Der Baupfusch einer spanischen Firma in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Aichach ist beseitigt. Sämtliche der von ihr mangelhaft verlegten Fliesen auf 4800 Quadratmetern sind herausgeschlagen. Nun geht es beim neuen Versorgungszentrum hinter den Mauern des Gefängnisses endlich wieder vorwärts. Doch erledigt ist das leidige Thema damit noch lange nicht.
JVA-Leiter Konrad Meier ist froh. „Wir haben jetzt die konstruktive Phase wenigstens wieder erreicht“, atmet er auf. In diesen Tagen hat eine Firma mit dem Einbau neuer Fliesen begonnen. Sie belegt die Böden und zum Teil Wände im neu gebauten, 18 Millionen Euro teuren Versorgungszentrum.
Schon vor über einem Jahr hätte das Gebäude mit neuer Bäckerei und Konditorei, Wäscherei und Küche in Betrieb gehen sollen. Doch das Ziel scheiterte an der spanischen Firma, die bei der europaweiten Ausschreibung zum Zug gekommen war (wir berichteten). Die Fliesen lagen zum Teil hohl, waren bucklig verlegt und hielten nicht dicht. Es war Pfusch reinster Güte. Schaden: knapp 600000 Euro. Das Problem hatte sich schon länger abgezeichnet. Ulrich Blickle, Leiter des Staatlichen Bauamtes in Augsburg, berichtet: „Es war ein dauerndes Hin und Her.“
JVA Aichach: Das Problem mit den spanischen Fliesen
Seine Behörde fungiert für den Freistaat als Bauherr des Versorgungszentrums und schlägt sich schon lange mit den spanischen Fliesen herum. Man habe immer wieder festgestellt, dass sie nicht fachgerecht verlegt wurden und die Firma immer wieder gerügt. Das Unternehmen habe den Bodenbelag zum Teil selbst schon entfernt und erneut verlegt. Doch es half nichts. Irgendwann stellten die Verantwortlichen laut Blickle fest: „Das wird nix. Da muss man aufhören.“
Doch wer übernimmt die Kosten für den Pfusch? Um das Gebäude, in dem über 100 Gefangene Arbeit finden werden, endlich fertigstellen zu können, ist der Freistaat in die Bresche gesprungen. Er bezahlt vorerst für den neuen Fliesenauftrag, der an eine deutsche Firma gegangen ist. Derweil läuft parallel dazu eine juristische Auseinandersetzung. Ein Ergebnis liege noch nicht vor, so Blickle.
Der Chef des Bauamtes hofft, dass „eventuell Ende des Jahres“ alles fertig ist. Das wäre fast zwei Jahre später als ursprünglich geplant. Es ist dann höchste Eisenbahn. Denn Aichach liefert nicht nur Backwaren für die neue Justizvollzugsanstalt in Gablingen, sondern soll auch die Wäsche von dort waschen. Bislang reichen die Kapazitäten der alten Anlagen in Aichach aus, sagt JVA-Leiter Meier. Ein Glück, dass Gablingen momentan noch nicht ausgebucht ist.