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Landwirtschaft: Menschen auf dem Land stinkt die Landwirtschaft immer mehr

Landwirtschaft

Menschen auf dem Land stinkt die Landwirtschaft immer mehr

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    Immer öfter stoßen Bauern auf Probleme und Proteste, wenn sie ihren Betrieb modernisieren und erweitern wollen.
    Immer öfter stoßen Bauern auf Probleme und Proteste, wenn sie ihren Betrieb modernisieren und erweitern wollen. Foto: A.Schlickenrieder

    Den Bürgern stinkt die Landwirtschaft – diesen Eindruck gewinnen jedenfalls Landwirte. Vor allem diejenigen, die einen neuen Stall bauen wollen. Sei es die Ansiedlung eines Schweinemaststalls in der Friedberger Au, der ehemals geplante Geflügelbetrieb in Baindlkirch oder wie nun der jüngst im Meringer Bauausschuss diskutierte Milchviehstall in Meringerzell. Sobald auch nur das Gerücht von einer Betriebserweiterung aufkommt, kocht die Stimmung hoch. Von ländlichem Frieden kann schon längst nicht mehr die Rede sein.

    „Der Strukturwandel ist auch in den kleineren Dörfern angekommen“, sagt Konrad Hörl, stellvertretender Leiter des Amtes für Landwirtschaft und Forsten in Stadtbergen. Immer weniger Bauern arbeiten noch im Vollerwerb. Wer dennoch mit der Landwirtschaft sein Auskommen haben will, muss vergrößern. Die meist jahrhundertealten Hofstellen sind zu klein geworden. Auch auf dem Land sind Landwirte oft gezwungen, ihre Stallungen in die freie Natur auszusiedeln. „Und selbst dieser Schritt ist kein leichter“, so Hörl. Denn es gelten auch bei einer solchen Aussiedlung Abstandsflächen zur Wohnbebauung oder zum Wald.

    Häufige Argumente, mit denen sich die Landwirte konfrontiert sehen, seien Lärm-, Staub- sowie die Geruchsbelästigung. Hörl: „Das Verständnis für die Landwirte und ihre Arbeitszeiten schwindet.“ Zudem ändere sich bei den Verbrauchern die Haltung gegenüber Nutztieren. „Das Tierwohl steht immer mehr im Vordergrund“, so der Experte aus Stadtbergen. Dabei seien große Stallungen nicht gleichzusetzen mit Massenproduktionsstätten. „Da setzt bei den Landwirten sehr wohl ein Umdenken ein“, sagt Hörl. Ein großer, moderner Laufstall mit viel Licht und frischer Luft sei wesentlich tierfreundlicher als ein alter dunkler, kleiner stickiger Kuhstall.

    Finanzielle Unterstützung für das Wohl der Tiere

    Auch in der konventionellen Landwirtschaft geht der Trend weg vom Kupieren der Schwänze bei Ferkeln, der Enthornung der Rinder oder der betäubungslosen Ferkelkastration. „Es gibt immer wieder neue Gespräche und Diskussionen, doch es geht auch darum, dass Landwirte einen Kompromiss finden zwischen Wirtschaftlichkeit und Tierwohl“, erklärt Hörl. Alles Dinge, die aber in der öffentlichen Verbraucherdebatte über Lebensmittel stark gefragt sind: Bio soll es sein. Und regional. Und tiergerecht.

    Mittlerweile ist aber die Tierhaltung ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor geworden. Es gibt seit 1. April die Initiative Tierwohl, die vom Lebensmittelhandel unterstützt wird. Diese Initiative hat spezielle Tierwohlkriterien festgelegt und der Handel unterstützt dies finanziell. Die Landwirte der neuen Generation arbeiten mit neuesten Technologien, seien innovativ „und alles – nur nicht rückständig“, beschreibt der Vize-Behördenleiter. Doch mit Technikbegeisterung lasse sich beim Kunden nicht auftrumpfen. „Während Autokonzerne mit Slogans wie ,Vorsprung durch Technik‘ ihre Kompetenz unterstreichen, werben Landwirte beim Verbraucher damit lieber nicht.“ Im Gegenteil, der Kunde liebe die romantische Vorstellung vom Bauern, der noch alles von Hand macht. Das aber sei heute weder wirtschaftlich noch personell mehr möglich.

    Landwirte bauen sich neue Betriebszweige auf

    Die Behörde steht im engen Kontakt mit den Landwirten und bietet Standortberatungen an für diejenigen, die ihren Betrieb verlagern oder vergrößern wollen. Außerdem meldet sich das Landwirtschaftsamt in Planungs- und Genehmigungsverfahren der Kommunen und Kreise zu Wort. „Die Vergrößerung des Betriebes ist eine Möglichkeit, um mit der Landwirtschaft sein Auskommen zu haben. Landwirte haben sich vielfach aber auch neue Betriebszweige wie Biogas, Sonderkulturen oder Direktvermarktung aufgebaut im Zuge der Diversifizierung“, erklärt Hörl.

    Es sei politischer Wille gerade in Bayern, dass es vielfältige Betriebsformen in der Landwirtschaft gebe und nicht nur nach dem Prinzip „Wachsen oder Weichen“ agiert werde.

    Die Initiative Tierwohl

    In Deutschland setzen sich seit 2015 Unternehmen und Verbände aus Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel für eine tiergerechtere und nachhaltigere Fleicherzeugung ein. Sie haben sich in der Initiative Tierwohl zusammengeschlossen.

    Schritt für Schritt soll eine Verbesserung der Tierhaltung und Tiergesundheit bewirkt werden. Landwirte, die sich an die festgelegten Tierwohlkriterien halten, bekommen einen festgelegten Tierwohlzuschuss - unabhängig vom Marktpreis. Dadurch soll keinem Betrieb ein Nachteil entstehen, wenn er sich für mehr Tierwohl einsetzt.

    Seit April können sich schweinehaltende Betriebe, später auch geflügelhaltende Betriebe über Koordinierungsstellen registrieren lassen. In Kürze starten dann die die Überprüfungen der umgesetzten Tierwohlmaßnahmen.

    • In Deutschland setzen sich seit 2015 Unternehmen und Verbände aus Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel für eine tiergerechtere und nachhaltigere Fleicherzeugung ein. Sie haben sich in der Initiative Tierwohl zusammengeschlossen.
    • Schritt für Schritt soll eine Verbesserung der Tierhaltung und Tiergesundheit bewirkt werden. Landwirte, die sich an die festgelegten Tierwohlkriterien halten, bekommen einen festgelegten Tierwohlzuschuss - unabhängig vom Marktpreis. Dadurch soll keinem Betrieb ein Nachteil entstehen, wenn er sich für mehr Tierwohl einsetzt.
    • Seit April können sich schweinehaltende Betriebe, später auch geflügelhaltende Betriebe über Koordinierungsstellen registrieren lassen. In Kürze starten dann die die Überprüfungen der umgesetzten Tierwohlmaßnahmen.
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