„First Responder“, das bedeutet so viel wie schnelle, erste Reaktion auf ein Unfallgeschehen oder einen krankheitsbedingten Notfall. Diese Hilfe leisten speziell ausgebildete Rettungshelfer der örtlichen Feuerwehr vor Ort. Der First Responder ist als zusätzliches Glied in der Rettungskette zwischen der Laienhilfe und dem qualifizierten Rettungsdienst zu sehen. Eine solche Fachgruppe gibt es in vielen Gemeinden in Bayern, in Finning wurde gerade eine gegründet.
„Wir können innerhalb einer Minute ausrücken. Das heißt, wir fahren noch in der Minute der Alarmierung durch die Rettungsleitstelle zum Verletzten oder Kranken“, erklärt Martin Stadler, Gründungsmitglied und Vorsitzender der neuen Fachgruppe, die als Verein geführt wird.
Die Rettungsleitstelle informiere gleichzeitig den Rettungsdienst und bei Bedarf auch die Feuerwehr. „Durch die relativ langen Anfahrtswege nach Finning braucht ein Rettungswagen mindestens zehn Minuten“, erklärt der Finninger Feuerwehrkommandant Tobias Karl. Die Feuerwehr werde nur in absoluten Ausnahmen zu medizinischen Notfällen alarmiert. Aber auch hier habe ein First Responder einen enormen zeitlichen Vorteil, da bei einem Feuerwehralarm die Mitglieder erst zum Feuerwehrhaus kommen müssten, bevor sie gemeinsam mit dem Feuerwehrauto aus der Halle fahren.
Dadurch komme es zu einem nicht unerheblichen therapiefreien Intervall, bis die Rettungskräfte eintreffen. Diese Zeit kann der First Responder nutzen und schon früh wichtige Hilfe leisten, denn das Einsatzfahrzeug steht immer vor dem Haus desjenigen, der Bereitschaftsdienst hat. „Bei einer Reanimation kommt es auf jede Minute an und bei manchen medizinischen Notfällen wirkt sich schnelles Eingreifen positiv auf den späteren Heilungsverlauf aus“, sagt Florian Zeis, stellvertretender Kommandant der Finninger Wehr und Zweiter Vorsitzender beim First Responder. Karl, Stadler und Zeis berichten von mehreren Notfällen in den letzten Monaten in und um Finning, wo eine schnellere Reaktion womöglich Leben hätte retten können. Das habe sie bewogen, gemeinsam mit Anna Eichenseer, Julia Stadler und Jessica Zeis den First-Responder-Verein zu gründen.
Die Vorstandsmitglieder und verschiedene Finninger Bürger, die sich schon für eine Mitarbeit gemeldet haben, haben überwiegend bereits Erfahrung in der Notfallmedizin. Stabile Seitenlage und Herzdruckmassage haben sie alle drauf und „in jedem Fall können wir beruhigend auf die Patienten einwirken und etwas von der Angst nehmen“, so Anna Eichenseer. Gute Ausbildung und Motivation der Ersthelfer, sachgerechte Ausrüstung und kurze Anfahrtszeiten sind also die entscheidenden Komponenten eines First Responders.
Geplant sind in Finning aktuell Einsatzbereitschaften von 18 bis 6 Uhr sowie 24-Stunden-Schichten am Wochenende – alle arbeiten ehrenamtlich. Doch noch fehlt ein geeignetes Fahrzeug, das aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert werden muss. „Da es sich beim First Responder nicht um eine Pflichtaufgabe der Gemeinde, sondern um eine freiwillige Leistung engagierter Bürger handelt, ist eine Fahrzeugbeschaffung durch die Gemeinde oder eine Übernahme von Verdienstausfällen ausgeschlossen“, erklärt Tobias Karl. Trotzdem soll das Fahrzeug als Feuerwehrauto angemeldet werden, um BOS-Funk und eine Sondersignalanlage nutzen zu können . Die neue Fachgruppe ist daher darauf angewiesen, möglichst viele Mitglieder und Spenden zu bekommen. Denn starten können sie erst, wenn das Fahrzeug vorhanden ist. (sr)