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Allgäu: Spurlos verschwunden: Suche nach vermisstem 33-Jährigen geht weiter

Ein circa fünf Millimeter großer dunkler Schatten – das könnte er sein, der vermisste 33-Jährige. Ein kleiner Fleck in einem orangebraunen Bild, das ausschaut wie eine Mondlandschaft. Es sind die Aufzeichnungen des Sonargerätes vom Grund des Lechs in Füssen. Bernd Köhle schaut sie sich in einem Polizeibus auf einem Bildschirm an. Er ist der Tauchergruppenführer und mit zehn Beamten der Tauchergruppe Dachau der Bereitschaftspolizei in der Stadt. Ein 33-Jähriger wird vermisst. Er wurde nach einem Streit von der Theresienbrücke in den Fluss gestoßen. Vergangenen Mittwoch war das. Aufgetaucht ist er nicht mehr.

Gestern Vormittag: Auf einer Wiese am Lechufer parken Polizeiautos, -busse, ein Krankenwagen und ein Polizeilastwagen. Einsatzbesprechung. Thomas Nedwed vom Allgäuer Überlandwerk zeigt den Polizisten Bilder vom Grund des Lechs. Reste der im Zweiten Weltkrieg gesprengten Brücke sind da zu sehen. „Da kann etwas hängen bleiben“, sagt Köhle. Denn eigentlich geht ein menschlicher Körper ohne Schwimmbewegung unter und kommt nach einiger Zeit wieder nach oben. Außer eben, er ist beschwert oder verhakt.

Hund kann Leichen riechen

Geduldig wartet derweil Marco, ein deutscher Schäferhund, neben seinem Hundeführer Jörg Pantoulier. Marco ist ein sogenannter Leichenhund – und er darf mit aufs Wasser. „Die Gase von Leichen steigen an die Wasseroberfläche. Da kann er sie riechen“, erklärt Pantoulier. Marco ist nur ein Teil der Suchaktion. Der zweite ist ein Sonarboot. „Das scannt den Gewässergrund ab“, sagt Köhle. „Die Ergebnisse werden dann ausgewertet. Dann schauen wir eventuell mit Tauchern nach.“ 600 Meter ist die Suchfläche lang, an der breitesten Stelle 100 Meter breit, von der König-Ludwig-Brücke bis zur Theresienbrücke.

Dort hat sich in der Nacht zum Donnerstag das Geschehen abgespielt. Zwei in Füssen wohnende Italiener, 29 und 33 Jahre alt, hatten einen 48-Jährigen angepöbelt, sagt Füssens Polizeichef Edmund Martin. Der Ältere wurde zu Boden geschlagen, stand wieder auf, warf einen der Männer über die Brücke. Der andere schlug wieder zu, auch ihn stieß der 48-Jährige in den Fluss. Soweit sind die Ermittlungen. Der 29-Jährige rettete sich ans Ufer. Er ist mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen. Könnte der 33-Jährige nicht ebenfalls einfach aus eigener Kraft aus dem Lech gekommen und geflüchtet sein? Möglich wäre das, sagt Martin. Deshalb ist der Mann auch zur Fahndung ausgeschrieben. Der Körper könne aber auch durch das Wehr getrieben sein. Die Kraftwerksbetreiber in Roßhaupten und Füssen suchen deshalb die Rechen ab.

Die Sicht ist schlecht

Circa 30 Bahnen hat das Sonarboot gezogen. Die Auswertung der einzelnen Dateien dauert. „Es ist schon ein bisschen wie eine Suche im Heuhaufen“, gibt Köhle zu. Der Lech ist eben kein flacher Weiher mit ebenem Boden. Ein paar interessante Flecken haben die Beamten dennoch gefunden. Wieder geht es mit dem Boot raus.

Die Punkte werden erneut gescannt und mit Bojen markiert. Dann gehen zwei Taucher ins Wasser. „Weil ein Punkt so viel hergibt, dass es sich lohnt, runter zu gehen“, sagt Köhle. Wegen der vielen Sedimente sei die Sicht relativ schlecht, sagt ein Bootsführer.

Doch auch die Taucher finden nichts. Abends wird die Suchaktion eingestellt – ohne Ergebnis. Der dunkle Schatten hat sich als Baum herausgestellt.

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