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Heimatgeschichte: Die besondere Fahne aus dem Aschthal

Heimatgeschichte

Die besondere Fahne aus dem Aschthal

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    Bei einer Feier im Rathaus waren Markus Waldhör (links), seine Mutter Marybeth Waldhör und Bürgermeister Erwin Karg anwesend. Auf der Rückseite der Fahne befindet sich der Hinweis auf den Stifter Jörg Mair.
    Bei einer Feier im Rathaus waren Markus Waldhör (links), seine Mutter Marybeth Waldhör und Bürgermeister Erwin Karg anwesend. Auf der Rückseite der Fahne befindet sich der Hinweis auf den Stifter Jörg Mair.

    Eine ganz besondere, fast 400 Jahre alte Fahne hat Marybeth Waldhör jetzt der Gemeinde Fuchstal übergeben. Das historisch wertvolle Objekt stammt aus dem Familienbesitz des Bauernhofes in der Einöde Aschthal, die etwa drei Kilometer südwestlich von Leeder liegt und schon im 11. Jahrhundert erstmals erwähnt wurde. Die restaurierte Fahne hängt nun am Eingang zu den Büroräumen im Dachgeschoss des Rathauses in

    Vermutlich noch während des Dreißigjährigen Kriegs, der bis 1648 dauerte, hatte ein Jörg Mair aus der Eisenschmiede im Aschthal die Fahne gestiftet. Dargestellt ist auf der Vorderseite der gekreuzigte Christus, seine Mutter Maria und der Jünger Johannes. Auf der Rückseite befindet sich unter den Leidenswerkzeugen Lanze, Schwamm und Stab die Inschrift: „Jörg

    Das von Altbürgermeister Franz Xaver Haibl und Juliane Nieberle verfasste Häuserbuch von Leeder sowie die Gemeindechronik ermöglichen eine zeitliche Einordnung. Denn wohl um 1631 gelangten das Haus und die Schmiede im Aschthal in den Besitz von Georg und Sebastian Mair, nachdem der Vorbesitzer Gallus Hueber in Menhofen von einem „liederlich beschriebenen Bueben“ erstochen worden war. Mit dem Namen Mair war der Hof nicht allzu lange verbunden, denn als nächster Besitzer wird der 1719 verstorbene Johann Georg Küenlein aus Schwabsoien genannt, der 14 Kinder hatte.

    Offensichtlich waren sich die jeweiligen Hofbesitzer der Bedeutung der Fahne bewusst, denn sie überstand auch einen Wohnhausbrand im Jahr 1873. Aufbewahrt wurde sie doppelt gefaltet, sodass an den Falzen die Farbe verloren gegangen war. Die Malerei sei noch ablesbar, aber stark gefährdet gewesen, beurteilte die Kreisheimatpflegerin den Zustand. Dem Fuchstaler Bürgermeister Erwin Karg empfahl sie dann, dieses Stück, das einen hohen örtlichen Bezug besitze, zu übernehmen und konservieren zu lassen. Diese Aufgabe übernahm Restaurator Manfred Sattler aus Füssen-Horn. Professor Franz Bernhard Weißhaar entwarf eine Vorrichtung, die es ermöglicht, dass die Fahne umgeklappt und somit von beiden Seiten betrachtet werden kann. Gefertigt wurde die Aufhängung von Silberschmied Michael Kiefer aus Gablonz. Die Kostenübernahme für rund 5000 Euro hatte der Gemeinderat im September 2018 beschlossen. Da sich aber auch die Sparkassenstiftung mit 2000 Euro und der Landesverein für Heimatpflege an dem Vorhaben finanziell beteiligten, blieb der Gemeinde nur noch ein Restbetrag. Noch angebracht wird ein von Professor Weißhaar gestaltetes Schild mit erklärendem Text.

    „Bewusst war es mir schon länger, dass die Fahne auf unserem Hof aufbewahrt wird“, erzählt Marybeth Waldhör. Und zwar in einem Schrank, der zuletzt ihrer vor zwei Jahren verstorbenen Mutter Frieda Weisshaar gehört hatte. Ursprünglich sei es das Möbelstück ihrer Tante Josefa Höfler gewesen, die 1997 unverheiratet starb. Ihr Großvater Friedrich Höfler hatte 1952 nach seinem Tod den Hof seiner Frau Cäzilia vermacht, die dann mit den drei Töchtern, neben Frieda und Josefa war dies noch Sofie Höfler, das Anwesen und das Sägewerk weiterführte. Der eigentliche Hoferbe, Franz Höfler war, wie dem Häuserbuch Leeder zu entnehmen ist, nicht mehr aus dem Krieg zurückgekehrt.

    Josefa Höfler sei diejenige der drei Schwestern gewesen, die sich um das Haus gekümmert hätte, Sofie mehr um das Sägewerk und um den Hof, erinnert sich Marybeth Waldhör. Frieda hatte als einzige geheiratet, nämlich 1958 den bereits 33 Jahre zuvor in die USA ausgewanderten Franz Xaver Weisshaar. In Chicago wurde die Marybeth genannte Tochter Maria Elisabeth geboren. Zwischen 1965 und 1966 kehrten Mutter und Kind und dann auch der Vater ins Aschthal zurück, um die beiden alleinstehenden Frauen zu unterstützen. 1987 übernahmen Marybeth und ihr Ehemann Johann Waldhör den Betrieb.

    Die Fahne habe man ursprünglich wohl woanders aufbewahrt, weist Marybeth Waldhör hin. Denn der große alte Schrank, in dem sie gefunden wurde, befindet sich erst seit den 1960er-Jahren im Besitz der Familie. Josefa Höfler hatte darin auch andere Gegenstände mit Bezug zum Hof gelagert, wie etwa handgeschriebene Geschäftsbücher aus der Zeit um 1900, die sie gerne dem Gemeindearchiv überlassen würde. Nach dem Wiederauffinden habe sie die Fahne an Franz Bernhard Weißhaar übergeben. Die Namensgleichheit mit ihren Eltern sei nicht zufällig sondern der Professor sei ein Cousin zweiten Grades von ihr, weist sie hin. Bei einer kleinen Feier im Rathaus freute sich Marybeth Waldhör zusammen mit ihrem Sohn Markus und dessen Familie darüber, dass die besondere Fahne aus dem Aschthal nun nicht nur in neuem Glanz erstrahlt, sondern auch einen ansprechenden Platz gefunden hat. Besichtigt werden kann sie während der Öffnungszeiten der Geschäftsstelle im Rathaus.

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