Startseite
Icon Pfeil nach unten
alfa unplatziert
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Junger Augsburger rettet Mann vor brutalen Angreifern

Augsburg

Junger Augsburger rettet Mann vor brutalen Angreifern

    • |
    Am Judenberg, dem Zugang zur Augsburger Altstadt, zeigte Jonathan Off Zivilcourage. Er griff ein, als ein Mann von Jugendlichen mitten in der Nacht brutal zusammengeschlagen wurde.
    Am Judenberg, dem Zugang zur Augsburger Altstadt, zeigte Jonathan Off Zivilcourage. Er griff ein, als ein Mann von Jugendlichen mitten in der Nacht brutal zusammengeschlagen wurde. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Geschichte von Jonathan Off stimmt nachdenklich und zuversichtlich zugleich. Sie handelt von willkürlicher Aggressivität und untätigen Schaulustigen, aber auch von außergewöhnlicher Zivilcourage – und einer öffentlichen Ehrung.

    Rückblick: Es ist der 31. Oktober letzten Jahres. Off feiert seinen 20. Geburtstag in einer Kneipe in der Augsburger Altstadt. Kurz vor Mitternacht macht er sich zusammen mit seinem Bruder und einem Freund auf den Heimweg. Sie laufen Richtung Hauptbahnhof, wollen mit dem Zug nach Gablingen. Als sie die Kurve am Judenberg passieren, sehen sie einen Mann verletzt am Boden liegen. Ein Jugendlicher tritt auf ihn ein. Gezielt, frontal ins Gesicht. Off erkennt sofort den Ernst der Lage. „Der Mann war schon fast bewusstlos. Er hat nicht einmal mehr seine Hände vors Gesicht gehalten. Das wäre nicht mehr lange gut gegangen.“

    Andere schauten tatenlos zu

    Er springt geistesgegenwärtig zum Tatort und hält den Schläger von hinten fest. Off ist 1,96 Meter groß, hat eine sportliche Figur. Körperlich ist er dem Angreifer überlegen. Doch plötzlich greift ein zweiter Täter ein. „Wie aus dem Nichts“, erinnert sich Off. Der Kumpan tritt ebenfalls auf das 27-jährige Opfer ein. Off lässt den einen Schläger los und hält stattdessen den zweiten fest. Der Erste flieht währenddessen. „Er schien sehr überrascht, dass ich mich eingemischt habe“, sagt der Retter.

    Sein entschlossener Einsatz erweckt Aufmerksamkeit. Um die Abzweigung der Maxstraße zum Judenberg steht mittlerweile eine Traube von Menschen. „20 bis 25 Personen waren das“, schätzt Off. Doch keiner von ihnen greift ein. „Ich war mir sicher, dass zumindest jemand die Polizei ruft.“ Wie sich herausstellte, hat selbst das niemand gemacht.

    Täter wurden identifiziert

    So ist es Off selbst, der – noch im Gerangel mit dem zweiten Täter – einen zufällig vorbeifahrenden Streifenwagen entdeckt. Er lässt den Angreifer los, der daraufhin flüchtet, und springt auf die Straße, um die Polizisten auf sich aufmerksam zu machen. Off schildert den Beamten die Situation, die daraufhin sofort eine Fahndung einleiten. Bereits nach wenigen Minuten finden sie die 16- und 18-jährigen Täter rund um den Rathausplatz.

    Bei einer Gegenüberstellung identifiziert Off die beiden. Die Ermittler überführen einen der Angreifer zudem durch einen Fußabdruck. Dieser hatte sich durch einen besonders heftigen Tritt im Gesicht des Opfers verfestigt. „Die Schläger waren stark alkoholisiert und wahnsinnig aggressiv“, sagt Off.

    Opfer trug keine Folgeschäden davon

    Wie sich herausstellte, war der Anlass für ihre gewaltsame Reaktion eine Nichtigkeit: Der 27-jährige Augsburger hatte einen der beiden im Vorbeigehen wohl leicht und unabsichtlich berührt. Er hatte Glück im Unglück. Zwar kam er mit einer schweren Gehirnerschütterung ins Krankenhaus, Folgeschäden trug er laut Off aber keine davon. „Er hat sich noch vor Ort am Krankenwagen bei mir bedankt. Danach hatten wir telefonischen Kontakt.“ Die Täter sind nach wie vor auf freiem Fuß. Bisher wurde das Verfahren gegen sie am Amtsgericht Augsburg noch nicht eröffnet.

    "Verdienste um die Innere Sicherheit"

    Dagegen schlug das Polizeipräsidium Schwaben Nord Jonathan Off aufgrund seines vorbildlichen Einsatzes für einen Courage-Preis vor. Mit Erfolg. Am vergangenen Freitag war der 20-Jährige im Münchner Odeon zu Gast. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann verlieh ihm zusammen mit 28 weiteren Preisträgern eine Medaille für „Verdienste um die Innere Sicherheit“. Die Veranstaltung fand bewusst am Todestag von Dominik Brunner statt, der vor fünf Jahren seine Zivilcourage mit dem Leben bezahlte.

    „Ich würde jederzeit wieder so reagieren“, sagt Jonathan Off. Der Schüler des Bayernkollegs ist mittlerweile von Gablingen in die Augsburger Innenstadt umgezogen. „Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass ich so etwas noch einmal erlebe.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden