Startseite
Icon Pfeil nach unten
alfa unplatziert
Icon Pfeil nach unten

Neresheim: Der Wisent soll zurück aufs Härtsfeld

Neresheim

Der Wisent soll zurück aufs Härtsfeld

    • |
    Wisente sollen wieder auf dem Härtsfeld heimisch werden.
    Wisente sollen wieder auf dem Härtsfeld heimisch werden. Foto: stock.adobe.com/Etienne Brunelle/Naturimages

    Es ist ein Leuchtturmprojekt von europäischem Rang: Auf einer Fläche von 35 Hektar auf den Markungen Neresheim und Nattheim soll im Gewann Zwing/Buchhalde der Wisent wieder angesiedelt werden. Dabei handelt es sich um ein großes Natur- und Artenschutzprojekt zur Förderung der Biodiversität. Im kommenden Jahr sollen die Wildtiere, die vom bayerischen Wisentzentrum in Neuburg/Donau bezogen werden, dort ihren neuen Lebensraum finden. Von der Haltestelle Steinmühle der „Schättere“ aus sollen Besucherinnen und Besucher sie beobachten können, denn die Wanderwege bleiben frei zugänglich.

    Es handelt sich um ein in Baden-Württemberg einzigartiges Projekt, das den Wisent auf das Härtsfeld zurückbringen soll, betonen der Neresheimer Bürgermeister Thomas Häfele, der den Anstoß für das Vorhaben gegeben hat, und sein Nattheimer Kollege Norbert Bereska. Häfele ist überzeugt: „Das passt perfekt aufs Härtsfeld!“ Kosten wird es 350.000 Euro. 90 Prozent übernimmt das Land, sodass Neresheim und Nattheim zusammen lediglich 35.000 Euro beisteuern müssen. Der Nattheimer Gemeinderat hat bereits grünes Licht gegeben, das Neresheimer Stadtparlament hat am Montagabend zugestimmt.

    Ideale Landschaft für das Vorhaben

    Die großen Wacholderheideflächen und alten Buchenwälder südlich von Neresheim sind Fachleuten zufolge die ideale Landschaft für das Vorhaben. Sie soll durch die Beweidung mit dem Wisent noch artenreicher und vielfältiger werden. Eng eingebunden in die Planungen ist laut Häfele das baden-württembergische Umweltministerium. Die Einflüsse der Wisente auf die Waldvegetation und die Offenlandflächen begleiten und untersuchen die Universität Regensburg und die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg wissenschaftlich.

    Häfele und Bereska unterstreichen, dass die Biodiversität und der Tier- und Artenschutz im Vordergrund stehen. Die extensive Beweidung der Heiden und Wälder mit Wisenten soll dazu beitragen, dass Offenland- und Waldbereiche stärker miteinander verknüpft und besonders artenreiche, halboffene Bereiche in kleinflächigem Mosaik geschaffen werden. Es gehe um eine ökologische Aufwertung und um Insektenvielfalt, es könnten sich aber auch neue Tiere wie etwa Rebhühner ansiedeln. Die beiden Bürgermeister sehen außerdem Potenzial für die Gastronomie und die Hotellerie und den sanften Tourismus auf dem Härtsfeld. Auch eine Verknüpfung mit den Heimattagen Baden-Württemberg im Jahr 2024 sei möglich, die Neresheim, Nattheim und Dischingen gemeinsam austragen.

    Als Planer verantwortlich ist der Westhausener Landschaftsarchitekt Andreas Walter, der die Machbarkeitsstudie erstellt hat. Nun müssen verschiedene Genehmigungsverfahren durchlaufen werden, die, so hoffen er und die Bürgermeister, noch in diesem Jahr abgeschlossen werden können. Danach will man mit fünf bis sieben Tieren starten, die im bayerischen Wisentzentrum in Neuburg an der Donau bereits für das Härtsfeld reserviert sind.

    Ein Landwirt soll etwa zwölf bis 15 Tiere betreuen

    Das 35 Hektar große Areal, in dem sie künftig leben werden, wird von einem zwei Meter hohen Zaun eingegrenzt und durch einen für die Öffentlichkeit begehbaren Weg in zwei Flächen unterteilt. Die Herde soll einmal aus zwölf bis 15 Tieren bestehen, wobei auch Wisente nach Polen oder in den Kaukasus ausgewildert oder aber vermarktet werden können. Auf dem Härtsfeld werden die Wildtiere ständig von einem Landwirt betreut. Die Wisente werden jährlich untersucht und geimpft.

    Schon jetzt ist das Echo auf das Vorhaben durchweg positiv. Ostalb-Landrat Dr. Joachim Bläse: „Dieses spannende, in unserer Region bisher einzigartige Projekt mit den urwüchsigen, stattlichen Tieren stellt sowohl in ökologischer als auch touristischer Hinsicht ein weiteres Highlight für die Ostalblandschaft dar und wird von mir ausdrücklich unterstützt!“ In diesem Sinne äußerte sich auch sein Heidenheimer Kollege Peter Polta.

    Der Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter unterstrich, dass vor allem die Insektenvielfalt von dem Projekt profitiert. Sein CDU-Landtagskollege Winfried Mack kommentierte, solche Projekte wie die Ansiedlung des Wisents brauche es für den Schutz von Arten. „Das Härtsfeld wird mit dem Wisent-Weideprojekt wieder um eine Attraktion reicher: Neben dem Kloster, der Burg Katzenstein, dem Härtsfeldsee und der neuen Trasse der Schättere wären auch die Wisente ein touristisches Highlight.“

    Sein grüner Landtagskollege Martin Grath stellte fest: „Durch den Klimawandel, den Flächenfraß und die intensivierte Landwirtschaft verlieren wir mehr und mehr Arten. Wir müssen gegensteuern, wenn wir, selbst Teil der Natur, unser Überleben sichern wollen. Es ist wissenschaftlich belegt, dass sich die Beweidung mit Wisenten erfolgreich auf die Natur auswirkt und die Bestände von vielen Pflanzen und anderen Tieren zunehmen. Insbesondere die Insektenvielfalt wird durch dieses Leuchtturmprojekt der Biodiversität gestärkt.“

    Erst belächelt, jetzt ein Vorzeigeprojekt: Galloway-Rinder im Ries

    Schon den Vorfahren schmeckten die Nördlinger Messwürste

    "Nö mobil" - ein „Quantensprung“ für Nördlingen und Umgebung

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden