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Kommentar: Contra Homeschooling im Donau-Ries: Nehmt den Druck von Eltern und Kindern!

Kommentar

Contra Homeschooling im Donau-Ries: Nehmt den Druck von Eltern und Kindern!

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    Klassenzimmer dürfen nicht leer bleiben, sondern sind DER Ort, um zu lernen  - ist die Meinung von Thomas Hilgendorf.
    Klassenzimmer dürfen nicht leer bleiben, sondern sind DER Ort, um zu lernen - ist die Meinung von Thomas Hilgendorf. Foto: Alexander Kaya (Symbolfoto)

    Der Gedanke wäre unter anderen Umständen ein guter – und im Sinne der Freiheit auch längst überfällig: Wenn jemand es will, sollte er in Eigenverantwortung seine Kinder zu Hause unterrichten dürfen, auch ohne Corona-Krise. In anderen Ländern, in denen die Staatshörigkeit etwas weniger ausgeprägt ist als hierzulande, ist das möglich – da muss man gar nicht bis Amerika blicken, auch in Österreich geht das. Nun ist es bei uns im Zuge von Corona jedoch so, dass der Staat hopplahopp jenes „Distanzlernen“ anordnet, der freie Wille zählt nicht.

    Und offenbar nach wie vor auch nicht die Begleiterscheinung, dass die Eltern oft weder technisch noch inhaltlich noch pädagogisch darauf vorbereitet sind und waren – im Gegensatz zum freiwilligen Heimunterricht (der ja in Deutschland leider verboten ist). Der Staat will nun also nicht nur die Lufthoheit über den Kinderbetten, sondern auch über den Tagesablauf der Eltern, die teils zu Hause im Homeoffice zwischen Haushalt und quengelnden Geschwistern arbeiten. Das letztgenannte Wort ist aus gutem Grund kursiv gedruckt: Während ein Lehrer – oder eben andernorts Papa/ Mama als regulärer, freiwilliger Lehrer – dafür seine ganze Arbeitskraft in einer dafür vorgesehenen Zeit aufwendet, kann sich der Heimarbeiter dieser Tage weit weniger auf Mathe, HSU und Co. konzentrieren. Er hat nach wie vor seine reguläre Arbeit zu verrichten, aus doppelt gutem Grund: Er braucht den Lohn zum Lebensunterhalt – und die Volkswirtschaft sollte auch nicht völlig einbrechen.

    Im Bayerischen Kulturministerium ist man weltfremd

    Im Bayerischen Kultusministerium agiert man allerdings weiter weltfremd. Die Äußerungen des Herrn Piazolo erscheinen vielen Eltern, zumindest jenen, die ihm noch lauschen, nur mehr wie Lippenbekenntnisse aus dem Elfenbeinturm. Das Schulsystem in Bayern bleibt wohl auf absehbare Zeit ein elitäres des ziemlich gnadenlosen Aussiebens. Corona verschärft diesen Zustand noch. Fächer, die jetzt helfen könnten, wie Kunst, Werken und Religion, wurden über Jahre an den Rand gedrängt. Nein, dies ist kein Plädoyer für antiautoritäre Experimente – es ist die simple Forderung nach einem überfälligen, fairen, kindgerechten Entschleunigen. Die Corona-Krise bringt viele unserer Unzulänglichkeiten ans Licht, auch jene im Bereich Schule, in dem man in den vergangenen Jahrzehnten traurigerweise den hanebüchen gleichmacherischen Pisa-Ergebnissen hinterhergehechelt ist. Wie so oft auf dem Rücken der Kinder. Lasst ihnen doch bitte ihre Kindheit – und lasst ab vom Druck!

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