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Mülldeponie Gallenbach: Aus dem Müllberg kommt noch lange giftiges Sickerwasser

Mülldeponie Gallenbach

Aus dem Müllberg kommt noch lange giftiges Sickerwasser

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    Mehr als 20 Jahre lang wurde auf der Deponie am Gallenbacher Berg Hausmüll deponiert.
    Mehr als 20 Jahre lang wurde auf der Deponie am Gallenbacher Berg Hausmüll deponiert. Foto: Foto: Archiv

    Die Hausmülldeponie Gallenbach bleibt noch lange ein Sorgenkind des Wittelsbacher Landes. Sie liegt allen Steuerzahlern, aber insbesondere den Müllgebührenzahlern aus der Region und aus Starnberg, noch über 30 Jahre auf der Tasche.

    Vor 40 Jahren riss „Müllzar“ Paul Mannert ein großes Loch auf, mehr als 20 Jahre lang karrten Laster den Abfall der Bürger aus drei Landkreisen auf die Deponie. Die steht auf der Flur des Aichacher Stadtteils direkt an der Bundesstraße B300. Wie es jetzt aussieht, gast, brodelt und rumort der Unrat im Inneren des Berges noch sehr viel länger als angenommen. Was unterhalb rauskommt, ist giftig. Das Sickerwasser wird gereinigt und die herausgefilterten Giftstoffe und Schwermetalle entsorgt.

    Dabei hofften der Landkreis Aichach-Friedberg, aber auch die anderen drei „Väter“ (Augsburg, Starnberg, Regierung von Schwaben), dass sie sich um ihr ungeliebtes Kind nach 30 Jahren Sorge so ab dem Jahr 2024 nicht mehr kümmern müssen. Ein Trugschluss: Die Nachsorge dauert nach Auskunft von Fachleuten und Stand der Wissenschaft jetzt insgesamt ein halbes Jahrhundert bis 2044.

    Steuer- und Gebührenzahler müssen geradestehen

    Das geht ins Geld. Insgesamt haben die Landkreise und die Regierung seit 1994 schon über 14 Millionen Euro an Investitionen und Unterhaltskosten für die Technik in den Berg gesteckt. Es ist das Geld aller Steuerzahler Bayerns (Regierung) und das der Gebührenzahler aus den Kreisen, die dort früher Müll deponierten. Stimmt das aktuelle Rechenmodell, dann sind es bis 2044 in einem halben Jahrhundert insgesamt rund 36 Millionen Euro Nachsorgekosten. Das Wittelsbacher Land bezahlt laut einer Vereinbarung 17 Prozent davon (6,1 Millionen). Den Rest teilen sich die Regierung als Deponiebetreiber und Rechtsnachfolger des konkursen Unternehmens Mannert (30 Prozent) und die Landkreise Starnberg (20) und Augsburg (33) nach ihrer früher angelieferten Müllmenge.

    Mindestens drei Jahrzehnte nach der endgültigen Abdeckung einer Hausmülldeponie (in Gallenbach war das 1995) muss nachgesorgt werden – so hieß es noch zur Jahrtausendwende. Mittlerweile zeigte sich aber an den im Sickerwasser gemessenen Werten, dass deutlich länger Schwermetalle und Schadstoffe aus dem Berg fließen. Wie lange es wirklich dauert, sei offen, so die Einschränkung von einem Fachmann vom Ingenieurbüro AU bei einem Ortstermin vor einigen Jahren. Auch in anderen Hausmülldeponien sei inzwischen die Rede von 50 Jahren Nachsorgezeit, weiß Michael Haas, zuständiger Sachgebietsleiter der Kommunalen Abfallwirtschaft im Aichacher Landratsamt.

    Auch hochgiftiges Arsen wird herausgefiltert.

    Von der Arsen-Reinigung über Gasverstromung bis zur Sickerwasser-Behandlung ist inzwischen fast alles installiert, was derzeit möglich ist. Diese Technik wird noch länger gebraucht, um hochgiftiges Arsen, aber beispielsweise auch Ammonium und Schwermetalle auszufiltern. Wobei die Regierung immer wieder darauf hinwies, dass speziell das Arsen nicht aus dem Müll kommt, sondern natürlich im Gallenbacher Boden vorhanden ist. Regenwasser gelangt in den Deponiekörper, verwandelt sich dort zu aggressiverem Sickerwasser und löst unter der Deponie das giftige Arsen aus. Eine Reinigungsanlage filtert das Halbmetall heraus. Auch die Sondermülldeponie hat das Arsenproblem.

    Dabei ist auf der drei Meter dicken Abdeck-Humusschicht mittlerweile sogar ein Biotop entstanden, aber unterhalb schlummern bis zu 35 Meter Hausmüll.

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