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Egling: Alle fiebern auf die erste Chorprobe in Egling hin

Egling

Alle fiebern auf die erste Chorprobe in Egling hin

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    Der Sängerkreis hofft, dass die Proben bald beginnen und man wieder auftreten kann.
    Der Sängerkreis hofft, dass die Proben bald beginnen und man wieder auftreten kann. Foto: Gemütlichkeit Egling

    „Männer möchten Männerchorliteratur singen“, verrät die Vorsitzende des Chorverbandes Landsberg, Maria Thomamüller, die auch Vorsitzende des Sängerkreises Gemütlichkeit Egling-Heinrichshofen ist. Insgesamt 35 Mitglieder hat der große gemischte Chor, der auch schon einige Preise eingeheimst hat. Dass aber die Männer mal eigene Wege einschlagen, liegt nicht nur an den Liedern.

    Es gibt ein Männerbündnis innerhalb des Chores, bestehend aus 15 Sängern, die zwischen 65 und 75 Lenze zählen. Die Herren proben gerne zwischendurch alleine mit der sympathischen Chorleiterin Veronika Graser, die lachend ergänzt: „Die Männer haben ein eigenes Repertoire, sie sind sehr diszipliniert, kommen nie zu spät und wollen keine Zeit mit Diskussionen verschwenden“.

    Sängerkreis Egling-Heinrichshofen war ein reiner Männerchor

    Der Sängerkreis wurde 1908 als reiner Männerchor gegründet, später durften dann auch Frauen mitsingen. Jüngere Sängerinnen kamen dazu und senkten den Altersdurchschnitt des Chores erheblich. Die Frauen sehen es locker, wenn die Männer zwischendurch eigene Wege gehen. „Das ist kein Problem“, erzählt Veronika Graser, die mit Charme, Temperament, Verständnis, jedoch mit klaren Anweisungen alles managt und mit verdientem Lob nicht geizt. „Unsere Vroni“, freut sich Maria Thomamüller, „wird von allen Chormitgliedern geliebt und geschätzt.“

    1995 ist Veronika Graser mit ihrer Familie nach Deutschland umgesiedelt. In Kasachstan hatte sie Musik mit Schwerpunkt Chorleitung und elementare Musikpädagogik (EMP) studiert. „Meine Oma hat uns immer auf Deutsch geschimpft, diese Wörter kannte ich alle“, erzählt Veronika Graser dem LT bei einem Treffen an der Landsberger Musikschule, in der sie als Musikpädagogin für die musikalische Früherziehung im Bereich Gesang und Klavier tätig ist. „Mein Diplom wurde in Deutschland staatlich anerkannt, das war ein wichtiger Punkt für mich“, so die 48-Jährige, die in Kaufering lebt und sehr schnell perfekt Deutsch lernte.

    Für Chorleiterin Veronika Graser war es eine ganz neue Erfahrung, einen Laienchor zu leiten.
    Für Chorleiterin Veronika Graser war es eine ganz neue Erfahrung, einen Laienchor zu leiten. Foto: Thorsten Jordan

    Veronika Graser ist verheiratet, hat eine Tochter und zwei Enkelinnen. Die vierjährige Mila agiert gerne am Klavier, was für die jugendlich wirkende Großmutter ein interessantes Experiment sei. Sie kenne auch schon einige Lieder auswendig, mit „Oma, jetzt singe ich, nicht du“, gibt sie klare Anweisungen.

    Bereits seit 1997 leitet Veronika Graser den Gesangverein Stoffen, 2010 kam dann der Sängerkreis „Gemütlichkeit“ in Egling hinzu. Außerdem ist sie Kreischorleiterin des Chorverbandes Landsberg. „Ich hatte keine Ahnung, wie ein Laienchor funktioniert. Anders als die Profis singen die Amateure, die zum Teil keine Noten lesen können und auf die Melodienbewegungen achten, nach Gehör“, erzählt Veronika Graser.

    Sie habe in allen Stimmlagen viel vorgesungen und mit Stimmbildung und Atemtechnik neue Akzente gesetzt. Anfangs sei es für beide Seiten, Chormitglieder und Chorleiterin etwas gewöhnungsbedürftig gewesen, aber dann klappte es perfekt, bis Corona das gewohnte Leben radikal veränderte. Nach längerer Pause gab es im Oktober 2020 in der großen Halle der Grundschule in Egling wieder eine Probe mit begeisterten Sängerinnen und Sängern. Niemand hatte da ernsthaft mit einer gewaltigen zweiten Welle gerechnet, die jede Hoffnung auf weitere Zusammenkünfte unter sich begraben sollte.

    Sänger freuen sich auf Chorprobe nach dem Lockdown

    Die Chormitglieder hielten untereinander Kontakt, auf dem Land gibt es immer wieder Begegnungen. Mit Veronika Graser wurde viel telefoniert, zahlreiche WhatsApps gingen hin und her. Nun haben sich die Wogen einigermaßen geglättet, und alle freuen sich auf die erste Probe nach langer Zeit, auch wenn es mit den Abstandsregeln nicht ganz einfach wird.

    Sängerinnen und Sänger sollten eine sichere Stimme neben sich hören. „Ein Chor ist mehr als nur gemeinsames Singen“, versichern Chorleiterin und Vorsitzende. Es fehlte der Austausch, das miteinander Feiern. Sei es das beliebte Weinfest, das festliche Weihnachtskonzert in der Eglinger Kirche zusammen mit dem Kinderchor und Mitgliedern der Blaskapelle, die Frühjahrsserenade, die gemeinsamen Feste, Hochzeitsjubiläen, runden Geburtstage – all das gab es plötzlich nicht mehr.

    Voller Dankbarkeit erinnerte sich Veronika Graser an ihren eigenen 40. Geburtstag, an dem ihr die Chöre Stoffen und Egling gemeinsam ein schönes Fest bereitet hatten. „Frau Thomamüller rief mich einen Tag vorher an und sagte, ich solle zusammen mit meiner ganzen Familie in den Leonhardisaal nach Kaufering kommen. Und dann die Riesenüberraschung, alles war perfekt organisiert, es wurde gesungen, gespielt, gegessen und getrunken, es war wunderbar“, schwärmt sie.

    Chorausflug mit Konzert fiel wegen Corona aus

    Auch eine Zweitagesfahrt ins Frankenland zu einem gemeinsamen Konzert mit dem Gesangverein Zeil musste ausfallen, „aber das holen wir nach“, versprach Maria Thomamüller. Dieser Kontakt ist purer Zufall. Das Googeln nach Paul Berchthold zeigte eine Namensgleichheit zwischen dem Zeiler Chorleiter und dem Vorgänger von Maria Thomamüller in Egling. Verbindung wurde aufgenommen und die Idee eines gemeinsamen Konzertes geboren. „Es ist immer schön, neue Leute kennenzulernen, so entstehen Freundschaften“, freut sich Maria Thomamüller.

    Jetzt freuen sich alle zusammen auf die erste Probe, die unbedingt noch vor den Sommerferien stattfinden soll. „Mittlerweile sind fast 80 Prozent der Sängerinnen und Sänger zum zweiten Mal geimpft“, erzählt Veronika Graser, die hofft, dass sich alle angstfrei wieder einfinden. „Wir werden nichts Neues einstudieren, sondern mit Begeisterung das singen, was wir können“, so die engagierte Chorleiterin.

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