spektrum an Konzerten, kulturellen Veranstaltungen und Partys für Jung und Alt. Regelmäßig gastieren renommierte nationale und internationale Acts unterschiedlichster Stilrichtungen in der legendären Halle an der Ulmer Straße 234a“, so steht es im Internet. Von außen sieht das Eckhaus völlig unspektakulär aus, große Plakate an den Wänden kündigen gerade den Kabarettisten Karsten Kaie an. Jahr für Jahr pilgern 70000 bis 80000 Gäste in das Lokal im Stadtteil Kriegshaber.
Dabei sind die Hausherren Ufuk Aykut und sein Geschäftspartner Michael Klein zum Spectrum gekommen wie die berühmte Jungfrau zum Kind. 1997 haben sie den Klub von Werner Herbst und Peter Kreissl übernommen, die einen Nachfolger für „ihr Baby“ suchten. Bis 1991 war das Gebäude an der Ulmer Straße eine Turnhalle. Seit der „Verwandlung zum Klub“ ist es weit über die Grenzen des Stadtteils hinaus bekannt geworden. Wenn Eric Burdon, Clueso oder La Brass Banda die Bühne betreten, kommen Besucher aus ganz Bayern. Hier haben viele Akteure, die später die größten Hallen füllten, ihre ersten Sporen verdient, zum Beispiel Hubert von Goisern, Silbermond, Pur und Oliver Pocher.
Doch auch die regionale Komponente hat, so Ufuk Aykut, einen hohen Stellenwert. So war der Klub beim Fest zu „100 Jahre Kriegshaber“ im Juni 2016 unter dem Motto „Hier spielt die Musik“ mit dem Kulturhaus Abraxas und dem Kulturpark West fester Bestandteil der Feierlichkeiten. Vor allem Augsburger Bands waren zu hören.
Doch die Verbindung zu Kriegshaber geht weit über das Veranstalten der Konzerte hinaus. „Wir kennen den Pfarrer, ebenso viele Leute, die in der Umgebung wohnen und gerne zu unseren Partys kommen“, sagt Aykut. Vor allem der monatlich stattfindende Rock-House-Club mit DJ Mike erfreut sich großer Beliebtheit. Dann laufen die Gassenhauer von Bloodbound, Eisbrecher, Gotthard und AC/DC rauf und runter – und das Motto dabei lautet: „Rocken bis die Wände beben.“ Vor dem Bierausschank bilden sich lange Schlangen.
Bei Konzerten ist das schwieriger. Da ziehen vor allem große Namen. So erleben Manfred Mann oder Wishbone Ash immer eine volle Halle, Eisbrecher, die am 15. Dezember wieder ihr „Adventssingen“ geben, sind schon heute ausverkauft. Doch manch hochgelobter Nachwuchskünstler muss sich im Klub mit einer kleineren Zuschauerzahl zufriedengeben.
In den nächsten Jahren dürfte sich an diesem Klub an der Ulmer Straße nicht viel ändern, denn auch nach 20 Jahren sind Ufuk Aykut und Michael Klein mit ihrem Haus in Kriegshaber glücklich. Immer wieder haben sie viel Geld investiert, im Obergeschoss zusätzliche Toiletten installiert und eine moderne Licht- und Tonanlage angeschafft.
Daran ändert nichts, dass man im Rockgewerbe immer mit Überraschungen rechnen muss. So fiel Marla Glen während ihres Auftritts auf der Bühne um, der Schlagzeuger von Level 42 musste sich während des ganzen Konzerts übergeben und der Sänger von Nazareth verlor seine Stimme. Damit muss man in dieser Branche umgehen können.